„Die Stabilisierung des Rentenniveaus bringt einen generationenübergreifenden Nutzen mit sich“
Was sagen eigentlich die hiesigen Mitglieder der Jungen Union dazu, das ihre Organisation unbedingt möchte, dass sie später eine Rente bekommen, die niedriger ist als das Rentenniveau von 48 %?
Es geht hierbei um das Verhältnis der Standardrente zum aktuellen Durchschnittslohn. Das heißt, wer 45 Jahre lang immer den Durchschnittslohn verdient und eingezahlt hat, erhält als Rente 48 % dieses Durchschnittslohns. Der Fall tritt eher selten ein. Die tatsächlichen Renten sind also deutlich niedriger.
Wenn die (gut verdienenden) Bundestagsabgordneten der Jungen Union also jetzt so eine niedrige Rente fordern, betrifft es voraussichtlich alle jungen Menschen in Wippingen. Die 18 Abgeordneten, die sich in ihrem Namen gerade eine kleine Rebellion gegen den Rentenbeschluss der Bundesregierung leisten, betrifft es eindeutig nicht.
Die Rentenexpertin des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung Ulrike Stein hat in einem Papier die Höhe des Beitragssatzes zur Rentenversicherung und die Höhe der Renten dargestellt. Demnach ist die Beitragshöhe über Jahrzehnte kaum gestiegen, aber die Rentenhöhe ist stetig gesunken. Um einen weiteren Absturz der Rentenzahlungen zu vermeiden, musste die Rentenniveaugrenze festgeschrieben werden.
Der Behauptung, diese Sicherung des Rentenniveaus ginge zu Lasten der jungen Generation, hält Ulrike Stein entgegen: „Insgesamt zeigen die Simulationsergebnisse in Domingues Semeano et al. (2025), dass die These, nach der eine Stabilisierung des Rentenniveaus auf 48 % und die damit verbundenen Beitragserhöhung jüngere Generationen benachteiligen würden, empirisch nicht haltbar ist. Tatsächlich würden alle betrachteten Geburtskohorten (1940-2010) von solch einer Maßnahme profitieren, da die erwarteten Rentenzahlungen die geleisteten Beiträge übersteigen. Im Falle des Rentenpakets 2025 trifft diese Aussage ebenfalls zu. Da die Stabilisierung des Rentenniveaus in diesem Fall aus Steuermitteln finanziert wird, profitieren auch die jüngeren Generationen von den zukünftig höheren Rentenzahlungen, ohne hierfür höhere Rentenbeiträge leisten zu müssen.“
Die Bundestagsabgeordneten der Jungen Union haben sich die Haltung der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände BDA zu eigen gemacht, die schnellstmöglich wieder zum Rentenniveau zurückkehren möchte, wie es sich ohne Sicherungsniveaugrenze durch den Gesetzgeber entwickeln würde. Den Arbeitgebern geht es hier darum, die Beiträge zur Rentenversicherung zu senken. Nebenbei würde eine solche Armutsrente dazu führen, dass das den Versicherungskonzernen ein lukratives Geschäftsfeld eröffnet, denn irgendwie würden bei solchen Aussichten alle versuchen, wenigstens etwas fürs Alter auf die hohe Kante zu legen. Die Arbeiterklasse hätte dabei keine anderen Möglichkeiten, als sich für eine der angebotenen Anlageformen zu entscheiden und müsste das Risiko des Totalverlustes dieser Form der Ersatz-Altersversorgung tragen.
Für die Karrierejungs und – mädchen an der Spitze der Jungen Union stellen sich solche Fragen nicht. Sie werden bei eben diesen Wirtschaftsverbänden ihre Belohnung für ihre Lobbyarbeit bekommen. [jdm]
