Zurzeit baut die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) den Stichkanal nach Salzgitter aus. Um die Arbeiten verantwortungsvoll und sicher durchführen zu können, muss zunächst der Verdacht auf Kampfmittel ausgeräumt werden, schreibt die WSV in einer Pressemitteilung vom 01.07.2025.
Auch im Seitenkanal Gleesen-Papenburg im Gebiet der Gemeinde Dörpen vermutet die WSV noch Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg. Somit könnten die beim Stichkanal Salzgitter gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse evtl. eine Vorstellung davon geben, wie eine Kampfmittelräumung vorzunehmen wäre, falls sie auch im Seitenkanal wegen der Inselbildung und Verlandung beim Zufluss der Wippinger Dever erforderlich sein sollte.
Nachfolgend übernehmen wir Textabschnitte aus der WSV-Pressemitteilung: (…) „In der jüngeren Vergangenheit wurde am Kanal bereits eine umfangreiche Kampagne zur Kampfmittelsondierung durchgeführt, bei der auch mehrere Funde aus dem Zweiten Weltkrieg gemacht wurden. Diese wurden fachgerecht durch Taucher geräumt und durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst sicher entsorgt. Durch diese Maßnahmen konnte im Bereich der anstehenden Ausbaustrecke nördlich der Schleuse Üfingen der Kampfmittelverdacht für so genannte Abwurfmunition bereits ausgeräumt werden. Es besteht darüber hinaus jedoch die Möglichkeit, dass das Baggermaterial noch Kleinmunition enthält.
Separationsanlage (Foto: WSV)
Um das zu überprüfen, werden Teile des Baggermaterials aus dem Kanal entnommen und in einer so genannten Separationsanlage untersucht. Für diesen Prozess wurden nach Abstimmung mit den zuständigen Fach- und Ordnungsbehörden strenge Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, um das Personal und die Umgebung zu schützen Die Separationsanlage wird auf einem Ponton im unteren Vorhafen der Schleuse Üfingen betrieben. Um den Ponton wird ein Sicherheitsradius von 300 Metern eingerichtet, in dem sich nur das notwendige Personal aufhalten darf. Zusätzlich wird die nahegelegene Schleusensiedlung noch durch einen Schutzwall aus befüllten Überseecontainern abgeschirmt und der Schiffsverkehr wird eingestellt.“ (…) Der NDR hat hierzu einen anschaulichen Bericht veröffentlicht. [HM/erstveröffentlicht auf gruenealternative.de/forum-d]
Verhindert die Inselbildung im Seitenkanal den Wasserabfluss?
Hintergrund ist seine Beobachtung, dass sich im Seitenkanal im Bereich des Zuflusses des Grabens Inseln gebildet haben, auf denen bereits größere Bäume stehen. Der Seitenkanal Gleesen-Papenburg dient als Vorfluter für den Entwässerungsgraben Wippinger Dever. Hallo-Wippingen hat darüber hier, hier und hier berichtet.
Noch fließt das Wasser zwischen den Inseln in Richtung Küstenkanal ab, aber eine weitere Verlandung des Kanals könnte bei Extremwetterlagen mit Starkregen zum Problem werden, zumal weiter südlich ebenfalls Entwässerungsgräben in den Seitenkanal münden. Die Inseln im Seitenkanal könnten – so befürchtet Hans Müller - nach starken Niederschlägen und Hochwasser den Abfluss des Wassers nach Norden zum Küstenkanal behindern und einen zusätzlichen Rückstau verursachen. Im Extremfall wäre nicht auszuschließen, dass die auf den Inseln gewachsenen Büsche und Bäume vom Wasser mitgerissen werden. Dieses Treibgut könnte sich wiederum vor dem Durchlass am Mittelweg ansammeln und eine Aufstauung des Kanals verursachen.
Sollte der Kanal allerdings ausgebaggert werden müssen, käme ein weiteres Problem hinzu, denn die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) vermutet im Kanal Munition aus dem Zweiten Weltkrieg.
Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ems-Nordsee (WSA) habe erklärt, man sei für eine Räumung und eine Sicherung des Wasserabflusses nicht zuständig. In einer Vereinbarung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Gemeinde Dörpen sei festgelegt worden, dass die WSV von Ansprüchen freigestellt sei, soweit diese durch die Vorflut verursacht worden seien. Vielmehr liege die Zuständigkeit bei der Gemeinde Dörpen.
Damit stehe auch die Klärung der Frage an, wer für eine möglicherweise erforderliche Ausbaggerung des Seitenkanals verantwortlich sei.
Falls die Zuständigkeit bei der Gemeinde Dörpen liege, sollte abgeschätzt werden, ob in den kommenden Jahren Handlungsbedarf in Hinblick auf die Erhaltung der Entwässerungsfunktion des Seitenkanals für die Wippinger Dever und weiterer Kanalzuflüsse aufkommen könnte, welche Maßnahmen erforderlich wären und welche Kosten auf die Gemeinde zukommen könnten.
Wie Müller mitteilte, sei er davon ausgegangen, dass dieser Antrag in der öffentlichen Gemeinderatssitzung behandelt werde. Bürgermeister Manfred Gerdes hat diesen Tagesordnungspunkt allerdings in die nichtöffentliche Sitzung gelegt.
In nichtöffentlichen Sitzungen werden zumeist alle Grundstücksangelegenheiten behandelt, weil dabei die Interessen der Grundstückseigentümer geschützt werden sollen. Als Grundstückseigentümer kommen hier eigentlich nur der Bund und die Landwirte in ihrer Funktion als Mitglieder des Wasser- und Bodenverbands in Frage. Privates und Vertrauliches ist mit Müllers Antrag eigentlich nicht verbunden. Warum die Landwirte nicht erfahren dürfen, dass es ein Problem mit dem abfließenden Wasser geben könnte, erschließt sich nicht so ohne Weiteres. Was kann also der Grund für den Ausschluss der Öffentlichkeit sein?
Die Öffentlichkeit kann es nicht überprüfen, ob etwas in der nichtöffentlichen Sitzung behandelt wird, was von allgemeinem Interesse ist. Aber bei vielen Kommunen hat man im Nachhinein das Gefühl, dass Angelegenheiten nur deshalb nichtöffentlich verhandelt werden, weil man sie dann schneller abhaken kann. Dass eine öffentliche Diskussion in der Gemeinde ein Teil der kommunalen Demokratie ist und dass diese auch die Qualität der Beschlüsse verbessern könnte, wird häufig nicht wahr genommen.
Die Kommunalaufsichtsbehörde, der Landkreis, hat gem. § 170 Abs. 1 Satz 2 NKomVG sicherzustellen, dass die Kommunen die geltenden Gesetze beachten. Dabei soll die Aufsicht nach Satz 3 aber so gehandhabt werden, dass die Entschlusskraft und Verantwortungsfreude der Kommune nicht beeinträchtigt werden. Das bedeutet, dass es nicht zu einer Einmischungsaufsicht kommen darf. Die Gemeinden dürfen demnach alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft im Rahmen der Gesetze in eigener Verantwortung regeln.
Die Kommunalaufsichtsbehörde wird also nur bei schwerwiegenden Verstößen gegen das Niedersächsische Kommunalverfassungsgesetz tätig. Transparenz bei gemeindlichen Angelegenheiten kann es also nur geben, wenn die Gemeindevertreter erkennen, dass die kommunale Ebene das letzte echte Stück Demokratie ist, und dass auch diese Demokratie an der Basis gepflegt sein muss. [jdm]
Auf dem Seitenkanal Gleesen-Papenburg östlich von Ahlen (Gemeinde Kluse) haben wir gestern einen toten Fisch am Ufer vorgefunden. Beim weiteren Absuchen der Wasseroberfläche konnten wir mehrere helle Körper entdecken. Auch hierbei handelte es sich um größere Fische – wahrscheinlich Karpfen – wie heute bei einem Drohnenflug des Fischereivereins Lathen festgestellt wurde; der Verein hat das Gewässer gepachtet.
Unsere Nachfrage beim Angelfischerverband im Landesfischereiverband Weser-Ems e.V. ergab, dass dort kein weiteres Fischsterben gemeldet wurde. Eine Klärung der Ursache des Fischsterbens auf dem Seitenkanal steht somit noch aus.[HM/erstveröffentlicht auf gruenealternative.de/forum-d/]
Auf die Inselbildung im Seitenkanal Gleesen-Papenburg unterhalb der Einleitung der Wippinger Dever östlich von Dörpen haben wir an dieser Stelle bereits wiederholt hingewiesen. Als Ursache der Verlandung des Kanalabschnitts ist der Sediment- bzw. Schlammeintrag aus dem Entwässerungsgraben anzunehmen. Doch auch aus weiteren Gräben erfolgt ein gleichartiger, wenn auch offenbar geringerer Eintrag in den Seitenkanal; an den entsprechenden Stellen führt dies ebenso zur Bildung von Halbinseln.
So hat sich am südlichen Ende des Kanalabschnitts (nördlich der Neudörpener Straße), in den die Wippinger Dever mündet, ebenfalls eine Halbinsel gebildet. Hier fließt ein Graben in den Kanal, und zudem kommt Wasser aus dem südlich angrenzenden Kanalabschnitt durch eine Unterführung der Neudörpener Straße hier hinzu.
Am anderen Ende des Kanalabschnitts südlich der Neudörpener Straße fließt ein weiterer Graben zu, wodurch sich ebenfalls eine Halbinsel gebildet hat.
Unter ökologischen Gesichtspunkten mag die Entwicklung der Gewässerabschnitte positiv zu sehen sein, und vielleicht ließen sich hier sogar weitere Wasserflächen unter Naturschutz stellen, wie dies an den südlicheren Abschnitten in der Gemeinde Kluse bereits der Fall ist. Ob die Kanalabschnitte aber langfristig als Vorfluter für die Entwässerungsgräben dienen können, ohne dass Unterhaltungsmaßnahmen zur Sicherung des Wasserabflusses im Kanal durchgeführt werden, bleibt abzuwarten. [HM/erstveröffentlicht auf gruenealternative.de/forum-d/]
Im vergangenen Sommer berichteten wir über Fraßspuren von Bibern in Maisfeldern. Zudem waren damals an vielen Stellen am Seitenkanal Gleesen-Papenburg und an der Schleuse Bollingerfähr Maisstängel in Ufernähe und im Wasser zu finden. Bis zur Ernte im Herbst war Mais offensichtlich die bevorzugte Nahrungsquelle. Neue Fraßspuren an Bäumen haben wir zu der Zeit kaum gefunden.
Nach der Maisernte konnten sich die Biber offensichtlich noch einige Zeit von den angelegten Vorräten oder den auf den Feldern verbliebenen Maiskolben ernähren. Jetzt scheinen sich die Nager aber wieder den Bäumen zugewandt zu haben. Zahlreiche frische Fraßspuren zeigen am Seitenkanal und auf der Schleuseninsel an, dass die Tiere ihre Ernährung wieder vornehmlich auf Weichhölzer umgestellt haben.
Biber fressen allerdings auch gern Eicheln. Umgewühltes Laub kann somit anzeigen, dass Biber auf dem Boden nach Nahrung gesucht haben.
Wer mehr über das Leben der Biber erfahren möchte, findet viele interessante Informationen im Buch „Gestatten: Biber“ von Bettina und Christian Kutschenreiter. Dazu schreibt der Verlag in der Buchvorstellung: „Als Bettina und Christian Kutschenreiter an einem Fluss auf eine Biberfamilie treffen, ist das der Beginn einer außergewöhnlichen Freundschaft. Die Biber lassen sie nach und nach an ihrem Leben teilhaben, suchen schließlich sogar bewusst ihre Nähe, und geben dieses Vertrauen seitdem jedes Jahr an ihre Jungtiere weiter. Und doch bleiben sie zugleich wild lebende Tiere, die sich ihre natürliche Scheu vor anderen Menschen bewahrt haben…“ [HM/erstveröffentlicht auf gruenealternative.de/forum-d]
Im Januar haben wir über ein Bibervorkommen in Dörpen am Seitenkanal Gleesen-Papenburg südlich der Neudörpener Straße berichtet. Bis vor wenigen Tagen waren hier lediglich angenagte oder „gefällte“ Bäume und Sträucher vorzufinden. Nun hat jedoch offenbar auch der Mais auf einem angrenzenden Feld das Interesse der Tiere geweckt.
Mehrere Maisstängel liegen hier am Boden, bzw. entlang der Schleifspur zwischen dem Kanal und dem Acker. Zudem wurden direkt neben dem Feld einige Sträucher abgenagt. Von einem wirtschaftlich nennenswerten Schaden kann man hier keineswegs sprechen. In anderen Regionen Deutschlands, z. B. in Bayern, werden Schäden durch Biber an Nutzpflanzen jedoch durchaus diskutiert, weswegen wir beim Landkreis Emsland zu diesem Thema nachgefragt haben.
In der Antwort wird zunächst eine grundsätzliche Feststellung getroffen: „Der Biber (Castor fiber) ist eine nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützte Tierart, die weder getötet, noch während ihrer Fortpflanzungs-, Wanderungs- und Winterruhezeit gestört werden darf. Ebenso dürfen Lebensstätten von Bibern nicht beschädigt oder zerstört werden.“
Biber seien im Landkreis Emsland sehr weit verbreitet, wird fortgeführt. Die Verbreitungsgebiete erstrecken sich danach unter anderem entlang der Ems und der Hase, wobei der Landkreis Emsland in Niedersachsen eine wichtige Rolle als Biberlebensraum einnehme. Der Biber sei in verschiedenen Schutzgebieten im Landkreis ein besonderes Schutzgut.
Biber gelten zudem als Ökosystem-Ingenieure, da sie durch die Anlage von Biberdämmen und den damit verbundenen Aufstau von Wasser neue Lebensräume schaffen, die dann wieder von anderen Tier- und Pflanzenarten besiedelt werden können, wird weiter erklärt. Dies könne sich auf Flächen auswirken, wenn diese beispielsweise überschwemmt oder am Gewässer wachsendes Weichholz durch den Biber genutzt würden. Auch könne es sein, dass der Biber landwirtschaftliche Kulturpflanzen, wie Mais, als Nahrungsquelle nutze. Grundsätzlich seien die Folgen der Lebensweise des Bibers jedoch als naturgegeben zu dulden.
Im Emsland komme es nur äußerst selten und räumlich begrenzt zu nennenswerten wirtschaftlichen Schäden an Kulturen oder Gehölzbeständen. „Im Falle eines größeren Schadens durch die Aktivitäten des Bibers werden die Flächeneigentümer nach Prüfung und in Abstimmung mit dem Landkreis Emsland (Fachbereich Umwelt) bei der Bewältigung der Schäden unterstützt“, wird weiter mitgeteilt. [HM/Dieser Artikel wurde erstveröffentlicht auf https://gruenealternative.de/forum-d]
Bestimmte Gewässer gelten seit den Munitionsfunden beim Ausbau des Dörpener Hafens in den 1980er Jahren als Gefahrenbereiche. Um Dörpen hatten im April 1945 schwere Kampfhandlungen zwischen deutschen Soldaten und anrückenden alliierten Truppen stattgefunden. Dabei sollen die sich nach und nach zurückziehenden deutschen Einheiten Teile ihrer Munition im Kanal versenkt haben, um sie nicht den Angreifern überlassen zu müssen. [HM//Dieser Artikel wurde erstveröffentlicht auf https://gruenealternative.de/forum-d/]
Brückenbauwerk Kluse am Seitenkanal Gleesen-Papenburg
Vor 95 Jahren tauchte die Frage auf, die Ems weiter zu kanalisieren oder aber einen Ems-Seitenkanal zu bauen. Dadurch sollte die Zahl der Schleusen verringert werden. Im Altkreis Aschendorf-Hümmling (ASD) waren sowohl die Politiker, die Behörden und die Bevölkerung dagegen.
Am 1. März 1929 fand im Landratsamt in Aschendorf eine Besprechung mit eingeladenen interessierten Bürgern statt. Diese Versammlung formulierte dann in einer Entschließung ihre Bedingungen, die erfüllt sein müssten, um den Widerstand gegen die Baumaßnahme aufzugeben. Die Entschließung forderte, dass der Dortmund-Ems-Kanal so ausgebaut werden müsse, dass keine Überschwemmungen mehr durch Sturmfluten passieren können und das Wasser müsse bei Sommerhochwassern (z. B. nach Starkregen) schnell abgeführt werden. Die Schifffahrt auf dem Dortmund-Ems-Kanal müsse weiter dauernd ermöglicht werden. Brückenbauten und Fährbetriebe dürften nicht mit Rücksicht auf die Schiffahrt verhindert werden. Die Landwirtschaft müsse - abgesehen von der Geldentschädigung - durch bauliche Maßnahmen vor Schädigungen durch den neuen Kanal geschützt werden.
Im April 1934, also vor 90 Jahren, wurde vom Reichsverkehrsminister die Genehmigung für Vorarbeiten erteilt. 20 Gemeinden waren im Kreis ASD betroffen; heute wäre die Liste nur halb so lang, weil viele Dörfer mittlerweile eingemeindet sind oder wie Wahn nicht mehr bestehen: Klein Stavern, Tinnen, Emen, Hilter, Frackel, Wahn, Lathen, Düthe, Steinbild, Wippingen, Dörpen, Lehe, Neulehe, Herbrum, Aschendorf, Rhede, Tunxdorf, Nenndorf, Bokel, Papenburg.
1937 wurde mit den Arbeiten begonnen. Der Kanal sollte bei Gleesen südlich von Lingen beginnen und östlich an Lingen und Meppen vorbeilaufen. Die Arbeiten endeten 1942 nachdem die Arbeiten nicht mehr als kriegswichtig erachtet wurden.
Beim Kernkraftwerk Emsland ist heute ein kurzes Teilstück zu sehen, bei Meppen wurden einige Brückenauffahrten bereits aufgeschüttet, die ebenfalls noch zu sehen sind. Zwischen Lathen und Papenburg gibt es mehrere Teilabschnitte, die auch mit Wasser gefüllt sind. Zwischen Lathen und Kluse wurden diese gefüllten Teilabschnitte 2018 zum Naturschutzgebiet "Stillgewässer bei Kluse" erklärt. [jdm/Quellen: Samtgemeinde Dörpen -Ein Raum mit Geschichte, Anton und Bernd Busemann, Samtgemeindechronik 1986/Wikipedia]
Das Vorkommen von Bibern am Spieksee in der Nähe des Dortmund-Ems-Kanals ist seit Jahren bekannt. Hier findet man eindeutige Nagespuren an Bäumen in der Nähe des Gewässers.
Nun scheint sich auch an dem Abschnitt des Seitenkanals Gleesen-Papenburg südlich der Neudörpener Straße (Anglern als Haltung 1c bekannt) zumindest ein Biber aufzuhalten. Ab Mitte Dezember haben wir am südlichen Ende des Kanalabschnitts angenagte oder gefällte Bäumchen vorgefunden. Wenige Tage später waren weitere Laubbäume in nördlicher Richtung angenagt. Mittlerweile kann man angenagte Bäume am Ufer und am Kanaldamm beidseitig bis zur Mitte des Kanalabschnitt vorfinden.
Interessante Informationen zum Vorkommen von Bibern im Emsland findet man auf der Homepage „Die Emslandbiber“. Auf einer Verbreitungskarte sind hier die bisher bekannten Bibernachweise eingetragen. Für den Seitenkanal findet man auf der Höhe von Renkenberge eine entsprechende Markierung. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Zuwanderung des Bibers nach Dörpen aus dieser Richtung erfolgte. Aus diesem Grund haben wir auch den Kanalabschnitt im Bereich Kluse in Augenschein genommen, hier aber nur wenige Anzeichen für Bibervorkommen vorfinden können. Offenbar fühlt sich der Biber im südlichsten Dörpener Abschnitt des Kanals wohler.
Zur Absicherung unserer Beobachtungen haben wir die Betreiber der Emslandbiber-Homepage nach Dörpen eingeladen. Sie bestätigten uns, dass die Nagespuren eindeutig Bibern zuzuordnen sind. [HM/Dieser Artikel wurde erstveröffentlicht auf https://gruenealternative.de/forum-d/]
Das Wendebecken des Seitenkanals Gleesen-Papenburg bei Kluse (ehemalige Badestelle) weist derzeit einen starken Bewuchs auf. Angesicht von Nachrichten über Algenpest und eutrophierte Gewässer stellt sich schnell eine Alarmstimmung ein.
Aber hier handelt es sich nicht um einen alarmierenden Befund. Der erste Verdacht lautete "Wasserpest", was auch nicht beunruhigend wäre. Wasserpest ist eine Neophyt, verursacht aber trotz des Namens keine außergewöhnlichen Probleme. Im Gegenteil: Die Wasserpest kann für einen höheren Sauerstoffgehalt im Wasser sorgen. Allerdings ärgert sie die Angler, weil sich der Haken in ihr verfängt.
Ein Tauchgang im Seitenkanal führte dann zur besseren Bestimmung der Pflanze. Tatsächlich handelt es sich im Seitenkanal um die "Flutende Schuppensimse" (Isolepis fluitans), wie Max Caesar vom Fachbereich Umwelt, Abt. Naturschutz und Forsten, beim Landkreis Emsland, bestätigt. Diese Binse ist eine Blütenpflanzenart aus der Familie der Seggengewächse und stellt eher eine Kostbarkeit dar. Sie wird auf der Roten Liste als stark rückgängig und bestandsgefährdet beschrieben. Das Attribut "fluitans" im Namen ist lateinisch und bedeutet schwimmend. Der Tauchgang zeigte, dass sich die Fische zwischen den Pflanzenbüscheln sehr wohl zu fühlen scheinen. [HM]
Hallo Wippingen hat bereits mehrfach, zuletzt am 10. Juni 2023, über Munitionsaltlasten im Seitenkanal Gleesen-Papenburg berichtet. Es gibt umfangreiche Untersuchungen und Aktionspläne, um Munitionsaltlasten in den Meeresgewässern zu entdecken und unschädlich zu machen.
Unsere Anfrage beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ergab leider wieder das bekannte Bild: Die Anfrage bestätigte, dass es solche Risikoabschätzungen für Binnengewässer auch beim BfR nicht gibt. Dem BfR liegen keine Informationen über die Verwendung bzw. Inhaltsstoffe von Explosivstoffen und deren Vorkommen in Lebensmitteln vor. Die umfänglichen Arbeiten des BfR zu Jagdmunition beziehen sich fast ausschließlich auf das Schwermetall Blei und nicht auf die Explosivstoffe in der Patrone.
Das BfR habe sich noch nie mit den Rückständen von "Alt-Munition" und/oder Explosivstoffen in Lebens- und Futtermitteln befasst. Der Grund für die Nichtbefassung liege in einer Aufteilung zwischen den Bundesbehörden und Ländereinrichtungen. Rückstände von Munition oder Explosivstoffe seien Ländersache. Außerdem fehlen dem BfR die Informationen und Kenntnisse über die materielle und chemische Zusammensetzung von (Kriegs-)Munition und Explosivstoffen. Diese Fachkenntnis gebe es bei der Bundeswehr.
Das aktuelle Verbundprojekt CONMAR untersucht insbesondere die Auswirkungen von im Meer verklappter Munition auf Fische. [HM/jdm]
Hallo-Wippingen hatte im Juli und Dezember 2022 berichtet, dass militärische Altlasten aus dem 2. Weltkrieg im Seitenkanal Gleesen-Papenburg bei Dörpen liegen und ungeklärt ist, ob diese Hinterlassenschaften an Munition ein ökologisches Problem darstellen könnten. Die Linke-Fraktion im Bundestag hat unsere Berichterstattung zum Anlass genommen, in einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung nähere Informationen dazu zu bekommen. Die Bundesregierung verweist in ihrer Antwort auf die Zuständigkeit der Länder. Der Bund würde selbst nur Untersuchungen anstellen, wenn eine Bundeswasserstraße betroffen wäre. Aber für den Seitenkanal gibt es keine dahingehenden Pläne.
Umfassende Informationen zu Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg und den von ihnen ausgehenden Umweltbelastungen gibt es wohl nur für die Nord- und Ostsee. Die deutschen Binnengewässer wie z. B. Bundeswasserstraßen finden bisher dagegen wenig Berücksichtigung.
Die Linke stellt in ihrer Anfrage unter Verweis auf Hallo-Wippingen.de fest, dass das Umweltbundesamt sich in den 1990er-Jahren mit militärischen Altlasten in Deutschland beschäftigt habe. Im Jahr 2003 sollten diese Arbeiten eingestellt und die Daten an die Bundesländer übergeben worden sein. Allerdings sei unklar, ob hier auch Binnengewässer berücksichtigt wurden.
Der Klimawandel und die damit verursachten Dürreperioden setzten in der Vergangenheit auch den Bundeswasserstraßen zu. So kam es vor, dass Kampfmittel aufgrund von Niedrigwasser freigelegt werden, so z. B. im Rhein oder der Elbe , so dass die Bevölkerung an Land mit den Kampfmitteln in Berührung kommen kann.
Die Antwort der Bundesregierung besteht im Wesentlichen in der Aussage, dass die Beseitigung von Kampfmitteln Teil der allgemeinen Gefahrenabwehr ist und Aufgabe der Länder ist. Der Bundesregierung liegen keine Kenntnisse in Bezug auf Lage, Art und Menge von Kampfmitteln speziell in den Bundeswasserstraßen vor. Sondierungen von Kampfmitteln in Bundeswasserstraßen würden von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) lediglich fallweise, beispielsweise im Vorfeld von Baumaßnahmen, initiiert.
Die bis zum Jahr 2003 vom Umweltbundesamt erhobenen Daten beziehen sich nicht auf Binnengewässer. Die konkrete Gefährdung durch Kampfmittel sei verlässlich immer nur vor Ort zu ermitteln und hänge von der Art der Kampfmittel und deren Korrosionszustand sowie von zahlreichen Umgebungsfaktoren ab. Das Gefährdungsrisiko durch Kampfmittel in Binnengewässern, die auch der Trinkwassergewinnung dienen, wird von der Bundesregierung als gering eingeschätzt. Allerdings sind der Bundesregierung keine Studien bekannt, welche die langfristigen Umweltgefahren undichter Kampfmittel in Binnengewässern untersucht haben.
Konkret für den Seitenkanal Gleesen-Papenburg stellt die Bundesregierung fest, dass ein Ausbau in dem genannten Bereich nicht vorgesehen sei. Daher plane die WSV keine Maßnahmen zur Sondierung und Beseitigung von Kampfmitteln. Die für die Flächen in dem genannten Bereich getroffenen Nutzungseinschränkungen wurden aufgrund des Kampfmittelverdachts zur Gefahrenvermeidung erlassen und würden aufrechterhalten.
Der Ostseerat hat ein 100 Millionen-Euro-Programm beschlossen, um die Räumung der Munitionsaltlasten auf dem Ostsee-Meeresgrund stark zu intensivieren. Hauptgrund für das Programm sind die Umweltgefahren, die von der versenkten Munition nach dem Durchrosten ausgehen.
Ähnliche Gefahren sind auch für die Binnengewässer vorstellbar. Die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage legt nahe, dass es eine Untersuchung der möglichen Gefahren wohl erst geben wird, wenn sich das Land Niedersachsen, möglicherweise in Kooperation mit anderen Ländern, um eine solche Gefahrenabschätzung kümmern würde. [jdm/HM]
Im Seitenkanal bei Dörpen lagern vermutlich Kampfmittel aus dem 2. Weltkrieg
Wer von Blindgängern und Munitionsschrott aus dem 2. Weltkrieg hört, denkt vor allem an die von Bomben ausgehenden Gefahren, wenn sie z. B. bei Bauarbeiten versehentlich ausgegraben und zur Explosion gebracht werden. Werden Blindgänger entschärft, erfahren wir meist über den Verkehrsfunk davon, wenn ganze Straßenzüge in Städten evakuiert werden und der Verkehr umgeleitet wird.
Große Mengen Munition wurden nach Beendigung der Kriegshandlungen 1945 nicht mehr „verwendet“ und waren damit gefährlicher Schrott. In Norddeutschland ließen die englischen Besatzer riesige Mengen in definierte Gebiete in der Nord- und der Ostsee versenken, wo sie heute noch lagern. Das Umweltbundesamt spricht von ca. 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Munition und 5.000 Tonnen chemischer Kampfstoffe. Diese Munition machte vor allem Schlagzeilen, wenn Schiffe gefährdet wurden oder wenn wie Bernstein aussehende, selbstentzündliche Phosphor-Klumpen am Strand eingesammelt wurden.
Jetzt nach 77 Jahren ist vieles an Munition durchgerostet und der Krebs erregende Sprengstoff TNT gerät ins Meer und in den Nahrungskreislauf. Das Umweltbundesamt schiebt zurzeit die Forschung zur Entsorgung dieser Stoffe an, denn klar ist: Sie einfach zu sprengen würde die Meeresverseuchung befördern.
Die Kampfmittelbeseitigung ist in Deutschland Ländersache. Das Bundesumweltamt kann hier also nur meinungsbildend durch Expertengremien, Maßnahmenkataloge und Präsentation der Forschungsergebnisse wirken.
Anders sieht es bei den Kampfmitteln aus, die in hiesigen Gewässern lagern. Hallo-Wippingen dokumentierte bereits am 8. Juli 2022 Recherchen von Dr. Johann Müller. Er stellte damals fest, dass die Datenlage bezüglich der Kampfmittel im Seitenkanal Gleesen-Papenburg bei Dörpen unbefriedigend ist und die angesprochenen Behörden gern auf eine nächste verweisen, die eher zuständig sein könnte.
Müller recherchierte weiter und hat beim Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Akteneinsicht genommen. Im Bereich des Kanals bei Dörpen haben im April 1945 schwere Kampfhandlungen stattgefunden. 1985/86 sollte der Seitenkanal Gleesen-Papenburg für die Erweiterung der Hafenanlagen in Dörpen von Kampfmitteln geräumt werden.
Schematische Darstellung einer Sprenggranate
Allein in der ersten Teilstrecke von 27 Metern Kanal wurden folgende Kampfmittel gefunden: 45 Sprenggranaten Ø 3,7 Cm 1 Sprenggranate Ø 7,5 cm 9 Panzergranaten Ø 3,7 cm 6 Panzergranaten Ø 7,5 cm 1 Werfergranate Ø 8 cm 3 Panzerfäuste 2 S-Minen 75 Gewehrgranaten 50 Schuss überschweres MG Ø1,25 cm.
Eine Sprenggranate ist eine mit Sprengstoff gefüllte Patrone, die erst ca. 11 Sekunden nach dem Abschuss explodiert. Ihre Wirkung ähnelt der einer Handgranate.
Die Beseitigung der Munition kostete damals schon 794,20 DM pro Meter, für die gesamte Strecke von 570 Metern, die für den Hafen vorgesehen war, somit 452.694,07 DM.
Das Wasser- und Schifffahrtsamt Meppen ließ 1990 die anschließenden 2430 Meter stichprobenartig untersuchen und fand „drei Geschosse Ø 10,5 cm und etliche Handgranaten“. Es wurde vermutet, dass „hier bei Kriegsende noch etliches mehr an Kampfmitteln versenkt worden ist.“ Das Amt schlug vor, die Trasse zu räumen und sie damit für Freizeit und den Angelsport freigeben zu können.
Wippinger Dever fließt in den Seitenkanal
Ein 900 Meter langes Teilstück zwischen dem Mittelweg und der Kreisstraße K112 (Neudörpener Straße) könne aber gar nicht geräumt werden, weil die Einleitung der Wippinger Dever eine damals schon 3 Meter mächtige Schlammschicht erzeugt hatte. Vor der Beseitigung der Munition müsste diese Schlammschicht entfernt werden.
Wippinger Dever: Letzter Durchlass vor der Mündung
1990 ermittelte das Wasser- und Schifffahrtsamt für diese Munitionsbeseitigung (ohne die Schlammstrecke) Kosten von 1,4 Mio. DM. Aber in dem genannten Teilstück des Seitenkanals wurde bis heute keine Kampfmittelbeseitigung durchgeführt, und es besteht weiterhin ein Bade- und Angelverbot.
Die Diskussion über die Umweltfolgen der im Wasser liegenden Kampfmittel, die das Umweltbundesamt für die Munition in der Nordsee angeschoben hat, findet über die Munition in den Binnengewässern nicht statt. Was bedeutet es, wenn die Sprengstoffe aus den verrosteten Kapseln entweichen? Gibt es hier eine andere Dynamik als im Meer? Können diese krebserregenden Stoffe ins Grund- oder Kanalwasser wandern? Oder sind sie vollkommen ungefährlich, weil hier keine Meeresströmungen oder kein Salzwasser vorhanden sind?
Diese Fragen werden zurzeit nicht öffentlich diskutiert, und offenbar fühlt sich auch tatsächlich niemand für diese Altlasten verantwortlich.
Das Land Niedersachsen ist verantwortlich, aber welches Amt erklärt sich für zuständig? Der Kampfmittelbeseitigungsdienst versteht sich als Dienstleister, der die Räumung durchführt, wenn Kampfmittel gefunden werden. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt, wie es heute heißt, fühlt sich für den Verkehr auf den Wasserstraßen verantwortlich, nicht jedoch für eine ökotoxikologische Bewertung des fraglichen Kanalabschnitts. Die Wasser- und Bodenverbände sollten ein Interesse daran haben, widmen sich aber in erster Linie der Bewirtschaftung der Gewässer im Interesse ihrer Mitglieder. Zudem ist die Frage, welche Gefahren verrottende Kampfmittel darstellen, eine zu große Aufgabe für die Landwirte und Grundeigentümer im Verbandsgebiet.
Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) erscheint hier als Landesoberbehörde gefragt. Er gehört zum Landesumweltministerium. Ein Mitarbeiter des Ministeriums wies darauf hin, dass die toxikologische Bewertung der Munition im Meer nicht einfach auf Inlandsgewässer übertragen werden kann. Eine sachgerechte Gefahrenabwehr liege allerdings im Interesse aller Beteiligten.
Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel arbeitet zurzeit an Methoden zur Munitionserkennung in Gewässern (BASTA-Projekt), um die immensen Kosten zu senken. Es wurden nach Angaben einer Sprecherin Autonome Unterwasserfahrzeuge (Autonomous Underwater Vehicles, AUVs) entwickelt, die zur Munitionsdetektion prinzipiell auch in sämtlichen Binnengewässern eingesetzt werden können. Es brauche lediglich eine gewisse Mindestwassertiefe von ca. 4 Metern und eine entsprechende Logistik für das AUV (Kran, Strom, etc.). Starke Vegetation im bzw. unter Wasser wäre selbstredend auch ein Hindernis. Leider treffen die Einschränkungen beim Seitenkanal voll zu: Es gibt eine starke Vegetation und die Mindestwassertiefe wird auch nicht erreicht.
Das Gebiet in Dörpen wird nicht zur Trinkwassergewinnung genutzt; aber erstens muss dass nicht immer so bleiben und zweitens ist es ja unter Umständen einfacher, die Munition jetzt zu bergen, als vielleicht später große Mengen durch die durchgerostete Munition kontaminiertes Erdreich zu reinigen.
Hierzu muss sich offensichtlich erst noch ein Gefahren- und Verantwortungsbewusstsein entwickeln, das dann in ein staatliches Herangehen an das Problem mündet. Die potentiellen Gefahren für die Umwelt sollten als Grund für eine Befassung mit dem Thema ausreichen. [jdm/HM/Grafik Public Domain Wikipedia]
Die beiden Gemeinderäte der Grünen aus der Samtgemeinde Dörpen hatten bei einem Besuch beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ems-Nordsee (WSA) darauf hingewiesen, dass an den ehemaligen Badestellen des Seitenkanals Gleesen-Papenburg (Ems-Seitenkanal) in Kluse immer mal wieder Sand abgegraben wird, obwohl das Gebiet unter Naturschutz steht.
Auf deren Vorschlag hin hat das WSA nun beidseitig des Kanals Poller eingesetzt, damit man dort zumindest nicht mehr mit Fahrzeugen ranfahren kann, um Sand aufzuladen. [jdm]
80 Jahre nach einer möglichen Munitionseinbringung in den Seitenkanal Gleesen-Papenburg bei Dörpen erscheint es dringend geboten, zu klären, welche Gefahren davon noch ausgehen. Dies fordert Dr. Johann Müller, Vertreter der Grünen im Gemeinderat Dörpen, der Hallo-Wippingen.de seine Rechercheergebnisse zur Verfügung gestellt hat:
Der Seitenkanal Gleesen-Papenburg wurde von 1938 bis 1942 in Teilstrecken gebaut, jedoch nicht fertiggestellt. Die in Ost-Westrichtung kreuzenden Straßen unterteilen den Kanal in einzelne Abschnitte, die jedoch durch Rohre oder Gräben miteinander verbunden sind.
Seitenkanal Gleesen-Papenburg bei Kluse
Einige Teilabschnitte zwischen Lathen und Kluse wurden als Stillgewässer zum Naturschutzgebiet erklärt. Weiter nördlich folgt der früher sehr beliebte „Badekanal“, einem breiteren Abschnitt des Gewässers mit einer tieferen Stelle im nordöstlichen Bereich, die als „Bombenkuhle“ bezeichnet wurde, allerdings lediglich etwa 50 cm tiefer war als der restliche Kanal.
Ein Graben verbindet diesen Abschnitt mit weiteren, die bis zum Küstenkanal in Dörpen reichen. Hier darf weder gebadet noch geangelt werden, weil laut Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ems-Nordsee ein Verdacht auf vorhandene Kampfmittel besteht, die für Nutzer des Kanals zur Gefahr werden könnten.
Sollten sich allerdings tatsächlich Kampfmittel aus den letzten Kriegsjahren im Kanal befinden, so dürften diese inzwischen weder für Badende noch für Angler zur Gefahr werden, denn am Gewässerboden befindet sich jetzt eine starke Schlammschicht, die alles unter sich begraben haben dürfte, was ehemals auf dem Grund des Gewässer lag.
Sorgen bereiten könnte dagegen eine ökotoxikologische Betrachtung möglicher Kampfmittel im Gewässer. Unglücklicherweise beschränken sich aktuelle Untersuchungen von Altlasten aus dem Zweiten Weltkrieg auf Nord- und Ostsee; Binnengewässer werden nicht untersucht.
Eigene Recherchen zur Datenlage bezüglich Kampfmittel im Seitenkanal und sich daraus ergebenden Gefahren führen allerdings zu einem unbefriedigenden Ergebnis, wobei die angesprochenen Behörden gern auf eine nächste verweisen, die eher zuständig sein könnte.
Folgender Sachstand wurde ermittelt: Das Umweltbundesamt hat sich in den 1990er Jahren mit militärischen und Rüstungsaltlasten in Deutschland intensiv beschäftigt. Diese Arbeiten wurden 2003 eingestellt und die entsprechenden Datenbanken an die Bundesländer übergeben, die für die Altlastenstandorte zuständig sind. Welche Behörde die Daten für Niedersachsen erhalten hat, konnte nicht geklärt werden.
Das Umweltministerium in Niedersachsen sei seit vielen Jahren nicht mehr für Kampfmittelbeseitigung zuständig, wird von dort mitgeteilt. Daher lägen im Hause auch keine Archivdaten über Kampfmittel/-funde vor. Grundsätzlich zuständige Stelle für derartige Fragen im Kontext mit Verdachtsflächen, Funden etc. sei der Kampfmittelbeseitigungsdienst Niedersachsen.
Dort gibt es aber ebenfalls keine Aufzeichnungen zu Kampfmitteln im Seitenkanal. Bezüglich möglicher Umweltgefahren durch Freisetzung von chemischen Substanzen aus Kampfmitteln könne man grundsätzlich nicht ausschließen, dass diese über einen langen Zeitraum ihren Inhalt aufgrund von Korrosion freigeben. Welchen Umfang mögliche Umweltbelastungen haben könnten, liege an Art und Menge von evtl. vorhandenen Kampfmitteln.
Eine gleichlautende Antwort übermittelt der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, und weist dabei auf die Untersuchungen im Meerwasser hin. Diese werden von der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Nord- und Ostsee (BLANO) durchgeführt, die auch einen Expertenkreis für Munition im Meer eingerichtet hat. Allerdings wird aus dem Expertenkreis auf Anfrage mitgeteilt, dass die Sachverhalte im Meer und in Binnengewässern keineswegs identisch seien, z. B. in Bezug auf Salinität, Acidität, Sauerstoffsättigung, betroffene Organismen u.a., weshalb aus den Untersuchungen kaum Rückschlüsse für Munition in Binnengewässer gezogen werden könnten.
Angebracht erscheint somit eine Neubewertung der beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ems-Nordsee vorliegenden Informationen in Hinblick auf das tatsächliche Vorkommen dieser Stoffe und auf die Gefährdung von Menschen und Umwelt am und im Kanal. Die niedersächsischen Behörden sollten dazu den fachlichen Austausch mit der Bundesbehörde anstreben und nicht versuchen, die Nichtzuständigkeit darzustellen. [Dr. Johann Müller]