Der gewerkschaftsnahe Verein MobiFair e. V. hat zum Jahresende einen Blick auf die aktuelle Situation im Schienenpersonannahverkehr (SPNV) geworfen. Der Mobilitätsverein stellt fest, dass sich der Nahverkehr in Deutschland, auf der Schiene wie auf der Straße, in einer schwierigen Situation befindet. Im „Branchenreport SPNV 2025“ zeigt er auf, wie sich die Lage entwickelt hat und welche Veränderungen es bei Verkehrsunternehmen gibt. MobiFair hält einige Entwicklungen im SPNV für grundsätzlich falsch und eine neue Richtung für notwendig.

Der Bericht listet die in Deutschland zugelassenen Eisenbahnverkehrsunternehmen auf und stellt ihren jeweiligen Anteil an den gefahrenen Zugkilometern fest. 97,7 % der Zugkilometer werden von 10 Bahngesellschaften erbracht, allein 61 % davon von der DB Regio.

Wenn diese Zugkilometer nach Art der Eigentümer aufgeschlüsselt werden, stellt man eine Dominanz von staatlichen Eigentümern fest. Deutsche private Egentümer erbringen 2,4 % der Zugkilometer und ausländische private Eigentümer 18,5 %. Für den Rest sind die deutsche Staatsbahn DB Regio (61,3 %), deutsche öffentliche Eigentümer (8,6 %) und ausländische Staatsbahnen (9,2 %) verantwortlich.

Der Bericht stellt fest: „Seit dem Beginn der Regionalisierung des SPNV im Jahr 1996 wurde der Wettbewerb in diesem „Markt“ immer weiter auf die Spitze getrieben. Aus großen Netzen mit gesamthaften Leistungen von der Fahrzeugbestellung, Instandhaltung, dem Fahrkartenverkauf und der eigentlichen Betriebsleistung wurden kleinere Einheiten mit sog. Fachlosen oder Teillosen mit Zuschlagsbegrenzung. Damit wurden die Vergabeverfahren selbst immer aufwändiger und teurer, die Anzahl der Marktteilnehmer blieb jedoch fast immer gleich.“

Zwar wechseltendie Namen und Eigentümer gelegentlich, doch bundesweit seien lediglich vier SPNV-Unternehmen aktiv, sieben weitere Unternehmen mit regionaler Bedeutung kämen hinzu. Dem gegenüber stünden 28 Aufgabenträger und das sei der gesamte „Wettbewerbsmarkt“.

Der Staat hält also einen großen Verwaltungsapparat mit 28 Organisationen aufrecht, um einen Wettbewerb zwischen immer denselben wenigen Bahngesellschaften, die zudem noch meist in Staatsbesitz sind, zu simulieren. Der SPNV bleibe strukturell unterfinanziert, was sich auch in der Insolvenz von zwei Bahngesellschaften zeigte. Die Eurobahn musste vom Nahverkehrsverband Westfalen-Lippe (NWL), also den Kommunen der Region Westfalen-Lippe, übernommen werden und von ihr weitergeführt werden. Ein weiteres Unternehmen, die National Express, eine deutsche Tochter des britischen Konzerns Mobico, sei vor allem durch Zugausfälle und Verspätungen als Folge von Personalmangel aufgefallen.

MobiFair fordert, das überdimensionierte Verfahren zur Neuvergabe von Bahnlinien zu überdenken. Die Direktvergabe müsse wieder eine reguläre Möglichkeit zur Vergabe im SPNV werden. Die finanzielle Ausstattung des Öffentlichen Nahverkehrs müsse auf stabile Beine gestellt werden. Der Erfolg könne dann kommen mit „weniger sogenanntem Wettbewerb und besserer Leistung.“ [jdm]