Trauriges blutbeschmiertes Mädchen mit Waffe, im Hintergrund Soldaten

Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten. – Rita Mae Brown, US-amerikanische Schriftstellerin

Ulrich Scholz

Am 18. Februar 2022, sechs Tage vor dem Einmarsch der Russen in die Ukraine, hatte ich in einer Präsentation an einem Gymnasium vor Abiturienten, Lehrern und Pressevertretern das Wesen des Krieges als Mittel der Politik erklärt. Mein Thema lautete: Krieg – eine Beleidigung der menschlichen Intelligenz. An Beispielen – u.a. der Verhandlungen vor Ausbruch des Ukraine-Krieges – hatte ich deutlich gemacht, dass mangelnde Empathie die Hauptursache für Kriege sei.

Der Westen hatte damals die Wahl. Entweder man berücksichtigt russische Sicherheitsinteressen und bemüht sich in den Verhandlungen um Kompromisse, oder man ignoriert sie und riskiert den Krieg. Wie die Geschichte gezeigt hat, ist man wieder auf den Krieg eingeschwenkt. Er soll nun doch, wie eh und je, nachdem genug gestorben und geblutet wurde, durch Verhandlungen und Kompromisse beendet werden. Sie wären schon vor Ausbruch des Krieges möglich gewesen und ziemlich sicher für die Ukraine günstiger ausgefallen als die zu erwartenden. Vor Allem hätte man das menschliche Leid verhindern können, das der Krieg Hunderttausenden von Ukrainern und Russen zugefügt hat.

US Präsident Trump hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass es einen Frieden ohne ukrainische Gebietsabtretungen nicht geben werde. Kurz vor seinem bevorstehenden Treffen mit Putin in Alaska ist der Generalsekretär der NATO, Mark Rutte – entgegen der europäischen Position – auf diese Haltung eingeschwenkt. Er erklärte, dass Gebietsabtretungen der Ukraine an Russland wohl unvermeidbar seien. Da muss doch jeder halbwegs intelligente Mensch sich fragen, warum dieser Krieg überhaupt geführt wurde. Sie werden keine plausible Antwort finden, was eigentlich Entsetzen auslösen müsste.

Wenn Krieg eine Beleidigung der menschlichen Intelligenz ist und er trotzdem geführt wird und Zuspruch findet, bedeutet das doch, dass in den Köpfen von Politikern, Redakteuren und auch Bürgern nichts drin ist, was die Bezeichnung „Intelligenz“ verdient. Da bleibt nur noch, auf künstliche Intelligenz zu hoffen. Vielleicht kann sie uns von der Geißel „Krieg“ befreien. Ihn zu verhindern oder zur beenden, ist nämlich nicht nur eine ethische Pflicht, sondern gebietet die Vernunft. [Ulrich Scholz/erstveröffentlicht auf Ulrichs Newsletter]