Bauernprotest an der A31 bei Wesuwe
Bauernprotest bei Wesuwe
Bauernprotest bei Geeste

Die Proteste der holländischen Bauern gegen die Auflagen zur Stickstoffreduktion treffen hier in Deutschland auf die Solidarität der Bauernvereinigung „Land schafft Verbindung“. Heute machten die Bauern auf mindestens fünf Autobahnbrücken der A31 mit Plakaten, z. B. „No Farmer, no Food“, und Treckern mit laufenden Warnblinkanlagen ihre Solidarität deutlich. Der Kampf gegen die hohen Stickstoffemissionen trifft in den Niederlanden nicht nur die Bauern, sondern auch den zweiten hohen Stickstoffemittenten, den Straßenverkehr.

Für viele niederländische Bauern sind diese Auflagen eine Existenzfrage. Die deutschen Bauern – obwohl davon nicht betroffen – fühlen mit ihren KollegInnen, weil auch hier ein Umbau zu mehr ÖKologie und Tierschutz ansteht. Die Bauern sehen sich hier in ähnlicher Weise bedrängt.

Dass die Bauern von dem ganz „normalen“ Prozess des kapitalistischen Konzentrationsprozesses (der Große schluckt den Kleinen) betroffen sind, was gemeinhin beschönigendend als „Strukturwandel“ bezeichnet wird, ist eher nicht im Blickfeld der Bauernproteste. Auch dass immer mehr freies Kapital in die Landwirtschaft eindringt und die Bauern durch industrialisierte Formen der Landwirtschaft unter Konkurrenzdruck bringt, ist kaum ein Thema. In Zeiten der Expansion, z. B. als China als Exportmarkt für die deutschen Schweinemäster ein großer Absatzmarkt war, glaubten die Bauern, dass die Orientierung auf den Weltmarkt der große Glücksbringer sei. Jetzt wo der Export als Folge der Schweinepest in Deutschland eingebrochen ist, orientieren sich die Bauern auf den heimischen Markt und fühlen sich bedrängt.

Als Ziel der Proteste werden die aktuellen Umstellungsprobleme mit den ökologischen Anforderungen genommen. Dabei könnten die ökologischen Anforderungen einen Schutz vor dem Konzentrationsprozess in der Landwirtschaft bieten. Die hiesigen Eierproduzenten haben diesen Weg schon beschritten. Denn ökologische, nicht industrialisierte Landwirtschaft, lässt sich nicht so leicht von kapitalstarken Investoren aus außerlandwirtschaftlichen Bereichen, übernehmen. Und die Betriebe können nicht so stark (auf Kosten der KollegInnen) wachsen.

Ob die holländischen Landwirte, die schon lange als landwirtschaftliche Industrie bezeichnet werden können, hier wirklich vorbildhaft für die Kämpfe der hiesigen Landwirte sein können, darf bezweifelt werden. Dass die Landwirtschaftspolitik in Deutschland der bäuerlichen Landwirtschaft Perspektiven bietet, aber genauso. Der Drang, die holländischen KollegInnen zu unterstützen, ist also verständlich – die Frage ist nur, ob es denn wirklich hilft: ihnen und den Bauern hier. [jdm]