Der Landesvorstand der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Niedersachsen/Bremen (AbL) kann über die rasche und unreflektierte Reaktion landwirtschaftlicher Verbände und der vor- und nachgelagerten Agrarindustrie auf den Krieg nur staunen.

In einer Pressemitteilung erklärt Ottmar Ilchmann, Mitglied des Landesvorstands: “Von Deutschland aus die Welt ernähren, davon träumen gerne die Exporteure. Die bäuerlichen Betriebe, das wissen wir vom Schweine- und Milchmarkt, leiden darunter, dass sie eben nicht zu „Weltmarktpreisen“ produzieren können.“ Trotz längst erreichter Einigungen über die Zukunft des Agrarsektors in der Zukunftskommission Landwirtschaft oder auch im Niedersächsischen Weg wolle man „alles auf den Prüfstand“ stellen, als ob es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse geben würde, die Forderungen der Verbraucher ignoriert werden könnten und der Klimawandel bereit
sei, solange vor der Tür zu warten.

So wäre die aktuelle Verschiebung entsprechender Verordnungen der EU-Kommission (Pestizidreduktion, farm-to-fork Strategie, Extensivierung und Förderung der Biodiversität) kein Erfolg sondern ein Pyrrhus-Sieg. Auch die aufgeregten Diskussionen im niedersächsischen Landtag in Richtung einer „Produktionsschlacht“ führten in die Sackgasse. Die Gefahr, dass sich Bauernvertretungen wieder einmal ins gesellschaftliche und wissenschaftsbasierte Abseits schössen, sei aus Sicht der AbL naheliegend.

Ilchmann verweist auf drei beispielhafte Aspekte :
Auf ökologischen Vorrangflächen seien keine Höchsterträge zu erwarten, falls diese Äcker überhaupt weizenfähig seien. Zudem würden auf ihnen häufig Körnerleguminosen (Erbse/Bohne) angebaut und erzeugten so eigenes Eiweißfutter, was eine sehr sinnvolle Strategie sei.

Die Forderung nach Aussetzen der 4 % Stilllegungsverpflichtung gehe ins Leere. Die Hochrechnungen über eine angebliche Steigerung der Erzeugung entbehrten jeder Grundlage. Und wer die Intensivierung der Beregnung fordere, scheine keine Kenntnis vom Dürremonitor der Helmholtzgesellschaft zu haben. Dort werde klar beschrieben, dass wir einen hohen Grundwasserverlust haben und das sich dieser Trend leider in Zukunft verstärken könnte.

Ottmar Ilchmann: “Wer wirklich mehr Lebensmittel für die menschliche Ernährung anbauen will, der muss die Probleme angehen, die ohnehin auf der Agenda stehen: …– z. B. Anpassung der Tierzahlen an die … verfügbaren Futtermengen!“ Auch das Ende der Beimischung zum sogenannten Biosprit sei sinnvoll. Mit wenigen Prozent der auf Biogasflächen installierten Photovoltaik erreiche man den gleichen Stromertrag!

Ilchmanns Vorstandskollege Eberhard Prunzel-Ulrich ergänzt: “Wir brauchen Mut und Phantasie, die etablierten Produktionssysteme zu hinterfragen. Die AbL wünscht sich eine ökologische Intensivierung. Dafür brauchen wir mehr direkten Nahrungsmittelanbau, z.B. von Gemüse und Obst, Weidemilch und eine vielfältige Fruchtfolge mit hofnahen Wirtschaftskreisläufen. Damit sich diese Art der Erzeugung zukünftig mehr lohnt, muss sie über bessere Erzeugerpreise und eine zielgerichtete Verteilung der GAP-Fördermittel in Wert gesetzt werden.” [PM Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft/ HM]