Zur Geschichte des Wippinger Zwangsarbeiterlagers und des Flüchtlingsheims
Als Annemarie und Josef Stein 1970 beschlossen, sich ihr Haus zu bauen, hatten sie einen Bauplatz ausgesucht, der unbestreitbare Vorteile für sie hatte: Er befand sich genau gegenüber von ihrer beider Arbeitsplatz, dem Landmaschinenhersteller Wester, heute Hawe Wester. Ein morgendlicher Weg zur Arbeit von etwa 50 Meter Luftlinie, das hatte etwas für sich.

Das Gelände befindet sich von Werpeloh kommend in Wippingen kurz hinter dem Ortsschild rechts mit der Adresse Zum Turm 19. Es war damals im Besitz der Gemeinde und auf ihm standen alte baufällige Baracken.

Aus baurechtlichen Gründen musste der Baubestand berücksichtigt werden und so steht das Haus der Steins zum Teil auf den Grundmauern eines geschichtsträchtigen Gebäudes. Von 1941 bis 1945 existierte hier ein Lagergebäude für die Zwangsarbeiter, die die deutschen Truppen nach Deutschland verschleppt hatten. Nach dem Krieg wurde dieses Gebäude für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt.

Annemarie Stein war die Geschichte des Gebäudes noch zum Teil aus eigener Anschauung bewusst. Aber in der letzten Zeit befasste sie sich intensiver damit. Vor allem im Gespräch mit Hermine Wester, der Frau ihres früheren Chefs, konnte Annemarie Stein einiges aus der Geschichte rekonstruieren. Hermine Wester ist eine geborene Klaas und verbrachte ihre Kindheit praktisch nebenan und ihr Erwachsenenleben direkt gegenüber.

Das Wippinger Flüchtlingsheim im Jahr 1968
1940 stand auf dem beschriebenen Gelände lediglich das Spritzenhaus. Dieses ist vermutlich 1908 gebaut worden, als das Spritzenhaus auf dem Tiekenhof nicht mehr genutzt werden konnte, nachdem die Familie Klaas den Hof erworben hatte. Gegen Ende des Krieges im Februar 1945 nutzte eine auf den Höfen Klaas und Meyer einquartierte Wehrmachtskompanie das Spritzenhaus als Offiziersbüro. Die Kinder spielten nach Kriegsende mit dem dort zurück gebliebenen Kartenmaterial.

Das Spritzenhaus wurde auch als Arreststube für die Dorftrinker genutzt, wenn diese Ärger machten. Z. B. auf dem Schützenfest, das bis 1961 auf dem Gelände gegenüber gefeiert wurde. Vor dem Bau des Hauses Wester (1959) mit der Landmaschinenschmiede (1958) war auf dem Westergelände (und dem Hofgelände von Bernhard und Adelheid Kuper – seit 1947) der Platz für den Schulsport und für das Schützenfest und viel Wald. Mehr über das Wippinger Zwangsarbeitslager und das Flüchtlingsheim in der Pdf-Datei… .

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