Hermann-Josef Pieper war bisher als SPD-Mitglied lange Jahre das einzige Nicht-CDU-Mitglied des Gemeinderates. Weil er sich mit der SPD-Politik nicht mehr identifizieren konnte, trat er dort im letzten Jahr aus. Das bedeutete aber nicht, dass er sich aus der Gemeinderatsarbeit verabschieden wollte – im Gegenteil. Er gründete deshalb mit anderen Wippingern die Wippinger Liste, um auch außerhalb der CDU ein Angebot zur Beteiligung an der Gemeindepolitik machen zu können.

Der CDU-Ortsverein nahm diese Gründung der WL anscheinend als eine solche Bedrohung wahr, dass sie sich nicht nur mit den Riesen-Stellschildern in der Ortsmitte außergewöhnlich stark optisch darstellte, sondern sie tritt auch mit einem Bürgermeisterkandidaten an.

Das ist ein absolutes Novum. Noch bei der letzten Gemeinderatswahl ließ der noch amtierende Bürgermeister Hermann Gerdes vor der Wahl durchblicken, er wisse nicht, ob er als Bürgermeister kandidiere, wenn er nicht genügend Stimmen – und damit die Anerkennung für die bis dahin geleistete Arbeit – bekomme. In Wippingen war es bisher immer üblich, dass man erst geschaut hat, wer hat es denn in den Gemeinderat geschafft und wer ist denn willens, den Bürgermeister zu machen. Das ist auch eine Konsequenz aus dem Wahlgesetz: Die Wähler können nämlich gar nicht einen Bürgermeister wählen, sondern sie wählen „nur“ die Gemeinderatsmitglieder und diese wählen aus ihrer Mitte den Bürgermeister.

Mit diesem Vorgehen hat die CDU jetzt gebrochen. Es fällt einem nur ein Grund ein, der dazu geführt haben könnte: Die Wippinger Liste. Hermann Gerdes hat in der Öffentlichkeit mehrfach betont, dass man sich in diesem kleinen Gemeinderat nie auf Fraktionsgeklüngel zurück gezogen habe und immer kollegial mit Hermann-Josef Pieper zusammen gearbeitet habe. Johannes Kuper äußerte sich ähnlich, als er nach dem Tod von Barbara Klapprott Hermann-Josef Pieper als dritten Bürgermeister vorgeschlagen hat und der Gemeinderat ihn einstimmig gewählt hat. Auch Pieper hat sich immer lobend über das Klima im Gemeinderat geäußert. Um so deutlicher fällt jetzt bei Pieper die Enttäuschung über das Vorgehen der CDU aus.

Er wendet sich mit einem Offenen Brief an die Wippinger. Von seinem Amt als dritter Bürgermeister ist er zurückgetreten. Auch die Verwaltung der Mehrzweckhalle möchte er derzeit nicht mehr übernehmen. [jdm]