Im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Art 87f, (1) heißt es: „Nach Maßgabe eines Bundesgesetzes, das der Zustimmung des Bundesrates bedarf, gewährleistet der Bund im Bereich des Postwesens und der Telekommunikation flächendeckend angemessene und ausreichende Dienstleistungen.“

Daraus folgt, dass der Bund den Postuniversaldienst gewährleisten muss. Inhalt und Umfang der Grundversorgung (Universaldienst) mit postalischen Leistungen regelt die Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV). Die Deutsche Post AG hat sich verpflichtet, die gesetzlich geforderte Grundversorgung sicherzustellen.

Das war der Deal, als die Deutsche Post in den 1990er Jahren privatisiert wurde und somit Aktionären die Möglichkeit gegeben wurde, mit den Grundbedürfnissen der Bürger Geld zu verdienen. Der oben genannte Grundgesetzartikel war somit als Minimum gedacht, nachdem sich der Staat im Interesse privater Profite von seiner Verantwortung gelöst hatte.

Heute berichteten die Medien, dass die Deutsche Post AG, die gerade auf ihrer Hauptversammlung am 4. Mai von 8 Mrd. € Überschüssen berichtet hatte, bei der Bundesnetzagentur die Erhöhung der Portogebühren beantragt hat.

Statt auf ein Missverhältnis zwischen Gewinnen und dem Verlangen nach noch mehr Gewinnen hinzuweisen, verlangte der Kommentator in der heutigen Ems-Zeitung (NOZ) gleich, das Grundgesetz zu vergessen und die Universaldienstleistungen gleich ganz abzuschaffen. Jeder könne doch E-Mails schreiben; was solle also dieser Briefverkehr. Das koste dann ja gar nichts. Und jeden Tag die Post zu bringen, sei auch überflüssig. In Dänemark werde die Post nur noch einmal pro Woche zugestellt; die Briefsendungen seien drastisch gesunken. Kein Wunder!

Yannik Jessen gibt damit Eins zu Eins die feuchten Träume der Postaktionäre wieder. Ob das unbedingt die Träume der Verbraucher und Bürger sind, interessiert ihn nicht weiter. Der Postvorstand hatte auf der Hauptversammlung zum Angriff auf die Universaldienstleistungen geblasen: Habecks Bundeswirtschaftsministerium hat bereits ein Eckpunktepapier erstellt, wie den Aktionären ihre Wünsche erfüllt werden können und der Bevölkerung das als Modernisierung verkauft werden kann (wir berichteten).

EZ-Kommentator Jessens Privatisierungsmodell lässt sich noch weiter entwickeln: Wenn in öffentlichen Krankenhäusern nur noch an einem Tag in der Woche ein Arzt zu erreichen ist, prophezeie ich einen drastischen Rückgang der Patienten. Das würde enorm Geld sparen, sogar, wenn die Arzthonorare und Medikamente verteuert werden. Wenn die Wasserwerke nur noch eine Stunde pro Tag Wasser in die Leitungen lassen, prophezeie ich ein sehr großes Einsparpotential bei den kommunalen Wasserwerken und man würde die Erhöhung der Wassergebühren praktisch nicht mehr spüren. [jdm]