Screenshot Hauptversammlung Deutsche Post 2023

Die Ems-Zeitung berichtete heute ganz klein, die Deutsche Post erwäge wegen deutlich gestiegener Kosten, ein Verfahren zur vorzeitigen Erhöhung des Briefportos anzustoßen. Man prüfe, ob gewisse Parameter erfüllt seien, und werde dann entscheiden, sagte Post-Vorstand Tobias Meyer gestern.

In den Börsenberichten auf der anderen Wirtschaftsseite schreibt die Ems-Zeitung lapidar: „Besser als erwartet fielen die Geschäftszahlen der Deutschen Post aus, die Aktien stiegen um 1,1 %“.

Die Hauptversammlung der Deutscchen Post hat heute beschlossen, für das Geschäftsjahr 2022 eine Dividende von 1,85 € je Aktie (Vorjahr: 1,80 €) auszuschütten. Im Geschäftsbericht heißt es: „So haben wir auch 2022 hervorragende Ergebnisse erzielt: Dank unseres starken Auslandsgeschäfts verbesserte sich der Umsatz auf 94,4 Milliarden Euro, und das Konzern-EBIT erreichte mit 8,4 Milliarden Euro eine neue Bestmarke. Entsprechend gut ist es um unsere Finanzlage bestellt. Sie ermöglicht es uns unter anderem, unser Aktienrückkaufprogramm um bis zu 1 Milliarden Euro aufzustocken. Das Gesamtvolumen steigt entsprechend auf bis zu 3 Milliarden Euro bis Ende 2024.“

Die Deutsche Post hat also satte Gewinne eingefahren und der Aktienrückkauf hat den Wert der Aktien steigen lassen. Der neue Chef der Deutschen Post Meyer schlug die außerplanmäßige Erhöhung des deutschen Briefportos vor, da »eine viel zu niedrige Inflation angenommen« worden sei. Unter diesen Umständen sollte man als Bürger eine Portoerhöhung vielleicht nicht einfach so hinnehmen, sondern als das betrachten, was sie ist: Ein Abzocken der Verbraucher.

Die Deutsche Post AG ist ein Konzern mit etwa 600.000 Beschäftigten in über 220 Ländern. Die Anteilsbesitzliste der Post ist 23 Seiten lang. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit werden die Beschäftigten in den Paketdiensten ausgebeutet und verheizt. In Kentucky/USA hat sich die DHl mit allen Mitteln, wie wir sie hier vor allem von US-Firmen kennen, gegen die Etablierung von Gewerkschaften gewehrt (Union Busting).

„Nun hoffen wir auf ein zukunftsfähiges neues Postgesetz, mit dem wir auch in Deutschland dauerhaft wirtschaftlich operieren können.“ Mit diesem Satz seiner Rede vor der Hauptversammlung gibt der bisherige Postchef Frank Appel dem Wirtschaftsminister Habeck den Befehl, die vom Grundgesetz garantierten Post-Universaldienstleistungen zu schleifen und das Postgesetz für die reine Gewinnmaximierung umzuschreiben (wir berichteten am 1.02.2023). Und Habeck ist ja auch schon – wie das Eckpunktepapier des Ministeriums zeigt – dabei, den Post-Aktionären ihre Wünsche zu erfüllen. {jdm]