„Gegen den heftigen und letztendlich unnützen Widerstand der DB ist es der GDL und ihren Mitgliedern gelungen, die Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter und die 35-Stunden-Woche ohne Entgeltreduzierung für die Zukunft durchzusetzen“, so der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky in einer Pressemitteilung. „Mit dem Tarifabschluss haben wir einen historischen Durchbruch erzielt und sind somit beispielgebend auch für andere Gewerkschaften in diesem Land.“

Diese Einschätzung von Weselsky ist keine Überheblichkeit, sondern entspricht den Tatsachen. Zwar hat die GDL nicht alle ihre Forderungen durchsetzen können, aber das ist bei Tarifverhandlungen nie zu erwarten. Aber der Einstieg in die 35-Stunden-Woche ist gelungen und entspricht dem, was angesichts von immer mehr Arbeitsdichte dringend erforderlich war. Für die Bahn bedeutet dies auch, vielleicht mehr Mitarbeiter gewinnen zu können, weil der Arbeitsplatz Bahn an Attraktivität gewonnen hat.

Der Kommentator der Ems-Zeitung Jonas E. Koch kann es nicht ertragen, dass eine kämpferische Gewerkschaft hier Erfolg hatte. Unter der Überschrift „Tarifkämpfe: Ändert das Streikrecht, damit das nicht nochmal passiert!“ propagierte er die gewerkschafts- und arbeitnehmerfeindlichen Forderungen der FDP und der CDU. Im Kommentar beschwerte er sich wieder mal über den angeblichen volkswirtschaftlichen Schaden, den die Streiks verursacht hätten.

Weselsky erklärte zu dem Thema sein Bedauern, dass die DB den Tarifkonflikt über Gebühr verschärft und in die Länge gezogen habe. „Während 29 Wettbewerber keine Probleme damit hatten, sich zügig mit uns zu einigen, glaubte die DB, die GDL wieder einmal mit allen Mitteln und auf allen Ebenen bekämpfen zu müssen. Statt vernünftig zu verhandeln, setzte der Konzern auch in dieser Runde auf Desinformation, Verleumdung und Verärgerung der Kunden mit dem Ziel, uns in den Augen der Öffentlichkeit zu diskreditieren.“

Allein die von der DB gegen die GDL angestrengten – und verlorenen Gerichtsverfahren – seien ein Beleg für den lange Zeit nicht vorhandenen Einigungswillen des Arbeitgebers. „Erneut wurden auf Kosten des Steuerzahlers Millionen verbrannt, ehe man notgedrungen zur Einsicht gelangte. Das hätte man auch deutlich billiger und früher haben können.“

Die Strategie der GDL mit allen Bahngesellschaften Verträge abzuschließen ging auf. Denn was die kleinen Bahngesellschaften für möglich halten, dürfte für den großen Marktführer erst recht kein Problem sein. Und den Kollegen von der großen Gewerkschaft EVG wurde gezeigt, dass mehr möglich ist, wenn die Streikbereitschaft der KollegInnen mit einer klugen und mutigen Verhandlungsstrategie einher geht. [jdm]