Schachzug: Die Nato-Osterweiterung aus der Diskussion genommen

Die Nato- und Rüstungslobby tut alles, um die Nato-Osterweiterung bis an die Grenzen Russlands von der Diskussion auszuschließen. Ohne die Ausdehnung der Nato an die Grenzen Russlands wäre es wahrscheinlich nicht zum völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine gekommen. Der fürchterliche Krieg hätte nicht stattgefunden.

Diese Aussage ist den Nato-Militärs und den Atlantikern ein Dorn im Auge. Um nicht darüber zu reden, wird gebetsmühlenartig wiederholt, ein imperialistischer Putin wolle die ganze Ukraine besetzen und bedrohe Nato-Staaten. Mehr bei Infosperber... [jdm]

Tiefflieger – Nomen est Omen

Düsenlärm ist nicht der Sound der Freiheit, sondern ein Weckruf

In den Medien unseres Landes war es nicht nur irgendeine Nachricht. Mit unfasslicher Selbstverständlichkeit wurde vermeldet, dass es wieder regelmäßig Tiefflieger (und damit Fluglärm) über Deutschland geben wird. Besatzungen von Tornado und Eurofighter müssten sich auf einen großen Krieg gegen Russland vorbereiten, sollte die Abschreckung versagen. Der Tiefflug sei eine unabdingbare Notwendigkeit für die Einsatzbereitschaft der Luftwaffe. Die Argumente, die man vorbringt, sind offiziellen Texten aus dem Luftwaffenteil der Bundeswehr-Homepage entnommen. Das Unfassliche für mich besteht darin, dass diese Texte schon in den 1970er und 80er Jahren an gleicher Stelle zu lesen waren. Sie wurden damals von Militär und Politik Mantra-artig vorgetragen, wenn Bürger gegen den Tiefflug protestierten, weil der Lärm nicht mehr zu ertragen war oder aus dem Tiefflug abstürzende Maschinen an Ortsrändern von Dörfern und Kleinstädten aufschlugen und explodierten.

Nun ist das Nutzen von Textbausteinen aus der Vergangenheit nichts Verwerfliches, solange die Inhalte noch stimmen. Sie stimmen aber überhaupt nicht mehr. Sie stimmten schon lange nicht mehr, wie sich im 2. Golfkrieg (Desert Storm), der vom 17. Januar - 28. Februar 1991 dauerte, herausstellte. Hier sind ein paar Textbausteine aus der Bundeswehr-Homepage, die am Beispiel des 2. Golfkrieges (Desert Storm) ad absurdum geführt werden.

Tiefflug …

- stärkt die Vorbereitung auf Luft-Boden-Einsätze und erlaubt realistischere Anflüge und Geländeflug.

- trägt den operativen Erfordernissen taktischer Luft/Boden-Einsätze (Luftnahunterstützung, Abriegelung des Gefechtsfeldes, dynamische Zielbekämpfung) Rechnung.

⁃ reduziert die Erfassbarkeit durch gegnerische Radare, nutzt von Radar
nicht einsehbare „Gelände-Schatten“ (Terrain Masking) und begrenzt die Wirkräume bodengebundener Luftverteidigungssysteme.

⁃ ermöglicht Ausweichprofile gegen Flugabwehr.

In den ersten Tagen des Luftkrieges gegen den Irak des Saddam Hussein verloren die Briten ein Dutzend Tornado Jagdbomber. Sie wurden während des Tieffluges abgeschossen. Getreu der Einsatzgrundsätze der 70er Jahre, die nicht zuletzt zur Entwicklung des Tornado führten, sind die Jets der Royal Air Force im Tiefflug in den Irak eingedrungen, um mit ihrer Hauptwaffe, dem Submunitionsbehälter JP233, Flugplätze der irakischen Luftwaffe zu zerstören. Diese Flächenwaffe, die Minen und Startbahnbomben verstreute, war speziell für den Tiefflug ausgelegt. Das deutsche Tornado hatte als Äquivalent die Mehrzweckwaffe 1 (MW1). Man war seit Ende Zweiten Weltkrieg darauf fokussiert gewesen, beim Einflug ins Feindgebiet nicht entdeckt zu werden bzw. die Auffassungszeit so weit zu reduzieren, dass eine Bekämpfung nicht möglich war. Was man ausgeblendet hatte, war die Fortentwicklung der Flugabwehr der Landstreitkräfte. Waffentechnik, Digitalisierung und Vernetzung haben dazu geführt, dass Heeresverbände, gleichgültig, wo sie sich befinden -auf dem Marsch oder im Gefecht - eine permanente Luftverteidigungsglocke über sich haben. Sie reicht bis ca. 10 000ft (3000m) und erstreckt sich etwa 100km ins Feindgebiet. Wer da hineinfliegt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit abgeschossen. –

Im erwähnten Golfkrieg wurden nach den Tiefflugverlusten alle Luftangriffe nur noch aus Höhen über 10 000 ft durchgeführt. Dort bestand die Bedrohung nur noch aus Flugabwehrraketen der klassischen Luftverteidigung. Deren Radargeräte konnte man stören. Raketen, die einmal im Anflug waren, konnten rechtzeitig gesehen werden, um sie auszumanövrieren. Nach denselben Regeln wurde der Luftkrieg der NATO gegen Rest-Jugoslawien (Kosovokrieg 1999) durchgeführt. Es gab keinen Tiefflug und keine Luftangriffe unter 10 000ft. - Sollten die Ukrainer es tun, tun sie es aus Verzweiflung. Einen 100 Millionen Kampfjet im Tiefflug gegen einen 4,5 Millionen teuren russische T90 Panzer einzusetzen, rechnet sich nicht.

Man kann davon ausgehen, dass die jetzt angekündigte Weiter-Entwicklung von offensiven und defensiven Waffensystemen, Sensoren und Vernetzungsmöglichkeiten zu einer weiteren „Entmenschlichung“ des Krieges führen wird. Menschen werden nach wie vor die Opfer sein. Den Krieg selbst werden Roboter führen. AI in der Perversion. Drohnen, Hyperschallraketen und Iron Domes sind die Vorboten. Die Tiefflieger, die uns jetzt Lärm bescheren, sind nicht das Problem. Es sind die geistigen Tiefflieger in Politik, Medien und Industrie, die unserer Bevölkerung Rüstung und Kriegsvorbereitung als notwendig einreden wollen. Ob naiv, dumm oder berechnend, wer den Tiefflug als notwendig argumentiert, entlarvt sich als geistiger Tiefflieger. Da drängt sich die Frage auf, was diese Menschen uns in den vergangenen Kriegsjahren noch an „Müll“ erzählt haben.

Vor dem Hintergrund meiner Berufserfahrung als „Kalter Krieger“ in der Luftwaffe und nicht zuletzt meiner Generalstabsausbildung bei der US-Air Force, in der ich Informationen zum Golfkrieg 1992 aus erster Hand bekam, habe ich den Ukraine-Krieg verfolgt und letztes Jahr ein kleines Taschenbuch darüber veröffentlicht. Sie werden Spuren des Mülls vorfinden, die gewisse Tiefflieger hinterlassen haben. - Unsere ehrlichen Tiefflieger werden es jetzt tun, wie man es von Ihnen erwarten kann. Hoffen wir, dass nichts passiert und dass sie immer wieder sicher landen. Sollten Sie in der nächsten Zeit einmal Düsenlärm hören, vielleicht denken Sie daran, dass es noch andere Tiefflieger gibt. [Ulrich Scholz, erstveröffentlich auf Ulrichs Newsletter]

In bisher 58 Städten Schulstreiks gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht

Am 5. Dezember will der Bundestag das Gesetz zur Wehrpflicht verabschieden. Es soll dann am 1. Januar 2026 in Kraft treten. Zunächst werden alle 18-Jährigen ab dem Geburtsjahrgang 2008 einen Fragebogen von der Bundeswehr erhalten. Gleichzeitig sollen zunächst Freiwillige für das Militär geworben werden. Wenn sich nicht genug für die Bundeswehr melden, soll erst das Los entscheiden und dann kommt die Pflicht für alle.

Die Bundeswehr soll auf 260.000 (statt aktuell 180-190.000) aktive SoldatInnen und die Reserve von 100.000 auf 200.000 Mann/Frau anwachsen. Deshalb wurden die Zwangsschrauben im Gesetz auch schon vor der möglichen Wiedereinführung der alten Wehrpflicht verschärft angezogen. Wer sich der zwangsweisen Befragung als junger Mann, der gerade 18 Jahre alt geworden ist, entzieht und keine „Bereitschaftserklärung“ hinsichtlich des Wehrdienstes abgibt und Fragen zu körperlicher und geistiger Kriegstüchtigkeit nicht beantwortet, wird mit einem Bußgeld belegt. Es geht zunächst um die Wiedereinführung der vollständigen Wehrerfassung der gesamten Bevölkerung ab Jahrgang 2007.

Plakat Schulstreik gegen Wehrpflicht

Dagegen entwickelt sich jetzt eine Bewegung unter den jungen Betroffenen. Mit Schulstreiks wollen Schüler am 5.12.2025 sich gegen die Einführung der Wehrpflicht wehren. Auf der Streik-Homepage und auf Instagram werden 58 Städte aufgeführt, in denen Streiks gegen die Wehrpflicht stattfinden sollen. „Wir streiken gegen die Wehrpflicht & alle Zwangsdienste!“ heißt es auf der Internetseite https://schulstreikgegenwehrpflicht.com. „…was ist eigentlich mit unserem Recht in Frieden zu leben und selbst zu entscheiden, wie wir unser Leben führen wollen? Was ist mit Artikel 4 Absatz 3 der Grundgesetzes, nach welchem niemand zum Dienst an der Waffe gezwungen werden darf? Wir wollen nicht ein halbes Jahr unseres Lebens in Kasernen eingesperrt sein, zu Drill und Gehorsam erzogen werden und töten lernen. Krieg ist keine Zukunftsperspektive und zerstört unsere Lebensgrundlage. Deshalb gehen wir am 05.12. nicht zur Schule!“

In einem Brief an die Eltern argumentieren die Streikorganisatoren: „Während Schulen marode sind, Lehrkräfte fehlen und Familien für Klassenfahrten oder digitale Ausstattung tief in die Tasche greifen müssen, soll plötzlich Geld da sein, um aufzurüsten und Jugendliche für den Militärdienst zu gewinnen — mit Gehältern, von denen Azubis im zivilen Bereich häufig nur träumen können. Doch kein Gehalt der Welt kann ausgleichen, dass man hier zum Töten und als Kanonenfutter ausgebildet wird. Eure Kinder— wir Schülerinnen und Schüler - haben ein Recht auf gute Bildung, sichere Perspektiven und freie Entscheidungen über die eigene Zukunft — jenseits von Kriegsdienst und Kriegsvorbereitung.“ [jdm]

Wehrpflicht und Deserteure in der Lingener Geschichte

Preußische Werber unter Friedrich dem Großen
Date 	1872
Source 	Über Land und Meer: allgemeine illustrirte Zeitung, Band 29
Author 	Friedrich Hiddemann (1829-1892)
Preußische Werber unter Friedrich dem Großen, 1872, Aus Über Land und Meer: allgemeine illustrirte Zeitung

Das Emslandmuseum Lingen beschäftigt sich in einem Blog-Beitrag vom 7. November 2025 mit der preußischen Wehrpflicht und den Versuchen der Lingener, sich dieser durch Flucht über die Grenzen zu entziehen. Der preußische Staat schreckte nicht davor zurück, die Angehörigen von Deserteuren so lange als Geiseln einzusperren, bis die Deserteure zurückkehrten.

Schließlich befreiten sich 1748 die Einwohner der Grafschaft Lingen durch einen Vertrag mit dem König von Preußen vom Militärdienst. Sie zahlten jährlich 5000 Reichstaler, dafür waren sie von Soldatenaushebungen befreit. Das Geld sollte durch eine Umlage aufgebracht werden. Das war laut dem Blogbeitrag viel Geld, aber der ungeliebte Militärdienst hatte ein Ende. [jdm/Grafik Freie Lizenz Wikipedia]

Politik pervers: Angst vor dem Frieden grassiert in Deutschland

Boerse-Express

Das Finanz-Portal Boerse-Express schrieb am letzten Freitag: „Ein Friedensplan für die Ukraine – und plötzlich bricht Panik aus. Was für die Welt eine gute Nachricht wäre, versetzt Rüstungsaktionäre in Angst: Die Rheinmetall Aktie stürzt um über 4 Prozent ab, Hensoldt und Renk ziehen nach. Der Markt fragt sich: War das nur der Anfang eines größeren Ausverkaufs oder eine übertriebene Reaktion auf bloße Gerüchte?“

Werbeplakat der Bundeswehr in Dörpen am 24.11.2025
Werbeplakat der Bundeswehr in Dörpen

Die Bundeswehr scheint wahrhaft schreckliche Angst vor dem Frieden zu haben und jammert auf ihrem Plakat in der Ortsmitte in Dörpen: „Weil Frieden Mut braucht.“ Deswegen möchte die Bundeswehr gern mehr Personal und immer mehr Waffen. Denn der Frieden als Vision macht sie einfach mutlos.

Die Regierenden in der Ukraine sind ebenfalls in Panik: Ein Frieden in der Ukraine würde ja ihre ganze Geschäftsgrundlage zerstören. Der ukrainische Parlamentspräsident, Ruslan Stefantschuk, lehnt praktisch alle Forderungen ab, die zum Frieden führen könnten: Keine Anerkennung der russischen Besetzung ukrainischer Gebiete. Keine Beschränkung der Verteidigungskräfte der Ukraine. Kein Veto zum Recht der Ukraine, zukünftige Bündnisse zu wählen, keine Zugeständnisse in Fragen der Sprache, der Religion und der "nationalen Identität". In den von der Ukraine und Deutschland/Frankreich hintertriebenen Minsker Vereinbarungen wurden seinerzeit Autonomiebestimmungen für die russischsprachigen Gebiete vereinbart. Statt sich an die Verträge zu halten, wurden diese Provinzen von ihrer eigenen Regierung bombardiert und die Ukraine von den westlichen Staaten aufgerüstet.

Frieden bereitet auch Bundeskanzler Friedrich Merz Sorgen. Wie sollen denn die ganze Aufrüstung und der geplante Sozialabbau begründet werden, wenn plötzlich der Frieden ausbricht? Er beharrt deshalb darauf, dass die Ukraine nicht zu einseitigen territorialen Zugeständnissen gezwungen werden dürfe. Dabei ist die Forderung nach Abtrennung der russischsprachigen Gebiete erst durch die Nato-Aufrüstungspolitik entstanden.

Auch für die Grünen gibt es nichts Schlimmeres als den Frieden. Die Grünen haben einen Beauftragten für Osteuropa, Klaus Wagener. Vermutlich hat er seine Pläne für neuen Lebensraum im Osten schon bunt angemalt und muss jetzt mit Schrecken sehen, dass ein Frieden nahen könnte. Er will den Krieg mit Taurus-Raketen eskalieren und fordert „robustes Vorgehen“, ein anderes Wort dafür, einen direkten Krieg zu führen und „die Bundesregierung (müsse) ihre Handlungsspielräume der neuen Schuldenbremse nutzen und die Verteidigung der Ukraine stärken. Auch ein robustes Vorgehen gegen die russische Schattenflotte leistet einen größeren Beitrag zu nachhaltigem Frieden als die wiederholten Solidaritätsbekundungen und Durchhalteparolen. Wenn sich Merz nicht zum Befehlsempfänger Putins machen will, muss er jetzt grünes Licht für die Lieferung von Taurus geben.“

Anton Hofreiter (Grüne) sieht natürlich im Friedensplan nur einen „imperialen Teilungsplan“. Aber von Panzer-Toni hat auch niemand etwas anderes erwartet.

Keiner von diesen Menschen interessiert sich auch nur die Bohne für die Menschen, die im Krieg sterben. Sie sehen es als selbstverständlich an, dass die Verweigerung von Zugeständnissen mit Toten erkauft werden muss.

Vorbehaltlose Zustimmung zu Friedensverhandlungen gibt es eigentlich nur vom Bündnis Sahra Wagenknecht. SPD-Vorsitzender Lars Klingbeil hält sich zumindest etwas zurück. Er forderte, dass die Interessen der Ukraine nicht unter den Tisch fallen dürften, hält aber jedes Gespräch für sinnvoll. Vielleicht äußerte er sich für seine Verhältnisse geradezu vernünftig, weil er sich gerade in Südafrika aufhält, wo man für die Kriegspolitik des politischen Westens so gar kein Verständnis hat.

Jan van Aken von den Linken, der sich in der Vergangenheit von einem Rüstungskritiker zu einem geradezu Aufrüstungsfan entwickelt hat, hält Gespräche mit Russland für wichtig und fordert, dass China beteiligt sein solle, um Russland an den Verhandlungstisch zu bringen. [jdm]

Grüne Dienstpflicht: Rhetorik der Freiheit, Logik des Zwangs

Die Partei Die Linke sieht die geplante Pflicht zur Musterung als ersten Schritt in einen „militärischen Zwangsdienst“. Ganz anders äußern sich Teile der Grünen, etwa Franziska Brantner, die ein Register mit Freiwilligen für den Kriegsfall anregt und ausdrücklich auch Ältere in Konfliktvorbereitungen einbeziehen möchte. 

Schon zuvor hatten die bayerischen Grünen einen verpflichtenden „Freiheitsdienst“ für alle von 18 bis 67 Jahren gefordert – sechs Monate Wehrdienst, Zivilschutz oder Gesellschaftsdienst. Damit knüpft die Politik an eine lange Tradition staatlicher Dienstpflichten an: vom Kaiserreich über NS-Zwangsdienste bis zur Wehrpflicht im Kalten Krieg.

Die Idee, Bürger ab einem bestimmten Alter „abrufbar“ zu machen, taucht vor allem in Zeiten auf, in denen der Staat auf Kriegs- oder Krisenlogiken reagiert.  „Freiheitsdienst“ ist dafür ein irreführendes Etikett: Was per Definition freiwillig wäre, wird zur staatlich verordneten Pflicht. Ein altersübergreifender Staatsdienst wäre historisch neu – und ein Schritt in Richtung eines permanenten nationalen Bereitschaftskörpers. [Joop Deters]

Menschenfänger – Von Soldaten und Kindern

Wer Andere anzünden will, der muss selbst brennen. – Augustinus

Der erste Tag im Stabsoffizierslehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr war Begrüßungstag. Nach der Willkommensrede durch den Akademie-Kommandeur traf man sich mit seinem Hörsaalleiter im Unterrichtsraum des Hörsaals. Der Hörsaalleiter, im Dienstgrad Oberstleutnant, war gleichzeitig der Dozent für Führung und Management und der beurteilende Vorgesetzte für 15 angehende Stabsoffiziere von Heer, Luftwaffe und Marine. Für mich war es die letzte Verwendung vor meiner Pensionierung. In der ersten Unterrichtsstunde werden normalerweise eine Vorstellungsrunde durchgeführt sowie Inhalte und Ablauf des Lehrgangs vorgestellt. Auch formale Regeln, wie Anzugsordnung, Grußpflicht und Hörsaaldienste, werden angesprochen. Wir sind ja schließlich beim Militär. Wie dem auch sei, mein Anfang sah anders aus.

Nachdem jeder Platz genommen hatte, startete ich einen YouTube-Clip. „Meditation“ aus der Oper Thais von Jules Massenet, gespielt von der französischen Geigerin Marina Chiche. Als der Clip zu Ende war, fragte ich sie, was sie in den letzten 5 Minuten gedacht haben. Die meisten waren verunsichert und hatten sich gefragt: Warum spielt er uns das vor? - Ein Offizier der Marine (U-Boot Kommandant) traute sich. Er meinte: Die Musik ist sehr schön und die Geigerin hübsch. Ich genieß das jetzt Mal. Ich nahm die Vorlage an und fragte nach Gefühlen. Sie ließen sich darauf ein und begannen sogar, von eigenen Gefühlen auf die Handlung der Oper zu schließen. Unglückliche Liebe, Trennung, Traurigkeit, Verzweiflung. Ich habe ihnen die Handlung kurz erzählt. Es war für sie ein Erfolgserlebnis der etwas anderen Art. Sie waren auf den Lehrgang gekommen, um Leistung zu zeigen. Und nun hatten sie sich gleich am ersten Tag mit Gefühlen beschäftigt. Die Tragik der Thais-Geschichte fand dann doch noch ein lustiges Happy End. Jemand fragte, ob „Gefühle“ prüfungsrelevant sei. Das entscheiden Sie, bekamen sie zur Antwort. Der Verlauf des Lehrganges und das Ergebnis zeigten, dass sie verstanden hatten.

Alle hatten bestanden. Im Notenschnitt war der Hörsaal sogar einer der besten von insgesamt neun. Das mag Zufall gewesen sein. Natürlich waren alle extrinsisch motiviert gewesen. Eine gute Note sicherte die Teilnahme am Generalstabslehrgang und eine förderliche Anschlussverwendung auf einem A13 Dienstposten (Major/Korvettenkapitän). Was sie in 13 Wochen Pauken und Prüfungen getragen hatte, war nicht so sehr der Ehrgeiz, sondern das tägliche Arbeiten und Leben in der Gemeinschaft. Man hielt zusammen. Stärkere arbeiteten die Lernunterlagen auf und halfen damit den Schwächeren zu verstehen und zu behalten. Vor Allem aber sorgte man sich um das Wohlergehen des anderen, im dienstlichen wie im privaten. „Wie geht es Dir?“ war keine Floskel, sondern eine ernst gemeinte Frage. Ich weiß es, weil ich sie als ihr Hörsaalleiter in Unterrichten und beim Selbststudium nach Dienst begleitet habe. Als pflichtgemäßer Beobachter brauchte ich nicht zu führen. Sie führten sich selbst. – Das Zulassen von Gefühlen und diese in einer verkopften Welt das Handeln bestimmen lassen, hatten es möglich gemacht. Nach über 35 Jahren Menschführung in den Streitkräften besteht für mich kein Zweifel. Wenn ich Soldaten bewegen will, geht es nur über das Gefühl. Motivation, Einsatz und Leistung folgen. Dasselbe gilt im Übrigen auch für Kinder. Ich habe es in den letzten 10 Jahren als Vertretungslehrer an Gymnasien und Gesamtschulen ausprobiert. Die Geschichte des ersten Mal möchte ich Ihnen stellvertretend für die vielen Male danach im Folgenden erzählen.

Ich war für die Mittelstufe eines Gymnasiums als Geografie-Lehrer engagiert worden. Mein erster Unterricht war gleich morgens um 08.00 Uhr. Wegen der Vorbereitung des Unterrichtsraums war ich schon eine halbe Stunde eher gekommen. Die eintrudelnden Schüler nahmen mich mit versteckter Neugier wahr. Einige begannen, mich auszufragen. Ob ich der „Kampfpilot“ sei, der bei ihnen jetzt Geografie unterrichten wird. Meine Ankunft als Vertretungslehrer hatte in der Schule inzwischen die Runde gemacht. Ich begann die Unterrichtsstunde mit einem YouTube Clip, was die Klasse in ein gespanntes Schweigen versetzte. Zu dem Song „Bring me to life“ von Evanescence , rollten Kampfflugzeuge der Schweizer Luftwaffe auf die Startbahn, um sich zu einem faszinierenden Flugspektakel in den Schweizer Alpen in die Lüfte zu schwingen. Als nach 4 Minuten der Clip zu Ende war, habe ich die Selbstvorstellung mit ein paar Worten abgeschlossen. Über 20 Jahre habe ich solche Flugzeuge geflogen. Es war mein Traumberuf gewesen. Ich machte aber auch keinen Hehl daraus, dass ich Kampfjets inzwischen für überflüssig halte. Zu teuer und zum Frieden machen ungeeignet. Trotzdem wollte ich die Schüler an meiner vergangenen Welt ein bisschen teilhaben lassen und schlug ihnen vor, dass sie während des Schulhalbjahres ein Briefing halten sollten. Dauer 10 Minuten. Jeden Tag ist ein anderer dran. Das Geografie-Thema konnten sie sich aussuchen. Bedingung war, dass sie ein Alltagsthema vorstellen und damit zum Geografie-Thema überleiten. Ich habe ihnen ein Beispiel vorgeführt.

Der Kabinenroller des Prof. Messerschmitt aus den 1950er Jahren. Ein Motorroller, in dem zwei Personen hintereinander unter einem Kabinendach saßen. Danach zeigte ich ihnen Bilder von der Me109 und der Me 262, Jagdflugzeuge der deutschen Luftwaffe, die Prof. Messerschmitt im 2. Weltkrieg entwickelt hatte. Die Me 109 war Propeller-getrieben, die Me262 hatte zwei Düsen-Triebwerke. Nachdem ich ihnen kurz die Funktionsweisen des Jet- und des Propellerantriebs erklärt hatte, habe ich zum Geografie-Thema übergeleitet und ihnen die Troposphäre vorgestellt. Das ist die Luftschicht über der Erde, in der das Wetter stattfindet und an deren Obergrenze in ca. 10 000 Meter (der Tropopause) wegen der kalten Temperaturen und des geringen Luftdrucks Jetflugzeuge sehr effektiv (hohe Geschwindigkeit) und effizient (wenig Treibstoffverbrauch) operieren können. Ende des Briefings.

Die Umsetzung der „Morning-Briefings“ zeigte, dass die Schüler verstanden hatten. Insbesondere bei der Auswahl der Themen und deren Verknüpfung zeigten sie große Kreativität. Ein Schüler brachte seinen Fußball von Adidas mit. Alle Fußbälle, auch die bei großen Turnieren, werden von Adidas gestellt. Er erzählte etwas über die Firmengründer, die Brüder Adidas, die neben ihren Sportartikeln während des 2. Weltkrieges auch eine Panzerfaust entwickelt hatten. Sein Geografie-Thema war das Ausrichtungsland der Fußball-WM, Brasilien. Eine Schülerin brachte ihre Zahnbürste mit und fragte die Klasse, aus welchem Material diese hergestellt ist. Aus der Antwort – Erdöl – leitete sie auf einer Weltkarte zu den Erdöl fördernden Ländern über. Ferien bei den geliebten Großeltern führten zu einer Vorstellung der Ostseehalbinsel Darß. Jedes Morning-Briefing wurde mit Spannung erwartet. Wenn einmal jemand nicht vorbereitet war, der eigentlich dran war, haben wir verschoben. Ängste vor einer schlechten Note waren in den Briefing-Regeln nicht vorgesehen. Natürlich gab es Noten. Die Schüler selbst haben den Briefer benotet. Grundlage war, was gut gefallen hatte. Der Rest wurde unter „etwas gelernt“ verbucht. Der Leiter der Schule bemerkte einmal zu mir, dass ich zu gute Noten gäbe. Ich habe widersprochen. Wer so motiviert fleißig ist und Leistung bringt, wie meine Geografie-Schüler, der verdient nur die besten Noten. Was sie tatsächlich bewegt hat, sich in den Geografie-Unterricht so einzubringen, wie sie es getan hatten, weiß ich nicht. Ich bin überzeugt davon, dass es etwas mit Gefühl zu tun hat. Die Frage einer Schülerin, die sie mir zum Ende des Schuljahres gestellt hatte, lässt darauf schließen. Sie fragte mich:

Wenn man jeden Tag solche Flugzeuge geflogen ist, wie kann man es sich antun, jeden Tag als Lehrer seine Zeit mit schrecklichen Kindern zu verbringen? [Ulrich Scholz/erstveröffentlicht auf Ulrichs Newesletter]

Ehemalige Zivildienstleistende verabschiedeten „Osnabrücker Erklärung“

Jahrzehnte nach ihrer Entscheidung, den Kriegsdienst zu verweigern, haben sich ehemalige Zivildienstleistende in Osnabrück getroffen. Sie verabschiedeten dabei eine „Osnabrücker Erklärung“. Darin wird das Recht auf Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen nach Artikel 4, Absatz 3 des Grundgesetzes bekräftigt.

Zugleich wird in der „Osnabrücker Erklärung“ die Forderung erhoben, künftige Kriegsdienstverweigerungen von Frauen zu beachten, auch wenn sie derzeit noch von der Wehrpflicht ausgenommen seien. Die Erklärung endet mit einer Selbstverpflichtung der Teilnehmer: „Ich will dafür eintreten, dass Frieden ohne Waffen möglich wird!“ (Quelle und mehr: aus.sicht)

Felix Paul, Beauftragter für Friedensfragen der evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover, sagte, die Landeskirche baue derzeit ein landesweites Beratungsnetz für Kriegsdienstverweigerer auf. Nach seinen Angaben haben sich bereits vermehrt junge Männer gemeldet, die unsicher sind, wie sie sich zum Wehrdienst verhalten sollen. Oft sei schon die Musterung ein Problem, schreibt die NOZ am 15.11.2025 in ihrem Bericht von der Veranstaltung. [HM/gruenealternative.de/forum-d]

Bundesregierung legte ihre Strategie zur Führung des Weltraumkriegs vor

Weltraumsicherheitsstrategie

Als Ronald Reagan am 23. März 1983 seine Strategic Defense Initiative (SDI, deutsch Strategische Verteidigungsinitiative) zum Aufbau eines Abwehrschirms gegen Interkontinentalraketen verkündete, war allen klar, dass die USA damit gegen alle verhandelten Abrüstungsverträge handelte. Das Ende der Sowjetunion führte dann zum Ende dieser Pläne.

Kriegsminister Pistorius und Außenminister Wadephul haben heute ihre erste Weltraumsicherheitsstrategie vorgestellt und scheinen Reagans Ambitionen jetzt auf Deutschland übertragen zu wollen. Der Weltraum sei schon länger kein exklusiver Raum friedlicher Forschung mehr, heißt es in dem Papier. Und die Bundesregierung möchte ihren Teil zur Militarisierung des Weltraums beitragen.

Das gemeinsame Papier des Kriegs- und des Außenministeriums referiert zunächst, dass der Weltraumvertrag von 1967 festschreibe, dass die Erforschung und Nutzung des Weltraums einschließlich des Mondes und anderer Himmelskörper zum Vorteil und im Interesse aller Länder ohne Ansehen ihres wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklungsstandes durchzuführen und Sache der gesamten Menschheit sei („province of all mankind“). Deshalb dürfe sich kein Staat den Weltraum oder seine Himmelskörper aneignen. Der Weltraumvertrag und einige weitere völkerrechtliche Übereinkommen legten auch das Prinzip der friedlichen Nutzung des Weltraums im Einklang mit dem Völkerrecht fest. Sein Artikel IV verbiete die Stationierung von nuklearen und anderen Massenvernichtungswaffen im Weltraum sowie die Nutzung des Mondes und anderer Himmelskörper für militärische Zwecke. Losgelöst davon sei eine militärische Nutzung des Weltraums jedoch nicht ausgeschlossen. Insbesondere habe auch im Weltraum jede Nation in Einklang mit Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen im Falle eines bewaffneten Angriffs das Recht zur individuellen und kollektiven Selbstverteidigung.

Und dann führt das Papier den berüchtigten Begriff „regelbasiert“ ein, mit dem die Nato und Deutschland in den letzten Jahren die wertewestliche Dominanz über das Völkerrecht begründen und das Völkerrecht, wie es vom Rest der Welt verstanden wird, aushebeln.

Deutschland sei der friedlichen und regelbasierten Nutzung des Weltraums verpflichtet. „Wir setzen uns im Rahmen der NATO, der EU und der Vereinten Nationen für eine regelbasierte Weltordnung ein. Wir stärken das weltraumbezogene Völkerrecht auf Basis des Weltraumvertrages und bauen unsere Partnerschaften mit gleichgesinnten Staaten aus.“

Dieses Papier geht in keiner einzigen praktischen Frage davon aus, dass die Erforschung und Nutzung des Weltraums „im Interesse aller Länder ohne Ansehen ihres wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklungsstandes durchzuführen und Sache der gesamten Menschheit ist“.

Dieses Papier atmet in jedem Wort den Wunsch, Deutschland und in seinem Gefolge Europa den Platz im Weltraum zu schaffen, der ihm gebührt. "Deutschland sucht den Platz an der Sonne" war ein Aufruf Ende des 19. Jahrhunderts. Das Deutsche Kaiserreich wollte eine gleichberechtigte Stellung als Weltmacht erreichen, was die Errichtung von Kolonien und eine starke Seemachtpolitik bedeutete. Genau diesen Kellergeruch der deutschen Kriegsgeschichte atmet diese Weltraumsicherheitsstrategie trotz des futuristischen Objekts.

Das Papier stellt richtig fest, dass Weltraumaktivitäten zunächst wenigen staatlichen Akteuren sowie großen oder multinationalen Raumfahrtagenturen vorbehalten war und seit Beginn des 21. Jahrhunderts mit dem verstärkten Auftreten privater Weltraumakteure ein enormer Aufschwung der zivilen und kommerziellen Weltraumnutzung zu beobachten sei. Die stetig steigende Zahl privatwirtschaftlicher Anbieter und neuer kostengünstiger Dienstleistungen mache den Weltraum für eine Vielzahl neuer Nutzer zugänglich und verändere gleichzeitig die Weltraumnutzung der etablierten staatlichen Akteure.

Nachdem die USA und Europa aus gemeinsamen Weltraumprojekten mit Russland und China ausgestiegen sind, konzentrierte sich die staatliche Weltraumforschung der USA immer mehr auf die militärischen Aspekte, während die kommerzielle Nutzung des Weltraums privaten Akteuren wie dem von Elon Musk gegründeten US-Raumfahrtunternehmen SpaceX überlassen wurde, das ein Netzwerk von 8837 Starlink-Satelliten unterhält. Dabei nimmt dieses Unternehmen keine Rücksicht auf andere Weltraumnutzer und auch die Umwelt und produziert am laufenden Band Weltraumschrott.

Das GPS-System der USA wird genutzt, um Staaten damit zu erpressen, so dass China mit seinem Navigationssystem Beidou mittlerweile für viele Staaten des globalen Südens eine verlässliche Alternative bietet.

Wenn Deutschland und Europa den wirtschaftlichen Anschluss bei der Nutzung des Weltraums gewinnen wollten, gäbe es genug Felder, wo es sich lohnen würde, Geld in die Weltraumforschung zu investieren. Zusammenarbeit bei der Weltraumnutzung wäre eine Option, die von dem Papier der beiden deutschen Ministerien aber nicht einmal mehr gedacht werden kann.

Kapitalistische und militärische Konkurrenz ist alles, was das Papier zu bieten hat. Das Papier strengt sich allerdings nicht groß an, die Notwendigkeit der Militärisierung des Weltraums zu begründen. Ein paar kurze Standardsätze dazu, dass Russland die Sicherheit gefährde, reichen in diesen kriegstüchtigen Zeiten, um jeden Scheiß zu begründen. Internationale Zusammenarbeit wird nur innerhalb der Nato gedacht und Internationale Organisationen können für diese Bundesregierung nur Kriegsbündnisse sein. [jdm]

„man soll sie zerschmeißen, würgen, stechen,…“ – Back to the roots der Evangelischen Kirche – Auch Atomwaffen erwägenswert

Nach dem zweiten Weltkrieg und der moralischen Katastrophe der evangelischen Kirche, die als „Deutsche Christen“ mehrheitlich eine Stütze der Nazis gewesen war, gefiel es den Kirchenoberen, sich an die Bekennende Kirche zu erinnern, die als Minderheit in der Kirche wenigstens partiell Widerstand gegen die Nazis und ihre Ideologie geleistet hatte.

In der Zeit der Entspannungspolitik der1960er/1970er Jahre hielt die evangelische Kirche dann auch eine friedliche Politik für opportun, denn die Orientierung am Regierungshandeln ist ihr immer wichtig. Sogar Pazifismus wurde für gut befunden. Damit kam man als Deutsche mit der etwas „unglücklichen“ Geschichte in der „dunklen Zeit“ international auch gut an.

Jetzt verlangen die westlichen Regierungen Kriegstüchtigkeit und die evangelische Kirche ist sofort bereit, mit der Friedensdenkschrift 2025 ihre theologischen Grundlagen anzupassen. Schon Luther forderte im Bauernkrieg „wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern […] man soll sie zerschmeißen, würgen, stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund erschlagen muss.“

Die evangelische Kirche möchte am liebsten wider die bösen Russen Gottes Zorn und Feuerstrahl herabbeten, aber die evangelische Synode ist auch mit einem strammen Aufrüstungskurs zufrieden. Sämtliche Friedenspreise der letzten Zeit haben es vorgemacht: Krieg ist Frieden.

Dem will die evangelische Kirche nicht nachstehen: „(Die EKD-Ratsvorsitzende) Fehrs sagte, gerechter Frieden sei mehr als Abwesenheit von Krieg. ‚Es bleibt ein Gebot der Nächstenliebe, dass wir Menschen, die an Leib, Leben und ihrer Würde bedroht sind, nicht schutzlos der Gewalt ausgesetzt lassen.’ Waffenlieferungen dürfen laut Denkschrift nur dem Schutz der Bevölkerung und der Wiederherstellung des Friedens dienen. Ein besonderer Punkt ist die Abwägung zur atomaren Abschreckung. Die Denkschrift ächtet Atomwaffen wie bereits 2007 weiterhin als friedensethisch nicht zu rechtfertigen, erkennt aber an, dass die Drohung mit Atomwaffen einer wirkungsvollen Verteidigung dienen kann.“

Zu Zeiten der Entspannungspolitik gab es noch den Ausspruch Willy Brandts "Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts." Und Cicero wusste schon: "Ein schlechter Frieden ist besser als ein guter Krieg." Von diesen Erkenntnissen ist die evangelische "Friedens"-Ethik, oder sollte man besser Kriegsethik sagen, meilenweit entfernt.

Geradezu witzig wird es, wenn es in der Pressemitteilung der Synode heißt: „Demokratien seien angewiesen auf mündige Bürgerinnen und Bürger, formuliert das Papier und verweist dabei unter anderem auf Bildung und den Schutz demokratischer Diskurse. An dieser Stelle sieht sie sich als auch selbst in der Pflicht, aufzuklären und Polarisierung entgegenzuwirken.“

Das heißt, hier fordert die Synode die evangelischen Gläubigen auf, „aufzuklären“, also ihre Sicht zur Pflicht von Aufrüstung und Krieg zu verbreiten. Und das soll dann der Polarisierung entgegen wirken.

Wenn man sich überhaupt nicht mit den Ursachen von Krieg beschäftigt, die Rolle der Kriegswirtschaft und der Rüstungskonzerne, die wirtschaftlichen Krisenerscheinungen des Kapitalismus und die Konkurrenzkämpfe der verschiedenen Zentren nicht zur Kenntnis nimmt, und sämtliche Narrative der Kriegspolitiker eins zu eins übernimmt, kann man auch nur zur lammfrommen Befolgung der aktuellen Kriegspolitik kommen. Auf jeden Fall kann man der evangelischen Kirche nicht vorwerfen, sie wäre nicht traditionsbewusst. [jdm]

Wir brauchen ein Bewusstsein für das „Prinzip Verantwortung“

Michael Müller

Die vom DGB Kreisverband Aurich kurzfristig verschobene Veranstaltung vom 07.10.2025 findet jetzt am 11. November 2025 um 18:30 Uhr statt., Michael Müller wird zu dem Thema „Folgen der Aufrüstung für Mensch und Natur – Herausforderungen für die Friedens- und Klimabewegung“ im Seminarhotel Aurich in einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung sprechen.

Zur Person: Michael Müller ist Bundesvorsitzender der Natur Freunde Deutschlands und aktiv im Erhard-Eppler-Kreis der SPD. Er war von 1983 bis 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages und von 2005 bis 2009 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Kabinett Merkel.

„Wir Naturfreunde kritisieren den Militarismus, der in den letzten drei Jahren immer stärker geworden ist und setzen unser Verständnis einer Zeitenwende dagegen. Denn die eigentlichen Herausforderungen unserer Zeit sind nicht militärische, sondern soziale und ökologische Fragen sowie die Bewahrung und Stärkung der Demokratie“, so Müller.

„Alle wichtigen Zukunftsaufgaben sind nur in Kooperation zu bewältigen. Das ist ganz wichtig zu verstehen. Noch Ende des letzten Jahrhunderts war dieser Ansatz sowohl die Leitidee der Vereinten Nationen als auch für Europas“, sagt Müller weiter.

Die Veranstaltung beginnt um 18:30 Uhr mit Liedern gegen den Krieg von Heinrich Herlyn, ab ca. 19:00 Uhr beginnt der Vortrag von Michael Müller. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Auricher Forum Frieden & Demokratie, am 11.11.2025 im Seminarhotel Aurich, Grüner Weg 2, in Aurich statt. Der Eintritt ist frei. [PM DGB}

Der nächste Friedenspreis – direkt an das größte Kriegsbündnis der Erde

„Krieg ist Frieden“. Nach diesem Motto der Regierung in Orwells dystopischem Roman „1984“ wurde der nächste Friedenspreis direkt an ein Kriegsbündnis, die Nato, vergeben.

In der Jury des reaktionären Wirtschaftsverbandes „Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen und Lippe e. V.“ für die Vergabe des „Westfälischen Friedenspreises“ saßen folgende friedliebende, die Aufrüstung mit allen Mitteln vorantreibende, Personen, pardon Männer: Frank-Walter Steinmeier, Friedrich Merz, Hendrik Wüst, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Alexander Graf Lambsdorff, deutscher Botschafter in Russland, Jean-Claude Juncker,  ehemaliger Präsident der Europäischen Kommission, Sigmar Gabriel, Vorsitzender des Vereins Atlantik-Brücke, Cem Özdemir, ehemaliger Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Jens Weidmann, ehemaliger Präsident der Deutschen Bundesbank, Stanislaw Tillich, ehemaliger Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Reinhard Zinkann junior (Vorsitzender), Geschäftsführender Gesellschafter der Miele & Cie. KG, Georg Friedrich Prinz von Preußen, Oberhaupt des Hauses Hohenzollern

Der Westfälische Friede von 1648 war ein Meilenstein in der modernen Diplomatie und im Völkerrecht. Erstmals wurden Regeln geschaffen, wie Staaten friedlich Differenzen aushandeln können. Diesen Begriff für die PR eines neoliberalen Wirtschaftsverbandes zu missbrauchen, ist allein schon eine Schande. Das weltweit größte und kriegerisch aktivste Militärbündnis zum Preisträger zu ernennen, ist nur noch absurd.

Offiziell hat die Nato „nur“ folgende Kriege geführt:

  • 1999 Bombardierung von Zielen in Serbien und Montenegro
  • 1995, Militärische Intervention in Bosnien und Herzegowina gegen die Armee der Republika Srpska.
  • 2001–2014 Einsatz in Afghanistan (ISAF,)
  • 2011 Einsatz in Libyen, Umsetzung einer Flugverbotszone. 
  • 2001: Eine militärische Mission in Nordmazedonien zur Entwaffnung von Aufständischen.
  • 2003 Ausbildung irakischer Sicherheitskräfte
  • seit 2016 Maritimer Sicherheitseinsatz im Mittelmeer, zur Bekämpfung von Terrorismus und die Schaffung von Lagebildern

Den Krieg gegen Irak hat offiziell nicht die Nato geführt, sondern ihre einzelnen Mitglieder, allen voran die USA. Ähnliches gilt für die anderen Kriege, die seit Gründung der Nato weltweit geführt wurden. Das begann mit dem Korea-Krieg. Es folgten Kriege gegen Ägypten (Suezkanal), Libanon, Kuba, Laos, Vietnam, Kambodscha, Angola, El Salvador, Nicaragua, Grenada, Somalia, Sudan, Syrien, und und und.

Hinzu kommen die unzähligen feindseligen Putsche, Regime-Changes, Unterstützungen von Diktaturen, Blockaden und Sanktionspakete in Philippinen, Indonesien, Chile, Kuba, Iran, und, und, und.

Und der Stellvertreterkrieg gegen Russland, in den die Natostaaten die Ukraine getrieben haben, gilt trotz der Waffen, Natostäbe und Steuerung von Einsätzen direkt durch die Nato immer noch nicht als Krieg der Nato. [jdm]

Digitalfunkproblem der Bundeswehr zeigt beispielhaft, wie Politik der Rüstung folgt und nicht umgekehrt

Medien berichteten heute darüber, dass die Digitalisierung der Bundeswehr nicht voran komme. Die Rüstungsfirma Rohde & Schwarz ist offensichtlich überfordert, die Geräte-Hardware an die verschiedenen Fahrzeugtypen anzupassen. Die Firma Blackned, eine Tochter des Rüstungs-Shootingstars Rheinmetall, hat offenbar fehlerhafte Software geliefert.

Es geht um die Umrüstung von über 16.000 Fahrzeugen. Dafür wurden wahnsinnige 20.000.000.000 € (= 20 Mrd. € = 20.000 mal 1 Mio. €) ausgegeben. Die Presse und die Politiker skandalisierten angesichts dieser Berichte, dass die arme Bundeswehr wegen des Fehlens der Technik nicht einsatzbereit sein könnte. Nichts ist schlimmer, als wenn Deutschland den nächsten Krieg verpassen könnte.

Der eigentliche Skandal ist jedoch, dass das Geld der Bürger den Rüstungskonzernen geradezu in den Rachen geworfen wird. Mit 20 Mrd. € kann man ein ganzes Land mit Mobilfunk oder Glasfaser ausstatten. Die Rüstungsfirmen müssen sich nicht einmal anstrengen, für das Geld eine Leistung zu erbringen. Statt den ganzen Schrott an die Rüstungsfirmen zurück zu schicken, beauftragt die Bundeswehr jetzt private Beraterfirmen wie Capgemini, PricewaterhouseCoopers (PwC) und MSG Systems, deren Berater Tagessätze von 1200 Euro abrechnen können. Das Ganze soll rund 156,7 Millionen Euro kosten.

Wenn solche Geldsummen im Spiel sind, werden die Lobbyisten der Rüstungsfirmen sich sicher nicht lumpen lassen, wenn Politiker, Journalisten oder hohe Beamte einige Sonderwünsche haben. Die Rüstungsausgaben sind keine Folge der Politik, sondern umgekehrt. Rüstungsausgaben und die Erwartung extremer Profite in dieser Höhe erzeugen eine Politik, die auf Krieg und Konfrontation aufbaut. Das ist der eigentliche Skandal. [jdm]

Samtgemeinde Dörpen gibt 219.000 € für Sirenen aus

Digitale Sirene auf der Wippinger Mehrzweckhalle

In unserem Artikel zur Aufstellung von Sirenen vom 25.10.2025 schrieben wir, dass „die Gemeinden“ die Hälfte der Aufstellungskosten tragen. Diese Angaben hatten wir den Pressemeldungen des Landkreises entnommen.

Wir fragten bei Heinz-Hermann Lager, dem Kämmerer der Samtgemeinde Dörpen, (genauer Erster Samtgemeinderat, Fachbereich Finanzen u. Wirtschaftsförderung) nach, um wie viel Geld es sich genau handelt und ob das Geld von der Gemeinde Wippingen oder der Samtgemeinde Dörpen aufgebracht wird.

Nach Angaben von Lager sind in der Samtgemeinde Dörpen bis dato insgesamt 13 Sirenen aufgestellt worden. Die Kosten pro Sirene lagen zwischen 14.000 € und 19.000 €. Wegen einer relativ hohen Förderung von rund 11.000 € durch den Bund und einer zusätzlichen Beteiligung des Landkreises musste die Samtgemeinde für diese 13 Anlagen „nur“ rund 54.000 € als Eigenmittel aufwenden.

Bis Ende nächsten Jahres sollen insgesamt 8 weitere Anlagen aufgestellt werden. Da der vom Bund zur Verfügung gestellte Fördertopf verbraucht ist, kann die Samtgemeinde Dörpen nur mit Fördermitteln vom Landkreis in Höhe von 4.000 € pro Anlage rechnen. Insgesamt werde somit der Eigenanteil mit geschätzten 165.000 € deutlich höher sein als bei der ersten Beschaffungstranche.

Die Anschaffung der Sirenen wird der Samtgemeinde Dörpen somit 219.000 € kosten.

Für die Sirene auf dem Schützenhaus in Wippingen lag der Eigenanteil der Samtgemeinde bei rund 4.700 €. Für die Anlage auf der Mehrzweckhalle wird mit ca. 12.000 € Eigenanteil gerechnet.

Nicht nur der offizielle Etat des Verteidigungsministeriums wird für die Aufrüstung in Anspruch genommen. Mit 219.000 € ist auch die Samtgemeinde Dörpen daran beteiligt. Eine andere Frage ist natürlich, ob der Samtgemeinderat sich dem nicht hätte entgegenstellen können.

Der Operationsplan Deutschland (Abk.: OPLAN DEU) ist ein Operationsplan der Bundeswehr, der unter der Leitung  von Generalleutnant André Bodemann die zentralen militärischen Anteile der Landes- und Bündnisverteidigung in Deutschland mit den dafür erforderlichen zivilen Unterstützungsleistungen in einem operativ ausführbaren Plan zusammenführt.

Im Rahmen dieses Plans wird festgehalten, wie z. B. die Gesundheitseinrichtungen und Krankenhäuser für die Zwecke des Militärs ausgerichtet werden müssen. Die Kosten dafür werden den Bürgern dann als Gesundheitskosten vorgerechnet, aber in Wirklichkeit handelt es sich um Teile der Aufrüstung der Bundeswehr und der Nato-Truppen. Auch das so genannte Sondervermögen Infrastruktur – also die Sonderschulden, die der letzte Bundestag in seiner letzten Sitzung beschlossen hat – wird vor allem unter dem Gesichtspunkt der Aufrüstung ausgegeben, z. B. für strategisch wichtige Autobahnen gen Osten. Mehr zum Operationsplan Deutschland bei der Informationsstelle Militarisierung e.V..

Sirenen für die Kriegshysterie

Sirene auf Schützenhaus Wippingen 10/2025
Sirene auf dem Schützenhaus

Seit etwa einem Jahr hat Wippingen eine Sirene auf dem Schützenhaus. Am Donnerstag, den 23.10.2025 wurde eine zweite Sirene auf der Mehrzweckhalle installiert. Sie ist allerdings noch nicht betriebsbereit. Bis 2024 ist Wippingen ohne eine Sirene gut zu Recht gekommen. Sirenen werden von der Katastrophenschutzbehörde aufgestellt und dienen der Warnung bei Katastrophen.

Sirene auf Mehrzweckhalle Wippingen 10/2025
Sirene auf Mehrzweckhalle Wippingen

Nun sind in Wippingen Tsunamis und Erdbeben eher selten. Auch dass die Beeke derartiges Hochwasser führt, dass das ganze Dorf wie im Ahrtal weggeschwemmt wird, ist kaum zu erwarten. Wenn die Klimakatastrophe sich in Wippingen mit 40 Grad bemerkbar macht, warten die Wippinger auch nicht gerade darauf, dass diese Temperatur per Sirene bekannt gemacht wird. Die Gefahr, dass das Atomkraftwerk Lingen havariert, ist nach der Stilllegung auch gesunken. Todesfälle werden bisher durch das Läuten der Kirchenglocken bekannt gegeben.

Wozu also diese Sirenen? Der Katastrophenschutz ist in Deutschland eine kommunale Aufgabe, die von den Katastrophenschutzbehörden wahrgenommen wird. Im Emsland ist das konkret der Fachbereich Sicherheit und Ordnung des Landkreises Emsland. Hier wird geplant und in Zusammenarbeit mit den Kommunen umgesetzt, wie der Brandschutz und der Rettungsdienst organisiert werden. Der Katastrophenschutz ist in Wippingen ohne Sirenen gut gelaufen.

Sirene auf Schützenhaus Wippingen 10/2025
Sirene auf dem Schützenhaus

Daneben gibt es den Zivilschutz, der eine Bundesaufgabe ist. Hier geht es um den Schutz der Zivilbevölkerung vor kriegsbedingten Gefahren. Der Zivilschutz wird in Zusammenarbeit mit den Ländern wahrgenommen. Der Bund baut auf die Einheiten und Einsatzkräfte der allgemeinen Gefahrenabwehr und des friedensmäßigen Katastrophenschutzes auf und ergänzt sie zweckentsprechend. Das heißt, die kommunalen Strukturen werden genutzt und vom Bund nur ergänzt.

Sirene auf Mehrzweckhalle Wippingen

Und just dieser Zivilschutz (vor kriegsbedingten Gefahren ) wird derzeit von allen politischen Akteuren forciert. Formal geht es um den Schutz der Bevölkerung und in der Argumentation wird auch immer wieder Bezug genommen auf Naturkatastrophen oder Katastrophen im Zusammenhang mit der Atom- oder Chemieindustrie.

Tatsächlich werden die Kampagnen für den Zivilschutz immer als Teil der Kriegspropaganda gefahren. Wenn jetzt in der Zeitung steht, das Bundesamt für den Zivilschutz rate, „einen Vorrat mit Lebensmitteln und Wasser für mindestens drei, besser zehn Tage anzulegen, haltbare Nahrungsmittel zu wählen, die nicht gekühlt und nicht gekocht werden müssen – oder sich auch mit dem Campingkocher erhitzen ließen“, wird das ernst genommen. Noch vor zehn Jahren machten sich die Medien über Prepper lustig, bzw. sie wurden mit rechten Gruppen, wie den Reichsbürgern gleich gesetzt. Jetzt möchte das Bundesamt die gesamte Bevölkerung zu Preppern machen, um sie in Panik zu halten und so die Zustimmung zum Aufrüstungskurs zu erhalten. Jeder soll das Gefühl bekommen, die Zerstörung des Sozialstaates für  die Mobilmachung sei notwendig, um sein nacktes Leben zu schützen.

Und welche wunderbare Propaganda für die angebliche Bedrohung die regelmäßigen Warntage darstellen, wissen die Kriegspropagandisten. In diesem Jahr fanden schon zwei Warntage statt, in denen jeder Bürger sowohl über seine Handymeldungen, als auch über den bedrohlichen Heulton der Sirenen das Gefühl bekommt, er werde unmittelbar bedroht. Und dass die Bedrohung von dem bösen Russen kommt, melden die Medien landauf, landab. Tag und Nacht.

Pneumatische Sirene

Der Heulton wurde früher durch einen motorgetriebenen Luftstrom erzeugt. „In diesem Jahr werden die 271 bereits installierten neuen Sirenen und wenige umgerüstete digitalen Sirenen im Emsland die Warntöne auslösen. Die alten analogen Sirenen werden nicht mehr aktiviert,“ erläuterte Landrat Marc-André Burgdorf in einer Pressemeldung im September 2025. Elektronische Sirenen erzeugen den Ton mit einem Druckkammer-Lautsprecher und einem elektronischen Verstärker. Sie verfügen über ein Akku und sind somit unabhängig vom Stromnetz, das allerdings für das Laden der Akkus gebraucht wird. Die einzelnen Schalltrichter können in gewünschte Richtungen gedreht werden, um bestimmte Gebiete stärker oder schwächer zu beschallen. Die Schalltrichter der Sirene auf dem Schützenhaus sind alle Richtung Norden ausgerichtet, um das Dorf zu beschallen. Zwei Schalltrichter auf der Mehrzweckhalle sind Richtung Norden gerichtet, zwei sind Richtung Süden gerichtet.

Für insgesamt 273 Sirenenstandorte im Emsland wurden und werden rund 6,6 Mio. Euro investiert, davon etwa 3,4 Mio. Euro von Bund und Land Niedersachsen. Das Vorhaben ist nahezu abgeschlossen. Zur vollständigen Abdeckung werden im zweiten Halbjahr 2025 weitere 42 Sirenen in den Städten Meppen, Lingen (Ems), Haselünne sowie in den Gemeinden Salzbergen, Lathen, Dörpen, Twist und Herzlake errichtet. Die jeweiligen Kommunen finanzieren die Sirenen mit Unterstützung des Landkreises Emsland.

Das heißt also, dass die Gemeinden knapp die Hälfte der Kosten für die Sirenen tragen müssen. Eine Sirene kostet demnach 24175,82 €, wovon die Gemeinden die Hälfte tragen. In Wippingen wurden demnach 24.000 € für zwei Sirenen investiert. Die Sicherheit erhöhen diese Sirenen in keiner Weise, sondern sie dienen fast ausschließlich der Kriegspropaganda. [jdm/' Foto: pneumatic Siren' by ''Thomas Schulze'' (12.3.2004) {{GFDL}}

Nächster Krieg der USA gegen Venezuela: ZDF-heute berichtet; Tagesschau macht Trump-Propaganda

Es ist noch nicht alles verloren: Die Nachrichtensendung des ZDF, Heute, berichtete über die Kriegsvorbereitungen der USA gegen Venezuela ohne die Schutzbehauptung der USA, es gehe um den Kampf gegen Drogen, ernsthaft in Betracht zu ziehen. Heute berichtet auch darüber, dass es Trump wohl um die Ölreserven des Landes gehe. Es geht den USA um einen Regime-Change in Venezuela und die "Friedensnobelpreisträgerin 2025" ist bei diesem Krieg gegen Venezuela an Trumps Seite. Und Heute berichtet über den Widerstand in den USA gegen Trumps nächsten Krieg.

Die Rede von Maduro, in der er die USA geradezu anbettelte, keinen Krieg gegen Venezuela zu führen, zeigt die vollständige Verlogenheit der USA und ihrer europäischen Unterstützer, z. B. im Nobelkomitee Norwegens. Die Tagesschau bringt diese Informationen zwar auch, aber nur am Rande. Den Großteil berichtet sie, als ob es den USA tatsächlich um den Kampf gegen den Drogenhandel gehe. Die Gier der USA auf die Ölreserven wird von der Tagesschau nicht erwähnt. [jdm]

Der nächste Friedenspreis – der nächste Kriegstreiber

Es wurde wieder ein Friedenspreis vergeben – diesmal vom Börsenverein des deutschen Buchhandels. Und wie es sich mittlerweile gehört, wurde zielgenau ein Kriegstreiber gefunden, der sich über die 25.000 € Preisgeld freuen kann.

„Sie bringen uns bei, dass Landesverteidigung nichts mit Militarismus zu tun hat. Soldaten, und erst recht Soldatinnen werden geachtet, weil alle wissen, dass sie ihre Pflicht tun und wozu sie bereit sind…. Sie zeigen uns, dass dem Aggressor entgegenzukommen nur dessen Appetit auf noch mehr steigert und dass Appeasement nicht zum Frieden führt, sondern den Weg in den Krieg ebnet. Weil sie an vorderster Front stehen, wissen sie mehr als wir im noch sicheren Hinterland. Weil sie einem überlegenen Feind ausgeliefert sind, müssen sie schneller und intelligenter sein als er. … Uns Europäern bleibt, so unwahrscheinlich es klingen mag: Von der Ukraine lernen, heißt furchtlos und tapfer sein, vielleicht auch siegen lernen.“

Seine Dankesrede nutzte Karl Schlögel in der Paulskirche, um Russland und Putin zur Verkörperung des Bösen zu erklären, mit dem man nicht verhandeln darf, weil das Böse nicht verhandeln will. Die Vorgeschichte des Ukrainekriegs lässt er vollkommen außen vor. Die Aufrüstung der Ukraine zu einem Frontstaat der Nato und der Putsch gegen die gewählte Regierung durch einen von den USA konzertierten Gewaltrausch scheint in seiner Rede nur in seiner Verherrlichung dieses Putsches durch: „Es bedurfte der Maidan-Revolution und eines Krieges, um die Ukraine endgültig aus dem Abseits einer engen westzentrierten Wahrnehmung herauszuholen. Sie hörte auf, terra incognita, ein weißer Fleck, zu sein.“

Schlögel war von 1972 bis 1980 in maoistischen Gruppen aktiv und rechtfertigte als solcher auch das Pol Pot-Regime in Kambodscha. Nach Auflösung dieser Gruppen konzentrierte er sich darauf, seinen Antisowjetismus und Antikommunismus bürgerlicher auszudrücken. Seine Zeit als Maoist wurde von ihm und zwei weiteren Ex-Maoisten (einer später Professor, der andere zuletzt Chefredakteur des Capital) in einem Buch aufgearbeitet, in dem sie plötzlich auch die nationale Frage wiederentdeckten. Damit schuf er sich Zugang zu staatlichen Töpfen und den großen Zeitungen des Landes, wie FAZ oder Die Zeit. Fortan galt er als Osteuropa-„Experte“. Und als solcher tritt er dafür ein, den Krieg gegen Russland, gegen das Böse, mit allen Mitteln zu führen. Das ist einen Friedenspreis wert. [jdm]

Nato-Generalsekretär: Unser Militär ist dem russischen Militär unendlich überlegen – Warum dann diese unendliche Aufrüstung?

Minute 1:08:29: Unser Militär ist dem russischen Militär unendlich überlegen

Auf der Jahrestagung der Parlamentarischen Versammlung der NATO in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana stellte sich der Nato-Generalsekretär Mark Rutte Fragen. In weiten Teilen schwärmte Rutte von der Verpflichtung der Nato-Staaten, 5 % ihres Bruttosozialproduktes für Rüstung auszugeben. Damit ließe sich eine starke europäische Rüstungsindustrie aufbauen und dann zählte er geradezu schwärmerisch die vielen Rüstungskonzerne in Europa auf. Hier sprach der Lakai, der seinen Rüstungsmanagern und -aktionären seine Erfolge präsentieren wollte

Er sagte, atlantische und pazifische Staaten seien vollständig vereint gegen Russland und China. Aber natürlich plädiere er nicht dafür, den Artikel 5 des Nordatlantikvertrags, der eine Beistandspflicht auslöst, auf den Pazifik auszudehnen. Nachdem er die angeblichen Drohnenangriffe Russlands - wobei Rutte zugeben musste, dass bei den Drohnen in Dänemark keinerlei Erkenntnisse vorliegen, woher sie stammen - breit referiert hatte, kam die Frage auf, ob die Nato denn auch eine richtige militärische Antwort habe.

Da sah Rutte wohl, dass er die russische Gefahr so übertrieben hatte, dass die Nato schlecht dasteht und sagte : "Als NATO sind wir 25-mal größer als die russische Wirtschaft. Unser Militär ist dem russischen Militär unendlich überlegen. Was unsere Luftwaffe angeht, so können die Russen mit ihren MiG-31 oder wie auch immer sie heißen nicht einmal im Schatten mithalten, weil sie keine gut ausgebildeten Kampfpiloten sind" (im Video 1:08:29).

Zuvor hatte er schon (bei Minute 55) darauf hingewiesen, dass die Volkswirtschaft Russlands mit der von Texas vergleichbar sei. Da fragt man sich doch, wie irgendein Politiker rational erklären will, warum die Nato noch weiterhin so unendlich aufrüsten muss. Die Erklärung kann nur darin liegen, dass die Rüstungsindustrie in Europa praktisch an der Regierung ist. [jdm]

Trumps 20-Punkte-Plan kann zu Waffenstillstand führen

Trumps 20-Punkte-Plan zur Befriedung von Gaza wird von den meisten islamischen Staaten, aber auch von der deutschen Bundesregierung begrüßt. Die dpa-Meldung in der gedruckten NOZ fasst den Inhalt des Plans so zusammen: "Inhalt der indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der islamistischen Hamas sind eine rasche Waffenruhe und Freilassung der verbliebenen Geiseln im Gegenzug für palästinensische Gefangene in einem ersten Schritt. Weitere Fragen sind jedoch noch umstritten, darunter die in dem Plan vorgesehene Entwaffnung der Hamas, die die Terrororganisation bislang ablehnt, sowie Israels Truppenrückzug."

Damit wird der Charakter des Plans nur sehr schematisch beschrieben. Der Plan ist kaum geeignet, dauerhaft den Frieden in Gaza und auch in der Westbank zu sichern. Aber er kann wenigstens einer sofortigen Waffenruhe dienen und das blutige Vorgehen der israelischen Armee in Gaza stoppen. Dass die Hamas entwaffnet werden soll, ist ein notwendiger Teil jeder Friedenslösung. Aber der Plan gibt den Palästinensern keine positive Perspektive über den Waffenstillstand hinaus.

Der Plan enthält keine demokratische Teilhabe der Bevölkerung an der Entwicklung in ihrem Land. Die Hamas-Diktatur wird durch eine von außen eingesetzte Experten-Regierung ersetzt, die ihrerseits diktatorische Vollmachten hat und ihre Macht ausschließlich auf eine Friedenstruppe baut, die nicht von der Uno eingesetzt wird und sich von anderen Militärdiktaturen durch ihre hehren Ziele unterscheidet. Praktisch sind solche Friedensbemühungen durch ein Überstülpen von gutgemeinten Strukturen in Afghanistan, dem Kosovo oder in Bosnien gescheitert. Wenn die demokratische Teilhabe der Palästinenser nicht innerhalb kurzer Zeit gelingt und diese Teilhabe nur durch von außen aufgedrückte Organisationsstrukturen gewährleistet wird, wird es die im Plan dargestellte rosige Zukunft nicht geben - auch nicht, wenn die Hamas vollkommen entmachtet worden ist. Wenn es schlecht läuft, wird es neue Kampforganisationen geben, wenn es gut läuft, wird es weiterhin ein von außen abhängiges staatliches Gebilde geben, das den Menschen keine Heimat bieten wird.

Der drittletzte Punkt, der einen interreligiösen Dialogprozess vorsieht, suggeriert vollkommen realitätsfern, dass es sich beim israelisch-palästinensischen Konflikt um eine religiöse Frage und nicht um eine neokoloniale Frage handele. Damit wird die Sicht der rechten Gruppen Israels, aber auch der fundamentalistischen politischen Basis von Trump in den USA zu einer legitimen Geschäftsgrundlage erhoben, der sich die Welt anzuschließen hat.

Die 20 Punkte des Plans sind (zusammengefasst):

  • Gaza wird eine deradikalisierte, terrorfreie Zone.
  • Gaza wird wiederaufgebaut,
  • Der Krieg wird sofort beendet. Die israelischen Streitkräfte ziehen sich bis zu einer vereinbarten Linie zurück, um die Freilassung von Geiseln vorzubereiten. Alle militärischen Operationen werden eingestellt und die Kampflinien bleiben eingefroren.
  • Innerhalb von 72 Stunden nach Israels öffentlicher Annahme dieses Abkommens werden alle Geiseln – lebend und verstorben – zurückgeführt.
  • Sobald alle Geiseln freigelassen sind, wird Israel 250 zu lebenslanger Haft Verurteilte sowie 1700 nach dem 7. Oktober 2023 inhaftierte Palästinenser freilassen.
  • Hamas-Mitglieder, die sich zur friedlichen Koexistenz verpflichten und ihre Waffen abgeben, erhalten Amnestie oder Hamas-Mitglieder können Gaza verlassen.
  • Es wird sofort umfassende Hilfe in den Gazastreifen geschickt einschließlich der Sanierung von Infrastruktur (Wasser, Strom, Abwasser, Straßen), Krankenhäusern und Bäckereien.
  • Hilfslieferungen und deren Verteilung erfolgen über die Vereinten Nationen, den Roten Halbmond und andere internationale Organisationen, die in keiner Weise mit einer der beiden Parteien verbunden sind.
  • Gaza wird unter der vorübergehenden Übergangsverwaltung eines technokratischen, unpolitischen palästinensischen Komitees unter der Leitung des ehemaligen britische Premierminister Tony Blair regiert, das aus qualifizierten Palästinensern und internationalen Experten bestehen wird Dieses Komitee wird den Rahmen setzen und die Finanzierung für den Wiederaufbau von Gaza verwalten, bis die Palästinensische Autonomiebehörde in der Lage ist, die Kontrolle über Gaza sicher und effektiv zu übernehmen.
  • Ein wirtschaftlicher Entwicklungsplan von Trump zum Wiederaufbau und zur Belebung Gazas wird durch die Einberufung eines Expertengremiums erstellt.
  • Eine Sonderwirtschaftszone wird eingerichtet.
  • Niemand wird gezwungen, Gaza zu verlassen, und diejenigen, die gehen möchten, können dies frei tun und auch frei zurückkehren.
  • Die Hamas und andere Kampfgruppen stimmen zu, keinerlei Rolle in der Verwaltung Gazas zu übernehmen
  • Regionale Partner werden garantieren, dass die Hamas und die Kampfgruppen ihre Verpflichtungen einhalten.
  • Die Vereinigten Staaten werden mit arabischen und internationalen Partnern zusammenarbeiten, um eine temporäre Internationale Stabilisierungstruppe (»International Stabilization Force« – ISF) zu entwickeln, die sofort in Gaza eingesetzt wird. Die ISF wird mit Israel und Ägypten zusammenarbeiten, um die Grenzgebiete zu sichern, gemeinsam mit neu ausgebildeten palästinensischen Polizeikräften.
  • Israel wird Gaza weder besetzen noch annektieren, sondern das von ihr besetzte Gebiet im Gazastreifen schrittweise an die ISF übergeben.
  • Falls die Hamas diesen Vorschlag verzögert oder ablehnt, werden die oben genannten Maßnahmen in den terrorfreien Gebieten umgesetzt, die von der IDF an die ISF übergeben wurden.
  • Ein interreligiöser Dialogprozess wird auf den Werten von Toleranz und friedlichem Zusammenleben aufgebaut, um die Denkweisen und Narrative von Palästinensern und Israelis zu verändern.
  • Während der Wiederaufbau Gazas voranschreitet und das Reformprogramm der Palästinensischen Autonomiebehörde gewissenhaft umgesetzt wird, könnten endlich die Voraussetzungen für einen glaubwürdigen Weg zur palästinensischen Selbstbestimmung und Staatlichkeit geschaffen werden
  • Die Vereinigten Staaten werden einen Dialog zwischen Israel und den Palästinensern einleiten. [jdm]

35.000 Menschen bei Friedensdemos in Berlin und Stuttgart am 3. Oktober

Ralf Stegner auf Friedensdemo 3.10.2025

20.000 Menschen in Berlin und 15.000 in Stuttgart haben am 3. Oktober ihr Bekenntnis für Frieden und Diplomatie, gegen Krieg und Hochrüstung auf die Straße getragen. Der Vorbereitungskreis „Nie wieder kriegstüchtig! Stehen wir auf für Frieden“ vereinte erfolgreich eine gewachsene soziale und politische Opposition gegen die Hochrüstungspläne und die Verschuldungspolitik der Bundesregierung. Eine Widerstandsbewegung, die sich gegen den sozialen Kahlschlag wehrt, der mit der hochgefährlichen Aufrüstung der Bundesregierung einhergeht, weil das Geld für marode Schulen, den Öffentlichen Nahverkehr, das Gesundheitswesen, die Kultur sowie Klimaschutz und globale Entwicklung gebraucht wird.

Video von der Kundgebung in Berlin

Die Rednerinnen und Redner stellten sich entschieden gegen die Aufrüstungspläne der Bundesregierung, verurteilten die Mitschuld Deutschlands am israelischen Völkermord in Gaza, sprachen sich gegen die Wehrpflicht aus, lehnten die erwartete Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland ab und forderten Diplomatie statt Waffenlieferungen. Und sie äußerten ihre Befürchtung, dass der Druck des Schuldenmachens dieses Land zwangsläufig noch unsozialer machen wird.

Ralf Stegner auf Friedensdemo 3.10.2025

Ralf Stegner, SPD-MdB, erinnerte daran, dass Krieg kein Social-Media-Event sei, bei dem jemand abstrakt für irgendwelche Werte eintrete, sondern er bedeute Zerstörung, Angst, Kälte, Hunger, Traumatisierung. Man müsse fast sagen, jeder schlechte Frieden sei besser als Krieg. Es habe die behauptung gegeben, dass nur genug Waffen in die Ukraine geliefert werden müssten, um Putin an den Verhandlungstisch zu zwingen. Das Gegenteil sei eingetreten. Die militärische Logik habe versagt.

Der Generalsekretär des BSW, Christian Leye, hob darauf ab, dass die Friedensfrage eine Klaasenfrage sei: "Und um die Angriffe auf den Sozialstaat vorzubereiten, erklärt uns Friedrich Merz, wir hätten über unseren Verhältnissen gelebt? What?? Es besitzen 4 Familien in Deutschland soviel Vermögen wie die Hälfte der Bevölkerung und diese untere Hälfte hat über ihre Verhältnisse gelebt?? Freunde, mir scheint, wir waren alle viel zu wenig demonstrieren in den letzten Jahren."

Jürgen Grässlin, der Sprecher der DFG-VK, beschuldigte die führenden Politiker zu skrupellosen Machtpolitikern verkommen zu sein: "Die Profiteure dieser – billigend in Kauf genommenen und teilweise bewusst herbeigeführten – Katastrophen sind bekannt: Es sind Milliardäre und Multimilliardäre, Militärs und ihre Politiker, Banker und ihre Kreditinstitute, Rüstungsmanager und ihre hemmungslos waffenexportierenden Kriegskonzerne."

Andrea Hornung wandte sich als Sprecherin des Bündnis "Nein zur Wehrpflicht“ Mitglied der SDAJ gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Im Fall eines Krieges gegen Russland rechne die NATO mit bis zu 5.000 toten Soldaten pro Tag. Die Toten würden nicht die Kinder und Enkel von Merz oder von Rheinmetall-Chef Papperger sein. Die Reichen und Mächtigen würden das Sterben wie 1914 den Kindern der Arbeiterklasse überlassen.

Andrii Konovalov, Kriegsdienstverweigerer aus der Ukraine, sagte, die wahre Bedrohung seien keine Nation, keine Religion, sondern soziale Ungleichheit, Spaltungspolitik und die selektive Anwendung von Rechtsansprüchen. "Die einzige Antwort: Spaltung zurückweisen. ganze Völker nicht als Feinde abzustempeln. Sondern Dialog, Kompromisse, und gegenseitiges Zuhören als echte Lösungen gegen den Vormarsch des Extremismus – in Russland, in Israel, aber auch in den USA, in der Ukraine und hier in Europa." An der Seite der Ukraine zu stehen, bedeute an der Seite ihres Volkes zu stehen – nicht an der Seite der Elite, die ihre eigenen Familien in Sicherheit wüssten und gleichzeitig andere zwingen würden, ihr Leben zu opfern.

Der Kriegsdienstverweigerer Artyom Klyga aus Russland vertrat in seiner Rede die Organisation Connection e.V.. "Wir stehen vor einer Situation, in der das Recht auf Kriegsdienstverweigerung zu einer bloßen Deklaration verkommt. Militarisierung, Kriegshysterie und politische Angst untergraben die grundlegenden Freiheiten. Artikel 18 des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte, der die Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit garantiert, wird offen ignoriert." Kriegsdienstverweigerer aus Russland würden von EU-Staaten zurückgeschickt. Das dürfe man nicht zulassen. Denn Kriegsdienstverweigerung sei kein Verbrechen., sondern ein Akt des Mutes. Sie sei die Verteidigung der Menschenwürde.

In Stuttgart warnte Sevim Dağdelen, Publizistin und ehem. MdB, außenpolitische Sprecherin BSW, davor, dass die Bundesregierung mit einem deutschen Kriegseintritt gegen die Atommacht Russland, spiele. Der Kurs werde durch eine Welle gezielter Desinformation flankiert: "Die Rakete in Polen – erst hieß es: Russland! Später stellte sich heraus: Es war eine ukrainische Luftabwehrrakete. Vor wenigen Wochen in Polen: „Verdächtige Drohnen“ – angeblich russisch. Einige Quellen vermuteten sogar US-Beteiligung bei Manövern. Ergebnis? Kein Nachweis, aber wochenlang Alarmstimmung. Zivile Drohnen über Dänemark – sofort wurden russische Kampfdrohnen vermutet. Beweise? Keine. Und dann von der Leyens Flugzeug – angeblich von Russland bedroht. Auch das: Fake News!" All diese Falschbehauptungen hätten eines gemeinsam: Sie sollten Stimmung machen für Aufrüstung, Konfrontation – und letztlich für den Krieg.

Margot Käßmann, ehem. EKD-Ratsvorsitzende und Landesbischöfin von Hannover, sprach sich gegen die Wehrpflicht aus. Als Christin müsse sie feststellen,. dass die Kirchen der Welt immer in die Irre gegangen seien, wenn sie Gewalt und Krieg legitimiert hätten. 1948 hätten sie gemeinsam erklärt: „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein!“ Das entspriche der Botschaft, die Jesus überliefert habe. Deshalb sei es für sie Gotteslästerung, wenn Patriarch Kyrill in Moskau jetzt Waffen segne. Für Christen ist jeder Mensch Gottes Ebenbild. "Das gilt für Menschen jeden Glaubens. Der brutale Überfall der Hamas auf Kinder, Frauen und Männer in Israel hat mich erschüttert. Und jetzt bin ich wie wir alle schockiert vom Elend, das Israels Armee im Gazastreifen verursacht. Das muss sofort enden! Das darf nicht durch deutsche Waffen unterstützt werden."

Mehr Infos und Redetexte beim Netzwerk Friedenskooperative. [jdm/ Fotos: Screenshots Videoübertragung]

Wir brauchen ein Bewusstsein für das „Prinzip Verantwortung“

Einladung DGB Aurich

Am Dienstag, den 07. Oktober 2025 um 18:00 Uhr, lädt der DGB- Kreisverband Aurich zu einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Michael Müller zu dem Thema „Folgen der Aufrüstung für Mensch und Natur – Herausforderungen für die Friedens- und Klimabewegung“ ins Seminarhotel Aurich ein.

Zur Person: Michael Müller ist Bundesvorsitzender der Natur Freunde Deutschlands und aktiv im Erhard-Eppler-Kreis der SPD. Er war von 1983 bis 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages und von 2005 bis 2009 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Kabinett Merkel.

„Wir Natur Freunde kritisieren den Militarismus, der in den letzten drei Jahren immer stärker geworden ist und setzen unser Verständnis einer Zeitenwende dagegen. Denn die eigentlichen Herausforderungen unserer Zeit sind nicht militärische, sondern soziale und ökologische Fragen sowie die Bewahrung und Stärkung der Demokratie“, so Müller. „Alle wichtigen Zukunftsaufgaben sind nur in Kooperation zu bewältigen. Das ist ganz wichtig zu verstehen. Noch Ende des letzten Jahrhunderts war dieser Ansatz sowohl die Leitidee der Vereinten Nationen als auch für Europas“, sagt Müller weiter.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Auricher Forum Frieden & Demokratie, am 07.10.2025 um 18:00 Uhr, im Seminarhotel Aurich, Grüner Weg 2, in Aurich statt. Der Eintritt ist frei.

Das Wort „Gerechtigkeit“ als Waffe der Reichen

Täglich kommen Meldungen, wie viele Milliarden Euro wieder für neue Waffensysteme ausgegeben werden sollen, wie viele Milliarden in die Ukraine gehen, um den Krieg auf Teufel komm raus zu verlängern. Die Milliarden aus dem Sonderschuldenprogramm für Infrastruktur gehen auch zum großen Teil in militärische Infrastruktur.

Weitere Milliarden haben die Dobrindts und Spahns, die Experten aus jetzigen und früheren Bundesregierungen wie Andreas Scheuer für sinnlose Verkehrsprojekte, sinnlose, allen Haushaltsregeln trotzende, aber guten Freunden nützliche, Anschaffungen ausgegeben.

Alle diese Politiker wie Merz, Dobrindt, Pistorius, aber auch die derzeitige Arbeitsministerin Bärbel Bas oder Vizekanzler Lars Klingbeil haben eines gemeinsam: Sie sind persönlich Großverdiener – wenn sie nicht gerade Millionäre wie Merz sind – und bekommen ihre Supervergütungen direkt vom Staat bezahlt.

Und jetzt ist allen diesen Großverdienern aufgefallen, dass es in unserem Land ungerecht zugeht. Ungerecht finden sie es nicht, dass ihre horrenden Politikergagen fast ausschließlich von den Steuern der Arbeiterklasse bezahlt werden. Denn die Vermögenden zahlen so gut wie keine Steuern.

Sie finden immer neue Gruppen zwischen denen sie „Gerechtigkeit“ herstellen wollen. So finden sie es ungerecht, dass Rentner eine Rente bekommen und dass dafür junge Menschen in die Rentenkasse einzahlen müssen. Sie finden es nicht etwa ungerecht, dass viele Menschen für ihre Arbeit nur einen Mindestlohn bekommen, sondern dass Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, fast soviel Geld bekommen, wie die anderen Ärmsten.

Sie finden es ungerecht, wenn Pflegebedürftige, die noch mit wenig Hilfe auskommen können, von der Pflegekasse eine kleine Hilfe bekommen. Sie wollen den Pflegegrad 1 abschaffen, weil dieses Geld den Schwerpflegebedürftigen fehlen würde. Gut – man könnte auch die Großverdiener in die Pflegekasse einzahlen lassen, aber das kommt natürlich nicht in Frage.

200 Milliarden € fehlen der Staatskasse, weil die großen Steuersünder nicht verfolgt werden, aber diese Bundesregierung macht einen Riesenbohei um die wenigen, denen eventuell das Bürgergeld nicht in der Höhe zustehen würde. Jeder weiß, dass es hier nur um einige hundert Millionen gehen würde, nicht um 200.000 mal 1 Million €.

Wenn Merz und Konsorten über Gerechtigkeit reden, geht es ihnen immer nur darum, eine benachteiligte Gruppe gegen eine andere auszuspielen: die Jugend gegen die Rentner;  die Schwerpflegedürftigen gegen die Leichtpflegebedürftigen; die Kranken gegen die „Beitragszahler“, die Arbeitenden gegen die Arbeitslosen. Und alle fallen darauf herein: Den Arbeitenden fällt nicht auf, dass ihre Aufregung über Zahlungen an Arbeitslose morgen auf sie zurückfällt, wenn ihr Konzern sie „freigesetzt“ hat. Den gesunden Beitragszahlern fällt nicht auf, dass sie sich morgen ärgern, wenn sie ihre Medikamente selbst zahlen müssen – ausgerechnet, wo sie wegen der Krankheit weniger Geld haben.

Gegen dieses dumme Geschwätz von der „Gerechtigkeit“ hilft nur Solidarität gegen die Konzerne und ihre bestens verdienenden Politiker. Frieden und eine Heranziehung der Konzerne und Superreichen an der Finanzierung des Sozialstaates würden diesen retten. Das Geschwätz von der „Gerechtigkeit“ ist nur eine Waffe der Reichen und Kriegstreiber gegen die Arbeiterklasse. [jdm]

Wie unsere Politiker für Rüstungsprofite und Karrieren für den Kriegseintritt agitieren

Ursprünglich ging die ukrainische Regierung für die Jahre 2026 und 2027 von einer Finanzierungslücke von knapp 38 Milliarden US-Dollar aus. Doch nach einem Bericht bei Bloomberg gehen die ukrainische Regierung und der Internationale Währungsfonds IWF jetzt von 65 Milliarden US-Dollar aus.

US-Präsident Donald Trump hielt vor der UN Vollversammlung eine Rede, wie man sie vor nicht allzu langer Zeit nur als schlecht gemachte Satire von geistig eingeschränkten Menschen gekannt hätte. Und Trump fordert die Nato-Verbündeten auf, russische Flugzeuge abzuschießen, die ihren Luftraum verletzen. Zudem sprach er jetzt auch über Aussichten der Ukraine auf einen Sieg in diesem Krieg.

Westeuropäische Politiker wenden sich nicht etwa mit Grausen ab, sondern äußern ihre Genugtuung darüber, dass Trump offensichtlich nun bereit ist, den Ukrainekrieg zu verlängern und einen gesamteuropäischen Krieg mit Russland zu riskieren. Trotz der offensichtlichen Debilität der Trump’schen Auslassungen: Er forderte die Europäer auf, russische Flugzeuge abzuschießen und die Konsequenzen zu tragen – die USA fungieren nur als Anstifter zum Verbrechen.

Die Europäer verklausulieren ihre Zustimmung zum Krieg gegen Russland so: Sie fordern Trump zu „entschlossenerem Handeln gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf, um den Krieg gegen die Ukraine zu beenden.“ Was sich nach einer Friedensforderung anhört, ist tatsächlich die Aufforderung den Krieg durch Waffen und Sanktionen auszuweiten.

Propagandistisch werden Verletzungen des Hoheitsgebietes von Nato-Staaten durch russische Flugzeuge zu militärischen Angriffen hochgejazzt, obwohl solche Grenzüberschreitungen in dem schmalen internationalen Korridor im Finnischen Meerbusen jederzeit vorkommen können. Über die angeblichen Drohnenangriffe auf Polen, wurde Polen von Belarus selbst informiert. Das angeblich von russischen Drohnen zerstörte Haus in Polen wurde durch eine polnische Rakete zerstört. Die russische Regierung erklärte, die Drohnen seien durch ukrainische Abwehrmaßnahmen abgelenkt worden. Durchaus möglich, dass das stimmt. Auf jeden Fall handelte es sich bei den unbewaffneten Drohnen nicht um einen Angriff, sondern es kann sich höchstens um eine Spionage gehandelt haben.

Früher - bevor die USA das Abkommen kündigten - gab es ein Abkommen, dass Russland und der Nato Überflüge gestattete, um Informationen über die militärische Lage zu erhalten. Zum russisch-weißrussischen Manöver Sapad wurden Militärbeobachter der Nato eingeladen, um zu verhindern, dass es als ein Angriffsmanöver missgedeutet werden konnte. Allein die Nato schickte keine Manöverbeobachter; die USA schon.

Für die Kriegspolitik Selenskis ist eine Ausweitung des Krieges zu einem großen europäischen Krieg oder einem Weltkrieg dringend erforderlich: Seine Landsleute werden Selenski aus dem Land werfen, wenn dieser sinnlose Krieg beendet ist; das Land ist finanziell am Ende und kann nur auf Geld aus Nato-Staaten hoffen, solange es als Rammbock gegen Russland dienen kann.

Und der MSCI World Aerospace & Defense Index, ein Marktindikator für den globalen Rüstungssektor, ist 2025 bereits um 51 Prozent gestiegen. Rheinmetall legte um bis zu 2,5 Prozent zu, BAE Systems um bis zu 2,2 Prozent, die schwedische Saab um bis zu 5,8 Prozent. Die Aktien von Südkoreas Hanwha Aerospace stiegen um 5,4 Prozent und die Firma möchte den Ausbau ihrer Rüstungsproduktion in Europa.

Wer so viel wie Selenski zu verlieren hat, wer so viel wie die Rüstungsindustrie zu verdienen hat, und wer so wenig Empathie für zerstörte, getötete und verletzte Menschen hat, wie die Kriegspolitiker der Nato (Hofreiter, Wadephul, Merz, Pistorius, Klingbeil, Kiesewetter, Spahn, Miersch, Söder, Jürgen Hardt, Paul Ziemiak, usw.), der fordert, den Krieg zu verlängern und direkt in den Krieg gegen Russland einzutreten.

Wer einen normalen Verstand hat und zu einem friedlichen Menschen sozialisiert wurde, versucht diesen Wahnsinn zu stoppen. Z.B., in dem er an einer Friedensdemo am 3. Oktober 2025 in Berlin und Stuttgart teilnimmt. [jdm]

Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde – Ein starkes Plädoyer gegen den Kriegseinsatz

Bei dem Buch „Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde – Gegen die Kriegstüchtigkeit“ von Ole Nymoen handelt es sich um die detailliertere Ausführung seines Artikels vom 25. Juli 2024 in der Zeit (hinter Bezahlschranke). Dort hatte er geschrieben „Ich, für Deutschland kämpfen? Never!“ Wer keine Hemmungen hat, bei der Nato, beim Krieg oder bei der Wehrpflicht von Solidarität, die „wir“ leisten müssten, zu sprechen, den müsste das Buch eigentlich zum Nachdenken bringen.

Dieses lesenswerte und sehr gut lesbare, nur 132 Seiten starke, Buch stellt sich gegen die Forderung der Regierenden, dass jeder bereit sein solle, für das eingebildete „Wir“ zu sterben. Für Nymoen ist die Behauptung, das Sicherheitsinteresse eines Staates falle notwendig mit dem seiner Untertanen zusammen, absurd. Es sind junge Männer wie er, die im Kriegsfall gezwungen sind, im Land zu bleiben und ihr Leben zu riskieren, ob sie wollen oder nicht. Und sie sollen andere Menschen, die sie nicht kennen und die ihnen nichts getan haben, töten.

Statt Verteidigungsfähigkeit werde heute die „Kriegstüchtigkeit“ verlangt. Die Bundeswehr werde mit 100  Milliarden € und mehr aufgerüstet und die Wiedereinführung der Wehrpflicht stehe bevor. Die Nation werde dabei zur großen Solidargemeinschaft verklärt, der ein jeder glücklich zu dienen habe. Und das nach Jahrzehnten der Entsolidarisierung, in denen die Verarmung breiter Bevölkerungsschichten von neoliberalen Politikern für alternativlos erklärt wurde. Fünf Familien besäßen in Deutschland mehr als die ärmere Hälfte der Bevölkerung.

Ein Soldat habe in einem Krieg nichts zu gewinnen. Normale Menschen hätten in einem Krieg nichts zu gewinnen. Alle hätten ihr Leben, ihre Gesundheit und ihr Hab und Gut zu verlieren. Eine Zustimmung zum Krieg und der Kampf als Soldat werde daran nicht ändern: Weder für den Soldaten auf der Siegerseite, noch für den aus dem unterlegenen Land.

Wer das Buch liest, weiß, dass es keinen Grund geben kann, als Soldat zu kämpfen, noch einen Grund für die Aufrüstung geben kann. Gründe für einen Krieg haben nur die Herrschenden, die ihr Territorium, ihren Einfluss oder ihre Macht vergrößern wollen.

Ole Nymoen erklärt schon im Vorwort, dass er mit dem Buch keine Lösung präsentieren wollte, wie Kriege beendet werden können oder wie der Frieden gesichert werden könne. Er will lediglich darstellen, warum es für niemanden einen Grund geben kann, den kriegswilligen Regierenden zu folgen und sein Leben für deren Ambitionen zu opfern.

Hier liegt allerdings auch eine Schwäche des Buches. Denn trotz seiner von ihm selbst genannten Einschränkung versucht Nymoen schon darzustellen, warum es Kriege gibt. Staaten sind für Nymoen nichts weiter als Gewaltapparate. Als Herrschende tauchen bei ihm deshalb auch seltsam abstrakt nur die Politiker auf. Dass Kriege für wirtschaftliche Interessen geführt werden, wird von ihm sogar bestritten. In Nymoens Wahrnehmung werden sogar die Monopolkonzerne zu Geschädigten des Krieges. Mit ein paar Kurzschlüssen versucht er, Lenins Imperialismustheorie abzuräumen.

Dabei lässt er vollkommen außer Acht, dass es die „national“ beschränkten Konzerne kaum noch gibt. Hier beharrt er auf einem seltsam antiquierten Bild, obwohl aus seinen Podcasts bekannt ist, dass er die internationalen Konzernverflechtungen durchaus kennt. Fast alle Konzerne in Deutschland befinden sich im Besitz der Fondsgesellschaften und Schattenbanken, wie z. B. Blackrock. Diese besitzen jeweils kleinere Anteile an den Aktien; zusammen aber besitzen sie die Mehrheiten. Diese „Besitzer“ haben keine persönlichen oder nationalstaatlichen Beziehungen zu ihren Betrieben und deren Angestellten. Hier gibt es nur das Primat, sich zu vergrößern. Das stößt an Grenzen, und die werden dann gegebenenfalls mit Gewalt ausgedehnt.

Ohne die Macht dieser internationalen Konzerne ist überhaupt nicht verständlich, warum z. B. die deutschen Politiker bereit sind, den deutschen Sozialstaat für die Hochrüstung zu zerstören. Es geht einfach nicht um den Sozialstaat und um die deutschen Bürger. Fast die gesamte Polit-Elite in der Nato hat ihre Politikerausbildung über transatlantische Think-Tanks bekommen. Und alle sind darauf geeicht, dass die globale Konkurrenz, die in China verortet wird, dadurch niedergekämpft werden muss, dass damit vernetzte Staaten oder Konzerne geschwächt werden müssen.

Dafür werden Stellvertreterkriege geführt. Politiker, die an ihr eigenes Land denken, würden niemals weitreichende Raketen stationieren, die Russlands Atommacht direkt bedrohen. Denn damit sind diese Standorte automatische Ziele für einen Zweitschlag – oder bei einer fälschlich angenommenen atomaren Bedrohung – für einen atomaren Erstschlag.

Welchen Grund kann z. B. eine Ministerpräsidentin von Dänemark haben, aus dem eigenen Staatshaushalt Mittelstreckenraketen zu beschaffen und in Dänemark zu stationieren? Einen für den normalen Bürger rationalen Grund dafür gibt es nicht. Es kann sich nur um die Absicht handeln, einen Krieg zu riskieren, der aber für dänische Staatsbürger nichts Gutes bringen kann.

Nymoens Buch überzeugt, wenn er darstellt, warum man sein eigenes Leben nicht irgendwelchen fremden Machtgelüsten opfern sollte. Welcher Art diese fremden Machtgelüste sind, kann er leider nicht näher beschreiben. [jdm]

Nothing´s gonna change my world (Nichts wird meine Welt verändern)

Strawberry fields

Aus dem Geschichtsunterricht einer 10. Klasse Gymnasium

Ulrich Scholz

Das Thema war der Kolonialismus des 19. Jahrhunderts. Als „Attentiongetter“ hatte ich ihnen einen Musikclip vorgespielt. „Across the Universe“, ein Beatles Song gecovered von der US-amerikanischen Sängerin Fiona Apple. Am Ende hatte ich die die Schüler nach ihren Wahrnehmungen befragt und ob sie ihnen Bedeutungen geben könnten. Sie konnten. Das Eindringen einer Gruppe von Männern in ein Café, das sie mit Baseballschlägern sinnlos zerstörten, interpretierten sie als Gewalt. Ein Schüler setzte sie in Bezug zum Geschichtsthema und meinte, sie könnte für Krieg stehen. Bei meiner Frage, welcher Krieg, half ich nach. Ich erzählte ihnen von den Beatles, die in ihren Liedern immer wieder gegen den amerikanischen Vietnamkrieg gesungen hatten. Der Krieg sagte den Schülern nichts. Also habe ich ihnen seine Geschichte erzählt. Zuvor habe ich in Aussicht gestellt, den Film „Across the Universe“ (2007), der vom Vietnamkrieg handelt, über weitere Musikclips vorzustellen. Das kam an. Clips anschauen ist immer noch besser als in Geschichtsbüchern lesen.

Mit Unterstützung von Karten und Bildern erzählte ich ihnen von der gewaltsamen Übernahme des Landes durch Frankreich im Jahr 1858. Bis 1945 wurden Vietnam und die Nachbarländer Kambodscha und Laos von den Kolonialherren ausgeraubt und deren Bevölkerungen brutal unterdrückt. Erst nach einem blutigen Befreiungskrieg (1. Indochinakrieg) gelang es der vietnamesischen Befreiungsorganisation Viet Minh, die Franzosen aus dem Land zu treiben. In der Schlacht von Dien bien Phu (1954) fügten sie ihnen die letzte, vernichtende Niederlage zu. 10 Jahre später begann der 2. Indochinakrieg (Vietnamkrieg). Dieses Mal waren die USA der Eindringling. Er endete 1973 mit dem Abzug der Amerikaner. Sie hatten 8 000 000 Tonnen Bomben auf das Land geworfen, viermal so viel, wie im gesamten 2. Weltkrieg. Über 4 000 000 Menschen waren umgekommen, davon waren 2 000 000 vietnamesische Zivilisten und 58 000 Amerikaner (Die Zahlen variieren je nach Quelle)

Verloren wurde der Krieg an der Heimatfront. Die Medien brachten ihn Abend für Abend in die Wohnzimmer der amerikanischen Bevölkerung. Der Anblick von NAPALM verbrannten Kindern und toten und verwundeten eigenen Soldaten führten in den USA zu einer noch nie da gewesenen Anti-Kriegsbewegung. Vor allem junge Leute gingen auf die Straße. Ihre moralischen Vorbilder waren Sänger wie Bob Dylan und Joan Baez. Auch die Beatles, deren Titel zwischen 1960 und 1970 die Hitparaden beherrschten, komponierten und texteten unter dem Einfluss des Vietnamkrieges. Ihre Musik zusammen mit entsprechenden Handlungsszenen aus dem Film „Across the Universe“ wollte ich nun nutzen, um der Klasse zu zeigen, wie heftig die Auswirkungen dieses Krieges (Schrecken, Verlust, Trauer, Protest und Gewalt) das normale Leben von jungen Menschen in einer demokratischen Gesellschaft beeinflusst hat.

Als ich den Clip zum letzten Song (Let it be) gezeigt hatte, fragte ich die Schüler nach ihrem Eindruck. Sie schauten mich ratlos an. Dann meinte eine Schülerin: Unterhaltsam. - Ich war sprachlos. Spontan startete ich den eingangs gespielten Clip noch einmal. „Nothing´s gonna change my world“ singt Fiona Apple den Refrain immer wieder und schaut dabei teilnahmslos mit Kopfhörern auf den Ohren in die Kamera, während im Hintergrund das Café kurz und klein geschlagen wird. Die Schüler nahmen die totale Ignoranz der Frau wahr, konnten sie aber nicht lesen.

Ich fragte sie: Wer verfolgt täglich in seinem Handy die Nachrichten? Einer meldete sich. Ich fragte weiter, nach den Kriegen in Afghanistan, im Irak und im Nahen Osten. - An welche Länder verkauft Deutschland Kriegsgerät? – Jetzt verstanden sie die Metapher des Clips. Es kam der obligatorische Fluchtversuch. Man kann ja doch nichts ändern. Die Antwort kam aus ihren Reihen. Das haben die jungen Leute in der Anti-Vietnamkrieg Bewegung nicht so gesehen. - Die Pausenklingel kam genau zur richtigen Zeit. Die Störung in ihren Denkmustern wollte ich nicht zerreden. Eine letzte Frage hatten sie noch. „Was müssen wir über den Vietnamkrieg für die Klausur wissen?“ – Da hatte ich sie neugierig gemacht, Betroffenheit erzeugt und zum Denken gebracht … dachte ich. Meine Erfahrung/Befürchtung schien wieder einmal bestätigt worden zu sein. Sie lernen für den Moment des gemessenen Werdens, für die Note. Die Welt da draußen interessiert sie nicht wirklich. Nothing´s gonna change their world.

Die geschilderte Unterrichtsstunde liegt schon ein paar Jahre zurück. Hat sich zu heute etwas geändert? – Ja, aber nicht zum Besseren, ist zu befürchten. Die Regierenden haben dazu gelernt. Wenn man einen „Bösen“ erschafft und die Schrecken des Krieges von den Menschen fernhält, kann man junge Menschen von der Straße fernhalten. Der Ukrainekrieg und Aufrüstung werden von vielen als notwendig begrüßt. Nothing´s gonna change their world.

Die erste Aufklärung hatte den Menschen vom Erklärungsdogma der Kirche befreit. Vielleicht ist es Zeit für eine zweite Aufklärung, die den Menschen vom Erklärungsdogma der Herrschenden befreit. Wenn Moral und Recht proklamiert und gleichzeitig die Humanität mit Füßen getreten werden, dann wird es Zeit, dass die jungen auf die Straße gehen. In diesem Sinne sind die Worte von Robert Kennedy zeitlos. In einer Rede an seiner Alma Mater, die er 1968 auf der Höhe des Vietnamkrieges, drei Monate vor seiner Ermordung, gehalten hat, rief der den Studenten zu:

"If our colleges and universities do not breed men who riot, who rebel, who attack life with all the youthful vision and vigor, then there is something wrong with our colleges. The more riots that come out of our college campuses, the better the world for tomorrow."

Übersetzung:
Wenn unsere Hochschulen und Universitäten nicht Menschen hervorbringen, die gewaltsam protestieren und rebellieren, die das Leben mit all ihrer jugendlichen Visionen und Ungestümtheit angehen, dann läuft etwas falsch an unseren Bildungseinrichtungen. Je mehr unsere Hochschul-Campusse gewaltsamen Protest hervorbringen, desto besser für die Welt von morgen. [Ulrich Scholz, erstveröffentlicht auf Ulrichs Newsletter]

Kriegs-Propaganda der Tagesschau – Wie funktioniert Propaganda im öffentlich-rechtlichen Rundfunk?

Jonas Tögel auf Youtube

Wie funktioniert Propaganda im öffentlich-rechtlichen Rundfunk? In diesem Video analysiert der Amerikanist und Propagandaforscher Jonas Tögel die Berichterstattung der Tagesschau und zeigt auf, mit welchen Mitteln Meinung gemacht und Wirklichkeit geformt wird. Dabei geht es nicht um plumpe Lügen, sondern um gezielte sprachliche und visuelle Techniken – oft subtil, aber wirkungsvoll.

Eigentlich wollte Tögel nur die Ukraine-Berichterstattung der Tagesschau betrachten, aber dann stellte er fest, dass sogar ein Bericht über die Ernte in Deutschland von der Tagesschau gezielt für Kriegs- und Anti-Russland-Propaganda genutzt wird. [jdm]

Warum Frieden im Ukrainekrieg so schwer ist

Ein Kompromiss ist zwei Niederlagen auf einmal… Elmar Kupke (1942 - 2018), deutscher Aphoristiker

Charles de Gaulle

Es wird nie mehr gelogen als vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd." – Dieser Ausspruch stammt nicht von Otto von Bismarck, wie öfter zu lesen ist, sondern von dem Wittener Abgeordneten Louis Berger, den er um 1879 im Parlament des Deutschen Kaiserreichs getan haben soll. Er hat bis heute Gültigkeit, wenn man die aktuelle Berichterstattung zum Ukrainekrieg verfolgt. Er gilt nicht nur für die russische Propaganda, sondern teilweise auch für die Darstellung der Geschehnisse vor und während des Krieges in unseren Medien. In Hinblick auf einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen bringt jedoch das Beharren auf die eigene Sichtweise nicht weiter, wie die bisher vergeblichen Versuche, zu Verhandlungen zu kommen, zeigen. Wie es nur gehen kann, zeigt der Algerienkrieg der Franzosen (1954-1962).

Der Krieg zwischen der französischen Armee und der algerischen Widerstandsbewegung F.L.N. war im 4. Jahr, als die kriegsmüden Franzosen ihren Kriegshelden von einst, Charles de Gaulle, zum Ministerpräsidenten wählten. In seiner berühmten Rede von Constantine stellte er seinen Plan zu mehr sozialer Gerechtigkeit in Algerien vor und rief den Menschen zu: Warum zerstören? Es ist unsere Pflicht aufzubauen. Warum hassen? Wir müssen zusammenarbeiten.

Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, amnestierte De Gaulle in den folgenden Wochen tausende von gefangenen F.L.N. Kämpfern. Todesurteile wurden aufgehoben. In einer Pressekonferenz am 23. Oktober machte er sein berühmtes Friedensangebot an die Kämpfer der F.L.N., den Frieden der Mutigen (paix des braves):

Ich sage hier unmissverständlich, dass die meisten Männer des Aufstandes mutig gekämpft haben. Lasst endlich den Frieden der Mutigen zu, und ich bin sicher, dass aller Hass weichen und verschwinden wird. Was bedeutet das konkret? Es ist ganz einfach: Wo immer sie in Kampfeinheiten organisiert stehen, sollen ihre Vorgesetzten mit dem französischen Militärkommandos Kontakt aufnehmen. Die alte Kriegers Tradition, die von je her galt, um die Waffen zum Schweigen zu bringen, war, die weiße Fahne des Waffenstillstands zu schwenken. Und ich antworte darauf, dass dann alle Kämpfer ehrenhaft empfangen und behandelt werden. (auszugsweise Übersetzung aus Allistair Hornes Buch "A savage War of Peace")

Paix des braves hatte De Gaulle sein Friedensangebot genannt. Es war nicht nur an die Rebellen gerichtet, sondern auch an seine eigenen Landsleute. Mut zum Frieden zu haben heißt nämlich zuallererst, altes Denken über Bord werfen. Während eines Krieges, in dem (von beiden Seiten!) gefoltert und Zivilbevölkerung mit Napalm bombardiert wurde, altes Denken aufzugeben, ist schier unmöglich, wie die folgenden Jahre bis zum Kriegsende 1962 zeigten. Die F.L.N. genauso wie die europäischen Bewohner Algeriens bekämpften seinen Plan mit noch mehr Terror. Es gab sogar einen Putschversuch französischer Generäle und einen Attentatsversuch durch einen französischen Offizier, der später vor Gericht gestellt und hingerichtet wurde. Am Ende erreichte de Gaulle, dass das französische Parlament der Unabhängigkeit Algeriens zustimmte, womit der Krieg endlich zu einem Ende kam. Er hatte ca. eine Millionen Menschen das Leben gekostet. Eine Strafverfolgung wegen Kriegsverbrechen gab es weder in Algerien noch in Frankreich. Im Abkommen von Evian 1962 zwischen der französischen Regierung und der provisorischen Regierung Algeriens einigte man sich u.a. auf Straffreiheit für alle Kombattanten. Was blieb, war die historische und gesellschaftliche Aufarbeitung in beiden Ländern, und die kann nur in der Selbstbetrachtung nachhaltig sein. – Wie die Zeiten sich geändert haben.

Im Ukrainekrieg (wie in allen Kriegen nach 1990, die von westlichen Nationen geführt wurden) gibt es den Bösen und die Guten. Unbenommen der geopolitischen Interessen der Amerikaner und der Bündnistreue der Europäer beteuert man immer wieder den Anspruch, Moral und Recht zu verteidigen. In diesem Sinne unterstützt man die Ukraine nicht nur, ihren Verteidigungskrieg zu führen, sondern besteht sogar auf die Fortführung des Krieges, sollten der eigenen Anspruch nicht erfüllt werden. Man verhindert damit eine Verhandlungslösung, die Tausenden von ukrainischen und russischen Soldaten den Opfertod ersparen könnte. Der Hass, der sich schon jetzt in beiden Völkern angestaut hat, wird weiter angefacht. Frieden und Versöhnung rücken noch weiter in die Ferne. Egal, wer diesen Waffengang „gewinnt“, der Grundstein für den nächsten Krieg wird damit gelegt.

Wenn der Westen es mit seinen Werten der Humanität ernst meint, muss er jetzt verhandeln, und zwar bedingungslos. Für solche Verhandlungen eine NATO-Streitmacht als Sicherheitsgarantie für die Ukraine im Land vorzusehen, ist absurd. Sie würde de facto einer NATO-Mitgliedschaft der Ukraine gleichkommen. Genau die wollte Herr Putin doch verhindern, als er seine Armee in die Ukraine einmarschieren ließ. Wenn Soldaten in die Ukraine geschickt werden sollen, um den Frieden zu sichern, dann können es nur Blauhelme der UNO sein. Sie sollten in festgelegten entmilitarisierten Regionen stationiert werden, um die Armeen der Kriegsparteien voneinander zu trennen. Die dürfen auf keinen Fall aus NATO-Staaten kommen. Um die Führungspersonen der Ukraine und Russland dafür zu gewinnen, gilt es vorher, bei ihnen die Einsicht zu wecken, dass nur ein Kompromiss ihren Interessen am ehesten dient. Dazu bräuchte man jetzt Mediatoren, die beide Seiten als vertrauenswürdig erachten. Sie könnten den Kontrahenten klar machen, dass ein Kompromiss keine Niederlage ist, wenn man die Zukunft ihrer Völker an die erste Stelle stellt, wie Charles de Gaulle es getan hat. Bleibt abzuwarten, ob die beteiligten Führungspersonen solch staatsmännische Qualitäten haben, wie der französische Ministerpräsident im Algerienkrieg. Für die Ukraine, Russland und Europa wäre es zu wünschen. [Ulrich Scholz, erstveröffentlicht auf Ulrichs Newsletter]

DGB-Kundgebung zum Antikriegstag: Wir sind verantwortlich dafür, dass nichts relativiert wird

Circa 80 Menschen fanden sich am Sonntag zur Mahnveranstaltung des DGB anlässlich des Antikriegstages auf der Begräbnisstätte Esterwegen/Bockhorst ein.

Andreas Kuper

Der neue Vorsitzende des DGB-Kreisverbandes Nördliches Emsland, Andreas Kuper, begrüßte die Gäste. Der DGB begehe den Antikriegstag seit dem 1. September 1957, um an den Beginn des 2. Weltkriegs durch den Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen zu erinnern. Der 1. September 1939 sei der Tag, an dem ein fast 6 Jahre dauerndes, völlig sinnloses Morden begonnen habe. Über 60 Millionen Menschen verloren dabei ihr Leben und viele weitere Millionen Menschen in vielen Ländern der Erde erlitten Hunger, Trauer, Krankheit oder waren ohne Obdach. Das sinnlose Morden sei angetrieben von Menschen und Idealen, die weit entfernt von wahrer Menschlichkeit gewesen seien. Das Morden habe aber schon vorher begonnen, wie die Emslandlager belegten.

Dita & Patrick. begleiteten die Veranstaltung musikalisch

Nach dem Kriegsende am 8.Mai 1945 habe es die Hoffnung gegeben, dass die Menschheit aus dieser Zeit gelernt habe. Aber 80 Jahre danach sei man weit von einem Weltfrieden entfernt. Kuper verwies auf die Kriege in Äthiopien, Sudan, Myanmar, Mali, Somalia, Jemen, Syrien und besonders auf Gaza und die Ukraine. „Soldaten und Zivilisten fallen einem System zum Opfer, welches uns weismachen will, dass man mit Waffengewalt einen Frieden herbeiführen kann. In Deutschland fallen Worte, die besagen, dass wir wieder kriegsfähig werden müssen.“

Leider sei es so, dass diese Konflikte uns dazu zwingen würden, ein gewisses Maß an Eigenschutz zu initiieren. Alles andere wäre einfach blauäugig. Mit diesen Worten referierte Kuper die Aussagen aus dem offiziellen Aufruf des DGB-Bundesvorstands zum Antikriegstag, mit denen der Rüstungskurs der Bundesregierung trotz aller Friedensrhetorik gestützt wird: „Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften sehen deshalb durchaus die Notwendigkeit, in Deutschland und Europa die gemeinsame Verteidigungsfähigkeit zu stärken“.

Aber – und auch hier folgte Kuper dem offiziellen Aufruf – die Rüstungsausgaben dürften nicht „übermäßig“ sein. Deutschland dürfe nicht zum Militärstaat werden. Es sei Zeit für eine Rückbesinnung auf die Werte der Charta der Vereinten Nationen und die Prinzipien der Schlussakte von Helsinki. „Friedensfähig zu sein ist das Gebot der Stunde!“

Im Anschluss kamen Schülerinnen des Mariengymnasiums Papenburg zu Wort. Sie hatten im Seminarfach „Hölle im Moor“ zusammen mit dem Lehrer Sebastian Jendt über das ehemalige Lager VI Oberlangen und die Kriegsgräberstätte Oberlangen recherchiert.

Helene Magnus

Helene Magnus stellte die Geschichte des Lagers Oberlangen dar, wo zunächst NS-Gegner inhaftiert wurden und das seit 1939 als Kriegsgefangenenlager genutzt wurde. Helene Magnus legte den Schwerpunkt ihrer Ausführungen auf die 1700 weiblichen Gefangenen der polnischen Heimatarmee, die nach dem Scheitern des Warschauer Aufstandes vom Dezember 1944 bis April 1945 in Oberlangen interniert wurden. In Beschreibungen des Warschauer Aufstandes würden diese Frauen kaum gewürdigt, dabei hätten sie z. B. als Meldegängerinnen, aber auch als Kämpferinnen, einen bedeutenden Beitrag geleistet.

Die Bedingungen  im Lager seien durch unzureichende Ernährung, unhygienische Zustände und kalte zugige Baracken lebensbedrohend gewesen. 10 Kinder seien im Lager geboren worden; auf die Mütter wurde keine Rücksicht genommen. Diesen Bedingungen hätten die Frauen ihre Disziplin, Solidarität und ein kulturelles Leben entgegengesetzt. Nach der Befreiung am 12.04.1945 hätten die Frauen vor dem Nichts gestanden. Helene Magnus’ Fazit war: Es habe sich um beeindruckende Frauen gehandelt. Sie hätten sich in ihrem ersten Kampf um die Freiheit auch gegen die patriarchalen Strukturen bei ihren eigenen Kampfgenossen durchsetzen müssen. Ihr 2. Kampf sei einer um das Überleben gewesen, den sie durch Solidarität gewonnen hätten. Für uns, für die Frieden ein normaler Zustand sei, sei es ein Glück, hier zu leben.

v. l.: Kelly Korten, Anna Evers

Anna Evers und Kelly Korten setzten sich in ihrem Redebeitrag mit der Gedenk- und Erinnerungskultur auseinander. Der Frieden sei zerbrechlich, stellten sie fest. Deshalb sei Erinnern wichtig. Die Emslandlager stünden für Entrechtung, Leid und Tod. Sie zeigten, wohin Militarismus führen könne.

Kranzniederlegung beim Antikriegstag 2025

Sie verwiesen auf die Rede von Richard Weizsäcker, der den 8. Mai, den Tag der deutschen Kapitulation, einen Tag der Befreiung nannte und sich damit gegen das Verständnis von einer Niederlage wandte. Er habe gefordert, dass die Deutschen Verantwortung übernehmen müssten. Die jungen Menschen heute seien nicht verantwortlich für die begangenen Verbrechen, aber sie seien verantwortlich dafür, dass nichts relativiert werde. Die Opfer dürften nicht vergessen werden. Wenn wir uns nicht erinnerten, könne rechte Ideologie wieder wachsen.

Die Versammlung wurde nach einer Kranzniederlegung am Ossietzky-Gedenkstein mit dem gemeinsamen Singen des Moorsoldatenliedes beendet. Die musikalische Einrahmung der Veranstaltung erfolgte durch das Duo Dita & Patrick. [jdm]

Berlin und Stuttgart am 3. Oktober 2025 – Bundesweite Friedensdemonstrationen gegen Kriege und Hochrüstung

Der Vorbereitungskreis „Nie wieder kriegstüchtig! Stehen wir auf für Frieden!“ ruft zu Friedensdemonstrationen gegen Kriege und Hochrüstung am 3. Oktober 2025 in Berlin und Stuttgart auf. Das Bündnis ist entstanden aus der Initiative „Nie wieder Krieg – Die Waffen nieder!“ und einem Aktionsbündnis innerhalb der Friedensbewegung, dem u.a. DFG-VK, IPPNW, Netzwerk Friedenskooperative, Ohne Rüstung Leben und pax christi beteiligt sind. Es wird eine bundesweite große Demonstration zeitgleich – um 13:00 Uhr – an zwei Orten in Berlin und Stuttgart durchführen, die die Friedensbewegung in ihrer Breite repräsentiert.

Die Liste der mehr als 100 Organisationen und Initiativen kann hier eingesehen werden: https://frieden-und-zukunft.de/erstunterstuetzer-fuer-die-bundesweite-demo-in-berlin-und-stuttgart-am-3-10-2025/

Bei den Kundgebungen kommen Rednerinnen und Redner zu Wort, die sich für den Stopp des Hochrüstungskurses und für Abrüstung einsetzen, sowie für den Erhalt des Sozialstaates, für, Klimaschutz und globale Gerechtigkeit.

Das Bündnis stellt folgende Forderungen auf, die bei den Kundgebungen thematisiert werden sollen:

  • Gegen die Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland. Entschlossenen Einsatz für ein Europa ohne Mittelstreckenwaffen.
  • Nein zur Wehrpflicht.
  • Stopp der Militarisierung der Gesellschaft. Keine Unterordnung von Gesundheitswesen, Bildung und Wissenschaft unter Kriegstüchtigkeit.
  • Asyl für Menschen, die sich dem Krieg verweigern und von Krieg bedroht sind.
  • Diplomatisches Engagement für ein schnelles Ende der Kriege in Europa und im Nahen und Mittleren Osten.
  • Die Bundesregierung darf sich nicht weiter mitschuldig machen an einer von immer mehr Staaten und Organisationen als Völkermord klassifizierten Kriegsführung im Gazastreifen. Sie muss alles tun, damit der Krieg, die Vertreibung der Palästinenserinnen und Palästinenser und der Einsatz von Hunger als Waffe umgehend beendet werden. [Pressenza]

Deutschland im Aufrüstungstaumel

Was man den Bürgern erzählt, und was man tatsächlich meint

Wahrnehmung und Wahrheit sind nicht dasselbe

Kämpfer
Ulrich Scholz

Der erste Satz im Titel ist das Motto einer Journalistenschule in Los Angeles (Tell it, as it is). Der amerikanisch-österreichische Kybernetiker und Philosoph Heinz von Foerster, der einmal zu einem Vortrag an diese Schule eingeladen war, machte ihn zum Thema seiner Einführung. Es müsse eigentlich heißen: It is, as you tell it (Es ist, wie Du sagst). Von Foerster wollte damit zum Ausdruck bringen, dass alles Gesagte von einem Beobachter gesagt wird, und der ist immer subjektiv. Der Bindestrich in dem zusammengesetzten Wort aus „wahr“ und „nehmen“ soll das zum Ausdruck bringen. Es ist das, was jeder von uns als „Wahrheit“ nimmt und führt natürlich zu Konflikten, wenn unterschiedliche „Wahrheiten“ aufeinandertreffen, wie zum Beispiel im Sport. Die Diskussionen in den Medien und an Stammtischen nach einem verlorenen Länderspiel sind ein Klassiker.

In anderen Bereichen des öffentlichen Lebens wird sehr wohl ein Unterschied zwischen Wahrheit und Wahrnehmung gemacht. Zeugenaussagen nach einem Verkehrsunfall oder bei der Aufklärung eines Verbrechens sind Wahr-Nehmungen. Wer von den Zeugen kann schon wissen, was die Wahrheit ist? – Polizeibeamte, Staatsanwälte und Richter sind sich dieser Unterscheidung sehr wohl bewusst. Gottseidank. In unserem Rechtssystem gilt: In dubio pro reo (lat. Im Zweifel für den Angeklagten). In einem anderen Bereich verschwimmt die Unterscheidung zwischen Wahr-Nehmung und Wahrheit immer wieder, mit zum Teil schwerwiegenden Konsequenzen. Es ist die Welt der Nachrichten, die die Öffentlichkeit bewegen.

Während der Corona-Pandemie waren die Bürger fast minütlich Nachrichten ausgesetzt, die mit dem Anspruch der „Wahrheit“ daherkamen. Und wenn man „Wahrheit“ in Frage stellt, heißt das doch, dass man ein Lügner ist. Befürworter und Gegner der Regierungspolitik sind in diesem Geist miteinander umgegangen. Auf der Strecke blieben die Bürger, die in einen Grabenkrieg der „Wahrheiten“ gezwungen wurden. Heinz von Foersters Satz it is, as you tell it hätte Augen öffnen können, wenn man ihn beherzigt hätte. Er bedeutet nämlich, dass jeder, der eine „Wahrheit“ verkündet, immer nur seine „Wahrheit“ verkünden kann. Mit dieser Einsicht wäre ein Diskurs möglich gewesen, an dessen Ende ziemlich sicher bessere Lösungen möglich gewesen wären. Sie haben sicher gemerkt, dass ich eine explizite Kritik an der Politik der Bundesregierung (Stichwort: Lockdowns) vermieden habe. Mit dieser Ausgewogenheit möchte ich im Folgenden brechen.

Interessen sind die Treiber und nicht unsere Sicherheit

Es geht um die Aufrüstung der Bundeswehr. Man will eine militärische Bedrohung durch Russland abschrecken und, sollte es zum Krieg kommen, Deutschland (im Rahmen der NATO) erfolgreich verteidigen. Über die Absurdität von Abschreckung und Krieg in Europa habe ich in meinem Buch „Krieg – eine Beleidigung der menschlichen Intelligenz“ ausführlich argumentiert. Das soll hier nicht das Thema sein. Mir geht es darum, die „Wahrheiten“ über Bedrohung, Abschreckung und Krieg, die von Politikern, Militärs und der Rüstungsindustrie verbreitet und von den Medien immer wieder erschreckend unreflektiert unters Volk gebracht werden, bloßzustellen. Sie werden vordergründig mit Bedrohung, Verteidigung und Sicherheit begründet, dienen in der Hauptsache aber Eigeninteressen. Getreu des von Foerster Satzes it is, as you tell it wird der Öffentlichkeit Mantra-artig suggeriert, was ist.

- Putins Russland ist eine Bedrohung für Deutschland und Europa
- Sicherheit vor einem russischen Angriff gibt es nur durch Abschreckung
- Abschreckung und erfolgreiche Verteidigung sind nur durch Aufrüstung     
  zu gewährleisten.

Im Folgenden geht es nicht darum herauszufinden, was „objektiv“ die Wahrheit ist. Es geht vielmehr darum aufzuhorchen, wenn jemand behauptet, etwas ist so und in Frage zu stellen. Dabei sollte die erste Frage immer nach den Eigeninteressen der Beteiligten sein.

Militärmacht Deutschland für das politische Selbstbewusstsein

Die EU war bis zum Beginn des Ukraine-Krieg nicht mehr als eine teure europäische Verwaltungsorganisation. Die Idee, sie zu einer politischen Union mit einer europäischen Regierung zu machen, war mit dem Versuch, in den 2000er Jahren eine europäischen Verfassung in Kraft zu setzen, gescheitert. Ein Hauptgrund der Ablehnung war, nationale Souveränität in Sachen Außen-, Verteidigungs- und Sicherheitspolitik an Brüssel abzugeben. Der Ukraine-Konflikt und da insbesondere der Krieg haben das Thema wieder nach oben gespült. Eine starke Militärmacht Deutschland in der Triade mit Frankreich und Großbritannien könnte der Schlüssel zu einem selbstbewussten Europa werden. Augenhöhe mit den USA, gerade in Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik, wäre möglich. Wer glaubhaftes „Bang“ (i.e. Kriegsfähigkeit) an den Verhandlungstisch mitbringt, der wird ernst genommen.

Militär im Frieden – Selbsterhaltung und Wachstum

Nach einer großen Leitungsbesprechung im Bundesministerium der Verteidigung zu Beginn der 1990er Jahre, in der im Rahmen der „Friedensdividende“ einschneidende Kürzungen beschlossen wurden, informierten anschließend die Inspekteure von Luftwaffe, Heer und Marine ihren unterstellten Bereich über das Ergebnis. Der Inspekteur Luftwaffe frohlockte. An Flugzeugen hatte man nicht gespart. Das Heer musste seine Panzerwaffe von 4000 Stück auf 400 reduzieren. Warum frohlockte der Luftwaffeninspekteur? - Die Anzahl der Waffensysteme bestimmt die Personalstärke. Die wiederum bestimmt die Größe der Organisation und damit die Anzahl der Führungspersonen. Es kann befördert werden.

Die Rüstungsindustrie – Wachstum und Profit

Nach einer Durststrecke ohne eine militärische Bedrohung sind seit dem Ukrainekrieg die Auftragsbücher auf Jahre gefüllt. Man wird nicht müde, die Überlegenheit deutscher Waffensysteme gegenüber den russischen anzupreisen. Neuentwicklungen in allen Bereichen der Kriegführung werden auf der Webpage von Rheinmetal als Freedom Enablers angepriesen. Sie dienten als Verteidiger der Freiheit. In Joint Ventures mit ukrainischen Rüstungsfirmen soll die Produktion von Waffensystemen nun auch in ukrainischen Werken stattfinden. Damit geht ein Technologie-Transfer einher. Dass sie in dem aktuellen Krieg den Russen in die Hände fallen könnten und ihnen bei der Vorbereitung auf einen großen Krieg gegen die NATO nützlich sein werden, danach fragt niemand.

Medien – Nützliche Einfältigkeit

Vor einigen Tagen fand auf dem Fliegerhorst Jagel in Schleswig-Holstein ein militärisches Ereignis statt. Der offizielle Name lautete: SNAP 2025 (Significance of National Air Power = Wichtigkeit Nationaler Luftmacht). Für die teilnehmenden Besatzungen und Soldaten war es Ausbildung, dessen Inhalte zum täglichen Brot gehören. Sie dient dazu, einen vorgeschriebenen Einsatzstatus zu erlangen bzw. sicherzustellen. Die Medienberichte darüber, von der regionalen Presse bis hin zu Fachzeitschriften wie der Flugrevue, bedienten sich in der Mehrzahl der offiziellen Bundeswehr-Verlautbarung, und der war getreu der Übungsnamensgebung auf militärische Großartigkeit angelegt. Im Einleitungstext von NDR-Online wird es deutlich: In Jagel bei Schleswig steigen heute Nachmittag Kampfjets, Hubschrauber und Transportflugzeuge der Bundeswehr in die Luft. Hintergrund ist eine groß angelegte Übung - sie soll auch Stärke demonstrieren. Tatsächlich dauerte die praktische Übung 1 Stunde. Als offizielle Zuschauer hatte man 100 Teilnehmer eines Generalstabslehrgangs der Führungsakademie herangekarrt, um ihnen ein "praktisches Verständnis für die Fähigkeiten der Luftwaffe" zu vermitteln. Seien Sie versichert, sie haben nichts Neues gesehen. Es war ein Spektakel, wie die Überschrift in der Schleswiger Zeitung es erfrischend nannte. So wird in diesen Tagen Deutschland weit über das Normale Alltägliches aus dem Bundeswehr-Alltag berichtet. Eine Kommandeursübergabe, Truppenbesuche von Politikern oder ein Tornado im Tiefflug über einer Kleinstadt werden dazu benutzt, um einer Verteidigungspolitik das Wort zu reden. Eine kriegsunfähige Bundeswehr, die es aufzurüsten gilt, soll der Bevölkerung als Garant für unsere Sicherheit schmackhaft gemacht werden. Das erhöht nicht zuletzt die Auflage und gibt Clicks.

Es ist keine Verschwörung

Politiker, Militärs, Rüstungsindustrie und Medien scheinen sich verbündet zu haben, um unser Land in der Sicherheitspolitik auf einen Konfrontationskurs zu führen. Was wie eine Verschwörung aussieht, es ist keine. Die Partialinteressen sprechen dagegen. Der letzte Absatz über die Medienberichterstattung ist nicht ohne Grund länger geworden. Wie nicht zuletzt die Reaktionen in den sozialen Netzwerken belegen, zeigt der Glaube an It is, as you tell it seine größte Wirkung beim Bürger. Den in einer Demokratie für eine kriegerische Außenpolitik gewinnen zu können, ist schlimm. Diesen Glauben zu entlarven ist die Absicht dieses Artikels. [Ulrich Scholz, erstveröffentlicht auf Ulrichs Newsletter]