Corona. Das Virus und die Demokratie – Neun Forderungen von „Mehr Demokratie“

Der Verein "Mehr Demokratie e.V.", die größte Nichtregierungsorganisation für direkte Demokratie, hat einen Forderungskatalog aufgestellt, wie die Politik grundsätzlich mit der Corona-Pandemie und den erforderlichen Maßnahmen umgehen sollte.

"Selten war die Unsicherheit, politische Entscheidungen zu fällen und zu begründen so spürbar wie in diesen Monaten," heißt es in dem Aufruf. "Zugleich verständigen sich viele Menschen darauf, sich um der Gefährdetsten willen solidarisch zu verhalten und tragen angeordnete Maßnahmen mit. Andere protestieren, wenn ihnen die Einschränkungen nicht einleuchten. Es bestehen Ängste, der Ausnahmezustand könnte zur Normalität werden. In aller Eile könnten Entscheidungen getroffen werden, die nicht nur unzureichend begründet und nicht mehr nachvollziehbar sind, sondern auch nicht alle Konsequenzen sorgfältig genug in den Blick nehmen. Die Solidarität der Menschen untereinander fußt auf dem Vertrauen in die Politik. Dies darf nicht verspielt werden."

Der Aufruf versucht, die begründeten Zweifel an den Corona-Maßnahmen auf demokratische Weise politisch wirksam werden zu lassen. Dies ist ein Gegenentwurf zu der Schwarz-Weiß-Malerei, die derzeit nur den angeblich solidarischen Mainstream mit den "alternativlosen" Maßnahmen kennt und auf der anderen Seite deren soziale Opfer, auch Besorgte um die Demokratie, in einen Topf wirft mit den rechten Kreisen, die die Krise für ihre obskuren Interessen nutzen wollen.

Sie können auf der Internetpräsenz des Vereins die 9 Forderungen für einen demokratischen Umgang mit der Krise unterstützen. [jdm]

Buchempfehlung: Edward Snowdon, Permanent Record – Meine Geschichte

Edward Snowdon, Permanent Record - Meine Geschichte im Fischer Verlag
Edward Snowdon, Permanent Record

In diesem im Fischer Taschenbuch Verlag in deutscher Übersetzung herausgegebenen Buch erzählt Edward Snowdon spannend, teilweise selbstironisch und sehr reflektiert über sein Leben und seine Entscheidung, als Datenspezialist und Geheimnisträger der NSA und CIA deren System der Massenüberachung öffentlich zu machen.

Den historischen Beschleunigungszeitpunkt für diese undemokratische Entwicklung in den USA sieht er in den Anschlägen vom 11. September 2001 auf das Empire State Buildung. Snowdon schreibt in seiner Autobiographie: " Bei den Anschlägen ... starben fast 3000 Menschen. Denk an alle Menschen, die Du liebst ... .All jene Menschen... : verschwunden. Die Ereignisse von 9/11 haben Lücken hinterlassen, klaffende Wunden. In Familien, in Gemeinschaften. Im Erdboden.

Nun halt Dir Folgendes vor Augen: In Amerikas anschließendem Rachefeldzug wurden mehr als eine Million Menschen getötet. Die zwei Jahrzehnte nach 9/11 waren geprägt von amerikanischer Zerstörungswut, durch die sich Amerika selbst zerstörte: mit geheimer Politik, geheimen Gesetzen, geheimen Gerichten und geheimen Kriegen, deren traumatische Auswirkungen, ja selbst deren Existenz die US-Regierung wiederholt unter Geheimhaltung gestellt, verleugnet, dementiert und verfälscht hat... . Am 12. September war der erste Tag einer neuen Ära ... gestärkt durch ... Mitgefühl der ganzen Welt. Im Rückblick hätte mein Land so viel aus dieser Chance machen können. ... Stattdessen zog Amerika in den Krieg." [jdm/Zitate Edward Snowdon, Permanent Record]

Elser und das Attentat vom 8. November 1939

Georg Elser

Am 8. November 1939 scheiterte das Attentat mit einer zeitgesteuerten Bombe von Georg Elser auf Adolf Hitler und die Führung der NSDAP im Münchener Bürgerbräukeller. Hitler hatte das Lokal entgegen der ursprünglichen Planung 13 Minuten früher verlassen. 13 Minuten entschieden damals über das Schicksal des 20. Jahrhunderts und vor allem auch des jüdischen Volks.

Elsers Motiv bestand darin: "Ich habe den Krieg verhindern wollen." Der 1903 geborene Georg Elser war ein schwäbischer solider Handwerker und von einem starkem Gerechtigkeitssinn geprägt. Ohne sich übermäßig zu engagieren, wählte er immer kommunistisch und gehörte für kurze Zeit dem Roten Frontkämpferbund an. Zudem spielte er Flöte, Ziehharmonika, Kontrabass und war Mitglied beim örtlichen Trachten- und Gesangsverein. (Quelle)

Elser war sich bewusst, dass Deutschland auch nach dem Tod Hitlers nicht demokratisch werden würde, aber er hoffte zumindest den Krieg verhindern zu können. Beides gelang nicht. Die Nazi-Justiz sah in ihm einen britischen Agenten; und auch die Sozialdemokraten und Kommunisten konnten mit dem Einzelgänger nichts anfangen.

Von der deutschen Nachkriegsgesellschaft wurde Elser nicht als Widerstandskämpfer anerkannt. Das änderte sich erst als Peter-Paul Zahl 1982 das Theaterstück "Johann Georg Elser. Ein deutsches Drama" veröffentlichte, das dann von Peymann im Bochumer Schauspielhaus im selben Jahr inszeniert wurde. Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand hat Elser eine eigene Internetseite gewidmet. Wolf Reiser, ein Verwandter von Elser und Journalist, zeichnet auf Telepolis die Lebensgeschichte Elsers nach. [jdm]

Vermögen der deutschen Oligarchen seit 2009 um 175% gestiegen

Wir haben uns alle durch die ständigen Wiederholungen daran gewöhnt, bei den Superreichen in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion von Oligarchen zu reden.

Milliardärsreport 2020
Milliardärsreport 2020

Dass wir selbst in einer Oligarchie leben und von wenigen Oligarchen bzw. ihren Vertretern regiert werden, wird einfach ausgeblendet. Der neue Milliardärsbericht der Schweizer Bank UBS und von PricewaterhouseCoopers (PwC) weist aus, dass mit einem Gesamt-Milliardenvermögen von 10,2 Billionen US-Dollar Ende Juli 2020 ein neuer Höchststand erreicht ist. Dieses Niveau übertreffe den vorherigen Höchststand von 8,9 Billionen USD.

Besitzer dieses unglaublichen Vermögens sind weltweit 2.189 Milliardäre. Die in Deutschland lebenden Milliardäre haben ein Vermögen von 594.9 Milliarden US-Dollar. Damit ist ihr Vermögen seit 2009 um 175% gestiegen. Die Milliardäre in Russland besitzen dagegen „nur“ 467.6 Mrd USD. (mehr …)

Coronavirus besser mit Gesundheitsschutz statt Repression bekämpfen

Screenshot von der EZ-Facebook-Seite
Screenshot von der EZ-Facebook-Seite

Der Umgang mit den Corona-Verstößen im Landkreis Cloppenburg zeigt, wie leichtherzig derzeit allgemein Grundrechtseinschränkungen hingenommen werden. Auch über die Existenzbedrohung für Selbständige, die ihr Einkommen mit eigener Arbeit erwirtschaften, wird leichtherzig hinweggegangen. Ein Kommentar auf der Facebookseite der Ems-Zeitung fordert gar „Lizenzentzug, auf Zeit oder dauerhaft, vielleicht schreckt das ab und die Betreiber nehmen die Sache mal ernst. Außerdem sollte die Datenerfassung irgendwie digitalisiert werden mit Fotoabgleich.“ (mehr …)

Antikriegstag 2020 Esterwegen

Schüler und Lehrer der BBS Papenburg setzten sich mit Fake-News auseinander
Schüler und Lehrer der BBS Papenburg setzten sich mit Fake-News auseinander
Georg Scharnweber, Sohn des „Moorsoldaten“ Hans Möller
Georg Scharnweber, Sohn des „Moorsoldaten“ Hans Möller

Auf der Anti-Kriegstagsveranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) und der Deutsch-Niederländischen Initiative 8. Mai auf dem Esterweger Lagerfriedhof zogen die Veranstalter und die Redner einen Bogen von der Unterdrückung durch das Nazi-Regime über das Problem des Hasses und der Intoleranz in der politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung bis zu der realen Kriegsgefahr, die derzeit von der Nato-Kampagne gegen Russland ausgeht. Hier nannte Jörg Meinke, der Sprecher der Deutsch-Niederländischen Initiative 8. Mai speziell die US-Manöver direkt an der russischen Grenze.

Wasserpfütze auf Kundgebungsplatz
Wasserpfütze auf Kundgebungsplatz

Der Regen hatte die schlechten Bedingungen auf der Pflasterfläche und auf den schiefen, glatten Wegen der Gedenkstätte deutlich gemacht. Die Kundgebungsteilnehmer standen praktisch um die Pfützen herum.
Der Redner Georg Scharnweber, ein Sohn des KZ-Häftlings Hans Möller, rutschte bei der Kranzniederlegung aus und lag auf dem Pflaster vor dem Gedenkstein.

Hallo-Wippingen hat den Zustand der Gedenkstätte schon mehrfach zum Thema gemacht. Vielleicht könnte auch der DGB sich bei den zuständigen Behörden mal zum Zustand der Begräbnisstätte äußern. [HM/jdm]

Die Corona-Krise ist eine soziale Krise

An der Kritik an den Anti-Corona-Demonstranten zeigt sich wieder  - wie beim Aufstieg der AFD - die Hilflosigkeit von bürgerlich Liberalen und auch Linken, mit rechten Bewegungen argumentativ umzugehen. Stattdessen einigt man sich auf simple Beschimpfungen und Schikanen, die dann von den Richtern verhindert werden müssen.

Sogar der Deutschlandfunk, der sonst vorn  bei dieser verfehlten Strategie dabei ist, ließ nach der Berliner Demo vom Wochenende den Kommentator Stephan Detjen, Chefkorrespondent von Deutschlandradio, zur Mäßigung aufrufen. Dabei kann man die Corona-Bekämpfung auch als eine soziale Frage betrachten und die Corona-Maßnahmen kritisieren, weil sie vornehmlich Repressionen darstellen und die durch Corona offen gelegten Schwachpunkte unserer sozialen Verfassung, wie z. B. überfüllte Klassen, oder schlecht bezahlte Beschäftigte und profitorientierte Ökonomisierung im Gesundheitswesen, nicht angehen. Die Corona-Krise wird genutzt, um Konzernen ungeniert Milliarden € an Staatshilfen zu überweisen, aber bei den viel gerühmten „systemrelevanten“ Arbeitern und Angestellten kommt nichts an. (mehr …)

Anlässlich des Antikriegstages Kundgebung in Esterwegen

Am 1. September ist Antikriegstag! Ein wichtiges Datum, um zu zeigen, dass wir die Hoffnung auf Frieden nicht aufgeben und von der deutschen Außenpolitik verlangen, dafür einzustehen! Gerade jetzt, wo die Bundesregierung jede Gelegenheit nutzt, um mit unbewiesenen Anschuldigungen gegen Russland zu hetzen, ist es wichtig gegen die Militarisierung der deutschen und europäischen Politik zu protestieren.

Bundeskanzlerin Merkel forderte Russland auf, sich in Weißrussland nicht einzumischen. Gleichzeitig fordert ihre Partei aber Sanktionen gegen Weißrussland. Es besteht die Gefahr, dass damit eine Demokratiebewegung durch die Einmischung der EU-und Nato-Staaten instrumentalisiert wird und am Ende ein zerstörter Staat steht - wie es die EU in der Ukraine und in Syrien schon einmal praktiziert haben. In der Ukraine wurden vom Westen faschistische Gruppen unterstützt, die heute dort das Militär dominieren und die Versuche des Präsidenten, zu einer friedlichen Normalität zu kommen, torpedieren; in Syrien unterstützte der Westen die menschenverachtenden Al Kaida-Terroristen.

Anlässlich des Antikriegstages findet auf der Begräbnisstätte Esterwegen am 6. September um 18 Uhr eine vom Deutschen Gewerkschaftsbund Kreisverband Nördliches Emsland veranstaltete Mahnveranstaltung statt. Zum Programm siehe das Plakat. [jdm]

Ragip und Zabit Tulji bekommen drei Monate Zeit

Für die beiden von Abschiebung bedrohten Brüder Ragip und Zabit Tulji gibt es jetzt eine Aufschub von drei Monaten, um die nötigen Papiere zu besorgen. Die liberalen Politiker Ferhat Asi, Marion Terhalle, Jens Beeck und Tobias Kemper haben gemeinsam mit Ragip Tulji die Petition mitsamt fast 6000 Unterschriften an den zuständigen Dezernenten im Landkreis Michael Steffens übergeben. Die Ems-Zeitung berichtete heute. [jdm]

Jetzt geht es den Falschmeldungen aber an den Kragen, oder?

Wie der Deutschlandfunk gestern (21.07.2020) meldete, habe Facebook gemeinsam mit externen Faktenprüfern drei Fragen entwickelt, die dabei helfen sollten, Falschmeldungen zu erkennen. Die Fragen lauten „Woher stammt dieser Inhalt?“, „Was fehlt?“ sowie „Welche Gefühle löst ein Beitrag aus?“

Für die Entwicklung dieser simplen Fragen, die jeder Mensch mit einem Minimum an Medienkompetenz nach fünf Minuten aufs Papier gebracht hätte, arbeitete Facebook unter anderem mit dem Recherchebüro Correctiv zusammen.

Wenden wir diese Fragen doch einmal kurz auf die Kampagnen in unserer Presse gegen Russland und China an. (mehr …)

Emsländer fordern: Lasst Ragip und Zabit bleiben!

Die Ems-Zeitung berichtete am 13.07.2020 über die beiden Papenburger Brüder Ragip und Zabit Tulji, die obwohl hier geboren, vom Landkreis Emsland mit der Abschiebung bedroht werden, wenn sie nicht bis zum 22.07.2020 Identitätsnachweise beibringen. Das ist ihnen aber gar nicht möglich.

Online-Petition für Ragip und Zabit Tulji
Zur Onlie-Petition

Der Papenburger FDP-Politiker Ferhat Asi hat die beiden unterstützt und ermutigt, sich mit einer Online-Petition die Unterstützung der Öffentlichkeit zu holen. Hier kommen Sie zur Petition, die derzeit (Stand 19.07.2020, 13.25 Uhr) schon von 5036 Personen unterstützt wird.

Die beiden sind im Papenburger Kinderheim aufgewachsen und das Jugendamt des Landkreises war für die beiden verantwortlich. Aber der Landkreis hat sich nicht um die Klärung ihrer Rechtsstellung gekümmert, sondern einfach abgewartet, dass die beiden 18 Jahre alt werden und der Landkreis die Verantwortung los ist. Das ist anscheinend beim Jugendamt des Landkreises Emsland ein übliches verantwortungsloses Vorgehen, wie ein anderer fast identischer Fall zeigt. [jdm]

Teilerfolg für die Petition „Den 8. Mai zum Feiertag machen“

Der Kieler Landtag hat beschlossen den 8. Mai zum Gedenktag zu machen. Damit ist Schleswig-Holstein das sechste Bundesland, in dem der 8. Mai ein Gedenktag ist. Ein wichtiges Zeichen ist, dass sich sämtliche im Landtag vertretenen demokratischen Parteien für den 8. Mai als Gedenktag ausgesprochen haben. Erfreulich ist auch, dass der Kieler Landtag die Landesregierung von Schleswig-Holstein auffordert sich dafür einzusetzen, dass der 8. Mai ein nationaler Gedenktag wird. (mehr …)

Prozess um Lübcke-Mord: Verflechtungen von Verfassungsschutz und Neonazis sollen außen vor bleiben

Die Ems-Zeitung schrieb in ihrem dpa-Bericht „Auge in Auge mit dem mutmaßlichen Mörder“ vom 17.06.2020, der mutmaßlich rechtsextremistisch motivierte Mord an dem Regierungspräsidenten Walter Lübcke habe vor gut einem Jahr Schockwellen in Deutschland ausgelöst.

Das habe ich anders in Erinnerung. Mir ist in Erinnerung geblieben, dass die Presse im Gegenteil sehr verhalten reagiert hat und sogar über Suizid spekuliert wurde. In der NOZ wurde zunächst auf der Seite für Vermischtes berichtet. Die „Schockwellen“ wurden eher durch die Hinweise und Berichte von antifaschistischen Gruppen angeschoben. (mehr …)

8. Mai Tag der Befreiung – VVN fordert arbeitsfreien Feiertag

Der Krieg in Wippingen war schon am 10. April 1945 zu Ende, als kanadische Soldaten von Neudörpen kommend in Wippingen einfuhren. Deutsche Soldaten hatten noch am Vorabend auf der Strootburg an der Straße nach Neubörger die Brücke über die Beeke gesprengt.

Die kanadischen Soldaten überließen die Besetzung des Emslandes in der Folgezeit der polnischen Heimatarmee. Diese requirierten die Lehrerwohnung in der alten Schule und das Haus von Familie Johann Kuper für ihre Verwaltung und als Unterkünfte. Familie Kuper wurde dann von der Verwandtschaft Kuper-Wöste aufgenommen und Lehrer Wilhelm Jansen zog um in sein eigenes Haus an der Stelle der heutigen Gaststätte Zum Herzog. (mehr …)

Solidarität ist mehr als Betten nach Italien zu schicken

Deutschlandfunk - Interview mit Notker Wolf am 14.04.2020

Der Benediktiner Notker Wolf warnte heute in einem Interview mit dem Deutschlandfunk davor, dass die Gesellschaft in der Corona-Krise unmenschlich werde, ohne es zu bemerken.

„Wenn ich nicht einmal mehr im Freien auf einer Bank ein Buch lesen darf, dann muss ich sagen: hier sind Grenzen überschritten…“, betont der Benediktiner und macht sich Sorgen, „dass man diese Beschneidung der menschlichen, der individuellen und demokratischen Freiheiten soweit treibt.“ Hier werde möglicherweise übers Ziel hinaus geschossen.

Solidarität zeige sich nicht nur in der richtigen Befolgung der Schutzmaßnahmen. Es sei aber auch wichtig, nicht nur angstvoll an Sicherheit zu denken und dabei Gefahr zu laufen, unmenschlich zu werden ohne es zu bemerken. Zentrale ethische Werte blieben auf der Strecke, so zum Beispiel der Wunsch nach einem menschenwürdigen Tod.

Aber es gelte auch die fatalen Folgen zu bedenken, die der jetzige Lockdown weit über die Grenzen Deutschlands hinaus habe. Millionen von Menschen verlören ihre Arbeit und ihren Lebensunterhalt.

„Im Moment denken wir nur an uns. Vielleicht sind wir noch ein bisschen solidarisch, wenn wir Betten nach Italien liefern oder von dort ein paar Kranke aufnehmen bei uns zur Behandlung. Aber ich denke auch an die Flüchtlingslager. Was passiert dort? Wer denkt noch ein bisschen weiter: an die Kriege?“

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hat kürzlich einen weltweiten Waffenstillstand gefordert. Papst Franziskus, der Weltkirchenrat und andere schlossen sich dem Appell an. Sie forderten zudem die Aufhebung von Wirtschaftssanktionen, durch die Länder wie Syrien oder der Iran das Virus nicht wirkungsvoll bekämpfen könnten. Bei Politikern fänden solche Aufrufe aber bislang kaum Gehör, bedauert Notker Wolf: Kriege seien mindestens ebenso tödlich wie das Corona-Virus. [jdm / Quelle DLF]

Alle reden von Solidarität – die Konzerne nutzen sie aus

Bis heute lagen der staatlichen Förderbank KfW 443 Anträge über insgesamt rund 7,4 Milliarden Euro aus der Corona-Hilfe vor. Rein rechnerisch handelt es sich demnach um Anträge auf jeweils etwa 16 Mio. €. Aber, sagte eine KfW-Sprecherin laut dem t-online-Portal, "Wir erhalten Kreditanträge über alle Größenklassen verteilt, der Schwerpunkt liegt jedoch bei kleinvolumigeren Kreditanträgen bis eine Million Euro".

Also ist es eher so, dass einige ganz Große ganz große Kredite abgreifen. Das Hilfspaket der Bundesregierung sieht 600 Milliarden Euro zur Unterstützung von Großunternehmen vor, 50 Milliarden Euro für kleine Firmen und Selbständige.

Dabei beschäftigen kleine und mittlere Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern 58 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Deutschland, das sind insgesamt knapp 18 Millionen.(Quelle wsws.org) Über die Existenznöte der vielen Kleinunternehmen und Selbständigen sind die Zeitungen jetzt ja voll. Die Bundesregierung und die Unternehmerverbände nutzen diese, jedem verständlichen Nöte, um in der Krise die Konzerne mit Staatsgeld zu mästen.

Heute wurde auch bekannt, dass H&M, Adidas und Deichmann keine Miete mehr zahlen wollen. Sie nutzen damit eine Sonderregelung, die eher für plötzlich vor dem finanziellen Aus stehende Familien und kleine Selbständige gedacht war. Große Konzerne verweigern hier anderen (Immobilien-)Konzernen ihr Geld und jetzt fordern beide zusammen vom Staat, ihnen ihre Verluste zu ersetzen. Als der Mietendeckel in Berlin diskutiert wurde, waren die Immobilienkonzerne noch der Meinung, hier habe der Staat nichts mitzureden.

Und Deichmann, Adidas und H&M sind nicht bekannt dafür, dass sie den Herstellern ihrer Produkte, den ausgebeuteten NäherInnen in Kambodscha oder Bangladesch, je auch nur den Dreck unter dem Nagel gegönnt hätten. Bei diesen Ausbeutungsverhältnissen haben diese Konzerne sich auf ihre unternehmerische Freiheit berufen und die Ausbeutungsverhältnisse mit schönfärberischen Labels kaschiert. [jdm]

Begräbnisstätte Esterwegen

Vielleicht hat unser Bericht vom 22.03.2020 etwas bewirkt: Der in einem anderen Baum hängende Baum ist am Boden, die Äste sind weg, und das Gras ist gemäht.

Wenn man sich nun noch mit dem schiefen Zaun und dem unebenen Weg beschäftigen würde, wäre es insgesamt schon gut. [HM]

Boris Johnson verstaatlicht Verluste der britischen Eisenbahngesellschaften

Gutgehende staatliche Betriebe zur Daseinsvorsorge werden mit Hilfe ihrer neoliberalen Agenten in der Politik gerne für billiges Geld an private Konzerne verkauft - angeblich, weil die Privaten besser wirtschaften könnten. In Großbritannien werden aktuell die Verluste der einst privatisierten Bahngesellschaften vom Staat übernommen. In Deutschland waren die Gesundheitsminister vor drei Wochen noch unterwegs um für die Schließung öffentlicher Krankenhäuser zu werben. Und für die aktuellen Konzernunterstützungen hat die Bundesregierung gerade das Dogma der "Schwarzen Null" aufgegeben. Das sollten wir uns merken, damit nach dem Ende der Coronakrise nicht wieder die alten Märchen aufgetischt werden. (mehr …)

Begräbnisstätte Esterwegen zeigt sich wieder in unwürdigem Zustand – Vergleich mit Soldatenfriedhof

In diesen Zeiten, wo Geselligkeit nicht sehr gefragt ist und Spaziergänge einen Höhepunkt der Freizeitgestaltung darstellen, kommt man auch mal wieder an der Begräbnisstätte Esterwegen vorbei.

Begräbnisstätte Esterwegen 03/2020
Begräbnisstätte Esterwegen 03/2020

Es zeigt sich das für die unwürdige Behandlung dieser Erinnerungsstätte durch die zuständigen Behörden übliche vernachlässigte Bild. Jetzt direkt nach Winterende ist natürlich keine supergepflegte Anlage zu erwarten.

Abgestorbener Baum auf Begräbnisstätte Esterwegen 03/2020

Aber die Begräbnisstätte zeigt sich regelmäßig in einem verwahrlosten Zustand. Jetzt ist ein Baum auf halber Höhe (hinter dem Zaun zum Nebengelände) abgebrochen und hängt in einem anderen Baum. Von hier könnte er auf den Friedhof fallen, wie der bereits dort liegende Ast und könnte im unglücklichsten Fall einen Besucher treffen. Auch das Gräberfeld ist übersät mit herabgebrochenen Ästen und Zweigen.

Deutscher Soldatenfriedhof La Cambe in Frankreich - Linlk zur Homepage

Wie unwürdig der Umgang mit den Toten der Emslandlager ist, zeigt ein Vergleich mit einem deutschen Soldatenfriedhof in der Normandie/Frankreich. Die Gewerkschafter, Politiker aus Deutschland und ganz Europa und auch die Soldaten aus Russland und Polen, die im Kampf gegen die Nazis hier im Emsland zu Tode gequält wurden, werden auch nach dem Tode vom deutschen Staat missachtet, aber diejenigen, die im Auftrag des deutschen Naziregimes unser Nachbarland Frankreich besetzt haben, werden mit einem vorbildlich gepflegten Friedhof "geehrt". [jdm/ HM]

Martin Sonneborn und viele weitere fordern: Julian Assange aus der Haft entlassen

Screenshot von "Assange-helfen.de"

Heute stellten Günter Wallraff (Investigativjournalist), Sigmar Gabriel (Bundeaußenminister a.D.), Gerhard Baum (Bundesinnenminister a.D.) und Sevim Dagdelen (MdB) in der Bundespressekonferenz in Berlin den Appell "Julian Assange aus der Haft entlassen" vor, der von weit mehr als 100 Prominenten aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Medien unterzeichnet wurde. Auch Sie können unterzeichnen! [jdm]

Regierungssprecher Seibert zu Appellen zur Freilassung von Assange: Unsere Haltung wird sich nicht ändern

Bundespressekonferenz

Am 6. Februar wird eine parteiübergreifende Initiative, getragen unter anderem von Außenminister a. D. Sigmar Gabriel, einen Appell zur Freilassung von Julian Assange vorstellen. Sogar Mithäftlinge haben sich für Assange eingesetzt. Nur die Bundesregierung kümmern Folter und juristische Verfolgung von Journalisten durch die Verbündeten nicht. (mehr …)

Assange weiter im britischen Gefängnis, weil er Journalist ist

Der spanische Strafgerichtshof untersucht derzeit, ob die Sicherheitsfirma Undercover Global den Wikileaks-Gründer und dessen Besucher in der ecuadorianischen Botschaft in London illegal überwachte und ihre Informationen an US-Geheimdienste weiterleitete. Das Recht des Wikileaks-Gründers auf vertrauliche Gespräche mit seinen Anwälten sei dadurch verletzt worden.

Das Verfahren könnte Auswirkungen auf eine mögliche Auslieferung an die USA haben. Der Ausgang des Verfahrens gilt als entscheidend für die Chancen Assanges, einer Auslieferung in die USA zu entgehen. (mehr …)

Die Anbiederung der Schüler-Union bei der AFD

Deutschlandflagge, die Europaflagge und die Flagge von Baden-Württemberg

Die Schüler-Union (SU) – eine Jugendorganisation der CDU – hat auf dem CDU-Parteitag einen Antrag eingebracht, dass vor den Schulen in Deutschland dauerhaft drei Fahnen wehen sollen: die Deutschlandflagge, die Flagge des jeweiligen Bundeslandes und die Europaflagge.

Man kann das für Realsatire halten, wie z.B. der Philologenverband, kann aber nicht wirklich lachen. Denn dieser Antrag zeigt, dass die Jungen in der CDU nicht schnell genug auf die Nazis von der AFD zugehen können. (mehr …)

Als es die DDR noch gab, …

Nachdem das Fernsehen und die gedruckte Presse ausgiebig über den Mauerfall berichtet haben und dabei das Wort Freiheit und Reisefreiheit inflationsartig gebraucht wurde, über Arbeiterrechte, Frauenrechte, Antikolonialismus oder Antifaschismus aber nicht geredet wurde, hier einige Erinnerungssplitter anderer Art:

Als es die DDR noch gab, traute sich keine deutsche Kriegsministerin zu fordern, dass die deutsche Armee für weltweite Einsätze z.B. In Asien aufgerüstet werden müsse. [jdm] (mehr …)