Der Landesverband Niedersachsen des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erinnert in einer Pressemitteilung an den Morgen des 3. Augusts 2014, als Kämpfer der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) die Sindschar-Region überfielen. In den folgenden Tagen führten die IS-Terroristen einen systematischen Vernichtungsfeldzug gegen die jesidische Bevölkerung durch.

Ziel war nicht weniger als die vollständige Auslöschung einer religiösen Minderheit. Über 5.000 Menschen wurden brutal ermordet, unzählige Frauen und Mädchen wurden Opfer grausamer sexualisierter Gewalt. Tausende Ezidinnen und Eziden gelten bis heute als vermisst, vor allem Frauen und Kinder, die verschleppt, versklavt oder ermordet wurden. Mehr als 7.000 Frauen und Mädchen wurden entführt, als Sexsklavinnen verkauft und systematisch missbraucht. Jungen unter zwölf Jahren wurden als Kindersoldaten rekrutiert. Von über 400 bekannten Massengräbern konnten bisher nur wenige vollständig exhumiert werden.

Elf Jahre nach dem Genozid sind die Wunden noch immer tief und unheilbar. Mehr als 200.000 Überlebende leben unter prekären Bedingungen in Lagern, ohne Aussicht auf Rückkehr, Sicherheit oder ein würdevolles Leben. „Die Welt schaute zu, als wir sterben mussten. Jetzt schaut sie weg, während unsere Kinder in Trümmern leben und unsere Peiniger noch immer frei sind “, sagt eine Überlebende aus Shingal.

Im Jahr 2016 stufte die UNO die Verbrechen an den Eziden als Völkermord ein. Auch der Deutsche Bundestag erkannte diesen 2023 offiziell an. Doch diese Verantwortung wird zunehmend verdrängt. Jüngst wurde eine ezidische Familie mit mehreren Kindern aus Deutschland in den Irak abgeschoben, obwohl ein Gericht zuvor gegen die Abschiebung entschieden hatte.

Solche Vorgänge zeigen nach Ansicht des BSW, wie leicht grundlegende Rechte unter Druck geraten können, wenn politische Stimmungslagen über rechtsstaatliche Prinzipien gestellt werden. Die betroffenen Menschen landeten in überfüllten Lagern, ohne Schutz, ohne Perspektive und oft ohne medizinische oder psychologische Versorgung.

Gedenken dürfe nicht nur Erinnerung sein. Es müsse Verantwortung für Gerechtigkeit, für Menschlichkeit, für Schutz und Perspektive bedeuten. Gerechtigkeit entstehe nicht durch Worte, sondern durch konsequentes Handeln. Die Verbrechen von 2014 dürften nicht in Vergessenheit geraten und die Überlebenden dürften nicht erneut zu Opfern gemacht werden. [jdm]