Bahnhof Kluse
Bahnhof Kluse 1908

Der Bahnhof Kluse spielte nicht nur für Wippingen und Steinbild-Ahlen eine große Rolle, sondern auch für die Bauern in Neubörger und Börger. Hatte ein Bauer in Börger ein Rind an den Viehhändler verkauft, wurde auch erwartet, dass er dieses Rind zu einer vereinbarten Zeit auf dem Bahnhof Kluse ablieferte. Lastwagen und andere Arten von Viehtransporten gab es nicht und so musste das Vieh von Börger durch das damals noch vorhandene Moor nach Kluse getrieben werden oder am Strick dorthin geführt werden.

Thea Grüter-Deters sammelte einige Informationen aus erzählten Erinnerungen. Die Bauern gingen zu Fuß mit dem Vieh entlang des damaligen Deverweges, kamen dann östlich der heutigen Hausstelle Püngel 13 in die Nähe von Wippingen. Der weitere Weg führte über die Fleierei bei den Sonderburger Sandkuhlen über einen Schlingelweg hinter den Hausstellen Eiken/Hömmen (Fleer 6) und Ficker (Fleer 4) vorbei und mündete auf die Fleerstraße. An der Beeke führte ein Sandweg weiter über den Elsebrook Richtung Tieben (Strootburg 4) und zweigte dann Richtung Deters Altbau (jetzt Warengenossenschaft) ab.

Kopfsteinpflaster-Straße von Wippingen nach Kluse: links Fahrradweg, rechts Spur für Pferdewagen

100 m weiter auf der heutigen Hofstelle Frericks (Schoolbrink 10) betrieb die Familie Tangen eine Dorfschenke. Hier konnte nach dem langen Fußmarsch eine Pause eingelegt werden und etwas getrunken werden. Dann ging es weiter über einen heute nicht mehr vorhandenen Sandweg direkt gegenüber, der über die heutigen Felder bis Grüter-Deters (Heyenhorst 4) bis zur „Stroate“ (Straße) führte. Diese „Stroate“ zwischen Hackmann und Kaiser war tatsächlich schon seit Ende des 19. Jahrhunderts die einzige ausgebaute Straße in Wippingen mit Kopfsteinpflaster und hatte deshalb ihren Namen bekommen. Seit 1938/39 wurde vom Heyenhorst gesprochen.

Im Jahre 1905 wurde mit dem Ausbau der Straße von Kluse bis zur Grenze von Neubörger begonnen, ebenfalls aus Kopfsteinpflaster. Sie wurde von Wippingen bis Kluse in gerader Linie ausgeführt mit einem Fahrradweg (Schotter) an der linken Seite und einem Pferdewagenweg an der rechten Seite. Die Strecke von Kluse bis Neubörger betrug 6,015 km. Im ganzen Verlauf säumten Bäume verschiedener Arten die Straße.

Gaststätte Grüter Kluse

Für den Rindertransporteur aus Börger waren also noch ca. 4 km in der Wagenspur neben der Straße zurück zu legen, bis man totmüde beim Bahnhof ankam. Dort wartete der Händler und half das Vieh in den Waggon zu treiben. Der Kaufpreis wurde in bar ausgezahlt und als weiteren Lohn konnte man in die Wirtschaft Grüter einkehren. Darüber, dass manche dann dort versackten und vom mühsam erwirtschafteten Geld zu wenig nach Hause brachten, gibt es verschiedene Erzählungen.

Der Bauer aus Börger musste jetzt noch den ganzen mühsamen Fußweg durch das Moor nach Börger zurückgehen.

Die schnurgerade Wegführung von Wippingen nach Kluse wurde 1935 geändert, als der Bau des Seitenkanals Gleesen-Papenburg (bei uns als Ems-Seitenkanal bekannt) begann. Die Straße nach Kluse erforderte eine Brücke über den Kanal. Für diese Brücke wurde beginnend beim Haus Pieper bis Kruth auf der Kluser Seite ein Auffahrtdamm aufgeschüttet. Auch die Brückenköpfe wurden schon errichtet. Für die Bauzeit musste die Straße umgeleitet werden. Und diese Umleitung fahren wir heute noch, weil der Kanal und somit die Brücke nie fertig gestellt wurden. [jdm/ Quellen: Thea Grüter-Deters, Loxen Wippingen Band III Heyenhorst-Schoolbrink]