Am Sonntag, den 3. August von 14 bis 17 Uhr ist es Zeit für eine Kaffeepause im Schatten der Wippinger Mühle. Die Kuchenbäcker kommen diesmal vom Heyenhorst. [jdm]
Autor: Jan Deters
Was Sinn macht
Krankheit ist die gesunde Reaktion, an der Norm zu zweifeln - Adolf Muschg, Schweizer Schriftsteller und Dichter
Prolog
„Das macht Sinn“ und „das macht keinen Sinn“, wie oft hören wir diese beide Sätze und benutzen sie auch immer wieder selbst. Eigentlich müssten wir sie jedes Mal ergänzen mit „für mich“. Ansonsten würden wir nämlich für 8,1 Milliarden Menschen sprechen. Diese scheinbare Semantik kann sehr schwer wiegen, wenn dahinter dogmatische Einstellungen stehen, die mit Macht verbunden sind. Sie machen nämlich jede Kritik an Aussagen und Handlungen, die auf diese Weise als alternativlos alimentiert werden sollen, mundtot und führen allzu oft zur Diffamierung des Andersdenkenden. Als Beispiele seien die Auseinandersetzungen um die Corona-Politik genannt oder um die Frage, ob die Unterstützung von Krieg in der Ukraine und im Palästina-Konflikt legitim sei. Diese scheinbar abgehobenen Beispiele für die Sinnfrage - abgehoben deswegen, weil sie im politischen gestellt werden – haben meines Erachtens nach einen direkten Bezug zu der Sinnfrage, vor die jeder einzelne immer wieder persönlich steht. Sie stellt sich meistens unbewusst und findet gleichzeitig in verschiedenen Sphären statt, die unzertrennbar miteinander verbunden sind. Das gilt für alle Menschen in der Gesellschaft, insbesondere für unsere Kinder. Über mangelnde Sinnfindung bei Kindern habe ich in meinem Buch „Menschenführung“ geschrieben und folgendes Modell benutzt.
Es ist eine Binsenweisheit, dass Sinn nicht von außen kommt, sondern jeder Mensch für seine Sinngebung zuständig ist. Die offenbart sich in drei miteinander verbundenen Phänomenen. Erstens, in der Dominanz des Dinglichen in unserem Leben. Dazu gehört ein unbeirrbarer Glaube an die Wissenschaften und an die Wahrheit der Zahlen. Die lügen bekanntlich nicht. Zweitens, in dem wenig ausgeprägten Misstrauen gegenüber dogmatischem Denken. Richtig und Falsch gibt es nur in der Mathematik. Alles andere ist Ansichtssache. Und Drittens, im fehlenden Glauben an eine transzendentale Kraft, die jedem Menschen innewohnt und die ihn über sich hinauswachsen lässt. –
Das Modell soll dazu dienen, die sinngebenden Sphären deutlich zu machen und noch mehr, auf deren Schieflage in unserer Gesellschaft hinzuweisen, in der ich die Hauptursache für unmenschliche Entscheidungen sehe. Das sind solche, die die Würde des Menschen verletzen, indem sie ihn verdinglichen und damit krank machen und im schlimmsten Fall umbringen (Stichworte: Human Resources, Burnouts, innere Kündigung, verhaltensauffällige Kinder und Erwachsene, Krieg als Mittel der Politik u.a.).
Intelligenz ohne Zweifel ist dumm
Befürworter und Gegner in einem Interessenkonflikt argumentieren mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. Beide Seiten führen Statistiken ins Feld. Sie sind Zahlen-Modelle, die suggerieren sollen, dass sie ein Abbild der Realität sind. Im Bereich der Technik ist das realitätsgetreue Anfertigen von Modellen statthaft und nützlich. Maschinen wie Flugzeuge sind komplexe Systeme. Komponenten und deren Zusammenwirken sind bekannt. Ein realitätsechter Nachbau im Modell ist möglich und aus unterschiedlichsten Gründen wünschenswert. Der Nachbau menschlicher Intelligenz mit dem Anspruch auf deren Perfektionierung (Stichwort: Künstliche Intelligenz) muss wegen der Kompliziertheit des Menschen als biologisches, fühlendes, denkendes und spirituelles Lebewesen bezweifelt werden. Was ihr fehlt, ist die Geisteshaltung des Zweifelns. Die sollte man nicht noch so versierten Programmierern überlassen. Täte man es, wäre der Manipulation Tür und Tor geöffnet.
Beide Phänomene, die Verdinglichung alles Menschlichen und Geist ohne den Zweifel, würden nicht nur jede menschliche Lösung von Aufgaben und Konflikten verhindern, sondern letztlich auch Sinngebung zu einem erfüllten Leben unmöglich machen. Die Lösung sehe ich in der Hinwendung zum dritten Phänomen. Es ist die Erkenntnis, dass der Mensch mehr ist als ein biologisches Wesen mit einem intelligenten Hirn. Was das Mehr ist, entzieht sich jeder wissenschaftlichen Betrachtung und entfaltet dennoch eine Kraft, die Angst nehmen kann, Mut macht und gerade in der Not Menschen über alle Differenzen zusammenbringt.
Die größte Kraft im Universum
Vor einigen Jahren hatte ich auf einer Autobahnraststätte ein bemerkenswertes Erlebnis. Ich hatte gerade eingeparkt, als aus dem Auto neben mir ein Mann und eine Frau gesetzten Alters ausstiegen. Anstatt in Richtung Eingang zu gehen, trafen sie sich vor der Motorhaube und nahmen sich in den Arm. Für einige Sekunden sahen sie sich wortlos in die Augen. Dann fasten sie sich bei der Hand und gingen in die Raststätte. Ein anderes Paar, dass sich anschickte, in ihren Wagen zu steigen, hatte die Szene ebenfalls mitbekommen. Die Frau sagte: „Schau mal, ist das nicht wunderbar?!“ Der Mann brummelte so etwas wie: „Muss Liebe schön sein“. Dann stiegen sie ein und fuhren davon. Die Frau wie der Mann hatten mir aus der Seele gesprochen.
Ich bin überzeugt davon, dass zum Menschsein die Sphäre der Seele gehört und dass sie der Ursprung dessen ist, was wir Liebe nennen. Ihre Existenz ist weder messbar noch wissenschaftlich nachweisbar. Man kann das Wirken ihrer universellen Kraft nur erfahren. Es ist unerheblich, aus welcher Quelle ein Mensch diese Kraft schöpft, ob über die persönliche Erfahrung des Lieben und geliebt Werdens oder über den Glauben an Gott oder über spirituelle Naturverbundenheit oder über leuchtende Persönlichkeiten der Geschichte wie Gandhi oder Martin Luther King. Wichtig allein ist, dass Menschen, besonders in Notzeiten, wieder lernen, auf diese Kraft zu vertrauen. Das bedeutet, über alle Lager-Mentalität hinweg den anderen mit Achtsamkeit begegnen, dessen Ängste ernst nehmen und vor allem ihn bildlich und wörtlich in den Arm nehmen. In einer solchen Solidarität wären Infrage stellen und Diskurs möglich, die zu einem gesunden Weg aus jeder Krise führen könnten. „Wer nicht liebt, der lebt nicht“, schrieb der US-amerikanische Professor der Pädagogik, Leonardo Buscaglia, in seinem Buch „Liebe“. Ich möchte ergänzen, der wird krank. So gesehen ist die Einbeziehung der größten Kraft im Universum in sein Leben der beste Schutz vor Krankheit. Sie würde nämlich den Geist dazu bringen, die krank machende Dominanz des Dinglichen zu beenden. Die Sphären der Sinngebung wären in Harmonie. Oder wie der griechische Philosoph Aristoteles sinngemäß gesagt hat: Glücklich ist der, der in Allem sein eigenes Maß findet. [Ulrich Scholz/erstveröffentlicht auf Ulrichs Newsletter]
Niederlande exportieren wieder mehr Gülle nach Deutschland
Eine Verschärfung der Düngevorschriften und das Auslaufen der Derogation von der EU-Nitratrichtlinie erhöhen den Druck auf die niederländischen Tierhalter, denn die Gülleentsorgung verursacht beträchtliche Kosten. Nachdem die Gülleausfuhren seit 2019 deutlich zurückgegangen waren, haben die Exporte im ersten Halbjahr 2025 extrem zugenommen. Die größten Mengen an Stickstoff und Phosphat gehen nach Deutschland. Weitere Informationen findet man in einem Artikel der Zeitschrift Land & Forst. [HM/erstveröffentlich auf gruenealternative.de/forum-d]
UPM Ettlingen: Schließung verzögert sich wegen Verfahren vor Einigungsstelle
Bei UPM in Ettlingen zeigte sich der Betriebsrat nicht mit dem mageren Angebot der Geschäftsleitung einverstanden. Torsten Falke, Bezirksleiter Augsburg der Gewerkschaft IGBCE, hatte das Angebot von UPM schon Ende Juni als "Faustformel, die beim Arbeitsgericht üblich ist: ein halbes Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr Abfindung und eine sehr kurzfristige Altersteilzeitregelung" bezeichnet.
Im Grunde genommen bestätigte der Werksleiter Wolfgang Ohnesorg diese Einschätzung mit seiner Aussage, es handele sich um „ein marktübliches Angebot“. Die Geschäftsleitung verweist laut Mindelheimer Zeitung wieder darauf, dass der Papiermarkt umkämpft sei, dass Trump die Zölle erhöht hat, auf die Digitalisierung und dass die gute Gesamtlage des Konzerns keine Bedeutung für die Divison UPM Communication Papers habe. Jeder Geschäftsbereich müsse für sich profitabel arbeiten.
Wenn das wirklich ein Argument wäre, dürften auch Gewinne in einem Geschäftsbereich nicht in andere Geschäftsbereiche investiert werden. Wie bei staatlichen Zuschüssen, wo Gewinne privatisiert werden, aber Verluste sozialisiert werden, sollen auch hier die Arbeiter für die Verluste haften, aber an den Gewinnen werden sie nicht beteiligt.
Nach der Ablehnung der Forderungen des Betriebsrates hat die Geschäftsleitung eine Einigungsstelle beantragt. Hierbei handelt es sich um eine „neutrale“ Einrichtung, in der Vertreter von Geschäftsleitung und Betriebrat unter Vorsitz eines Arbeitsrichters tagen und eine Lösung suchen.
Damit setzt UPM auf eine Verzögerungstaktik, bei der die KollegInnen wegen der unsicheren Zukunft zusätzlich belastet werden. Die Schließung des Werks zum 31.07.2025 ist damit zwar erstmal verschoben. Aber es steht der Vorwurf im Raum, UPM agiere gegen das deutsche Recht und versuche finnische Verhältnisse zu schaffen. [jdm]
Franz Brink feierte 40jähriges Küsterjubiläum in Renkenberge
Seit nunmehr vier Jahrzehnten versieht Franz Brink seinen Dienst als Küster der St. Antonius von Padua Kirche in Renkenberge "mit großer Verlässlichkeit, stiller Hingabe und einem feinen Gespür für die Abläufe in unserer Kirchengemeinde" heißt es auf der Homepage der Pfarreiengemeinschaft Immanuel. In Renkenberge wurde dieses Jubiuläum mit einer Heiligen Messe und einem kleinen Empfang vor der Kirche gefeiert. Bei Sekt und Keksen kamen viele Gemeindemitglieder zusammen, um ihre Wertschätzung auszudrücken. Messdiener und ehemalige Messdiener standen Spalier.
In Wippingen wurde Franz Brink am 28. Mai nach 8 Jahren als Küster verabschiedet. Er war seit Mai 2017 als Küster in der Bartholomäuskirche tätig gewesen und hatte, wie selbstverständlich, die Küsteraufgaben allein übernommen, nachdem Gundi Kuper im April 2024 verstorben war. Franz Brink hat auch das neue Küsterteam bestehend aus Maria Christen, Elisabeth Schulte-Borchers und Theresia Schmunkamp eingearbeitet.
Mehr Fotos in der Bildergalerie auf der Homepage von Immanuel. [jdm/PG Immanuel]
Bundestagspräsidentin verweigert die Arbeit
In Genf findet aktuell die Weltkonferenz der Parlamentspräsidentinnen und -präsidenten statt. Während der Rede der Präsidentin des russischen Föderationsrats in der Generaldebatte hat Bundestagspräsidentin Julia Klöckner gemeinsam mit weiteren Amtskolleginnen und -kollegen aus EU-Staaten demonstrativ den Saal verlassen. Dies ist laut Bundestagspräsidentin Julia Klöckner als Protest gegen den "barbarischen Angriffskrieg gegen die Ukraine" zu verstehen. "Den zynischen Versuchen der russischen Delegation Geschichtsklitterung und eine Täter-Opfer-Umkehr zu betreiben, schenken wir keine Aufmerksamkeit."
EU-ParlamentspräsidentInnen reisen alle für teures Geld an, um den ParlamentspräsidentInnen, deren Reden ihnen nicht gefallen, nicht zuzuhören. Da fragt man sich doch, wozu die ganze Veranstaltung dienen soll.
Der Veranstalter der Versammlung, die Interparlamentarische Union (IPU) wurde 1889 gegründet als internationale Vereinigung von Parlamenten, mit dem Ziel der Sicherung des Friedens, der Förderung des Demokratieverständnisses in allen Teilen der Welt und der Wahrung der Menschenrechte. 2023 hatte die IPU 180 Mitgliedsstaaten. Sie hat Beobachterstatus bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen.
Wie die UN wurde mit der IPU ein Gremium geschaffen, auf dem sich alle Staaten weltweit treffen, um Wege zur Friedensschaffung und Friedenserhalt zu finden. Wenn man aber zu einer Versammlung geht, um anderen nicht zuzuhören, ist der Sinn verfehlt.
Die markigen Worte von Klöckner zeigen, wie pervers die politische Denkweise der EU-Staaten bzw. des politischen Westens geworden ist. Es gibt die offizielle Weigerung, nach Wegen zum Frieden zu suchen. Stattdessen rüstet der politische Westen weiter auf, obwohl er jetzt schon über die weltweit größten Waffenarsenale verfügt. Statt nach Wegen zum Frieden zu suchen, werden Kriege in allen Teilen der Welt mit Waffenlieferungen angeheizt.
Wenn Klöckner ihre Weigerung zuzuhören, damit begründet, "Das Recht des Stärkeren darf sich nicht durchsetzen. Wir stehen weiterhin klar an der Seite der Ukraine.“ ist das schlichtweg gelogen. Es geht ihr darum, dass der Westen sich als stärker erweisen soll und sich mit militärischen Mitteln durchsetzen soll. Der Bundestag sollte Klöckner wegen ihrer Arbeitsverweigerung die weitere Teilnahme an Weltkonferenzen der Parlamentspräsidentinnen und -präsidenten verbieten. Dafür, dass sie einen lauen Tag in Genf verbringt, ist das Reisegeld, das wir BürgerInnen zahlen müssen, zu schlecht angelegt. [jdm]
Ferienpass-Aktion „Der Jäger und sein Revier“ – Ein spannender Tag im Zeichen der Natur
Am 23.07.2025 fand die beliebte Ferienpass-Aktion „Der Jäger und sein Revier“ statt – in diesem Jahr erstmals organisiert und durchgeführt von einer neuen, engagierten Gruppe: Karsten Lüllmann, Steffen Brokamp, Silas Gerdes, Joachim Westendorf und Hendrik Schmunkamp führten insgesamt 19 interessierte Kinder durch einen erlebnisreichen Tag im Jagdrevier.
Bereits früh um 6 Uhr traf sich die Gruppe, um gemeinsam ins Revier aufzubrechen. Dort angekommen, erklärten die Jungjäger verschiedene Jagdeinrichtungen wie Hochsitze, Fütterungen und Wildäcker. Auch die Bedeutung von Fährten, die Flora und Fauna des Waldes sowie die Aufgaben eines Jägers wurden den Kindern anschaulich und mit viel Begeisterung nähergebracht.
Ein besonderes Highlight war das kreative Arbeiten mit Ton: Jedes Kind durfte eine Tierspur (Fährte) auswählen, diese in Ton verewigen und als persönliche Erinnerung mit nach Hause nehmen.
Im Anschluss kehrten alle zur Jagdhütte zurück, wo ein gemeinsames Frühstück auf die Kinder wartete. Zum Abschluss des Tages stellten die Kinder ihr neu gewonnenes Wissen bei einer kleinen Prüfung unter Beweis – und erhielten stolz ihren eigenen „Kinderjagdschein“.
Ein besonderer Dank gilt Severin Frericks, der wie in den vergangenen Jahren die Jagdhütte für diesen Tag zur Verfügung stellte. [Hendrik Schmunkamp]
Aktionskomitee für ein DIZ Emslandlager e.V. will eigene Geschichte als Teil der Erinnerungskultur festhalten
Seit seiner Vereinsgründung 1981 leistet das Aktionskomitee für ein DIZ Emslandlager e.V., Gedenk-, Erinnerungs- und Bildungsarbeit. Es ging und geht darum, die Geschichte der Emslandlager 1933 bis 1945 aufzuarbeiten und an diejenigen zu erinnern, die ausgegrenzt, verfolgt, inhaftiert und ermordet wurden. In diesem Wirken hat auch der Verein seine eigene Geschichte geschrieben.
„Grabe wo du stehst“ - Unter diesem Motto begannen vor rund 50 Jahren Menschen aus der Zivilgesellschaft – von ehemaligen Häftlingen der Emslandlager über politische (Jugend-)Gruppen bis hin zu kirchlichen Gruppen – der regionalen Vergangenheit ins Auge zu blicken und sich zu fragen: Was ist hier eigentlich passiert? Vor genau 40 Jahren erreichten diese Menschen einen wichtigen Erfolg: die Eröffnung des Dokumentations- und Informationszentrums (DIZ) Emslandlager in Papenburg.
Dieser Prozess war weder geradlinig noch einfach. Seit seiner Gründung ist der Verein mit Widerständen konfrontiert, und diese Widerstände hörten auch mit der Eröffnung des DIZ 1985 nicht auf. Diejenigen, die einst mit den Zeuginnen und Zeugen der Zeit, den Überlebenden der Emslandlager, für deren Sichtbarkeit kämpften, sind mit diesen Kämpfen selbst zu Zeuginnen und Zeugen der Zeit geworden – zu Zeitzeuginnen und Zeitzeugen der Aufarbeitung.
Auch für diese Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gilt, was einst für die ehemaligen Häftlinge galt: Eines Tages werden sie ihre Geschichten nicht mehr erzählen können. Und deshalb hat sich das Aktionskomitee entschlossen, auch diese Geschichten zu dokumentieren und damit für nachfolgende Generationen festzuhalten. Es gilt nach Ansicht des Vereins festzuhalten, dass Gedenk- und Erinnerungskultur keine Selbstverständlichkeiten sind und nicht immer „alle schon dafür waren“.
Der Verein möchte mit einer „Pilot-Studie“ erste, altersbedingt besonders dringende Interviews führen, so z.B. mit dem heute in Erlangen lebenden langjährigen ersten Vorsitzenden Prof. Dr. Werner Boldt, der vor kurzem seinen 90. Geburtstag feiern konnte.
Ein solches Projekt sei nicht im Alltagsgeschäft zu realisieren Das Aktionskomitee konnte aber zwei erfahrene und qualifizierte Personen für dieses Vorhaben gewinnen, eine für die Erstellung eines Fragenkatalogs und die Durchführung der Interviews, eine für die Aufzeichnung der Interviews mit eigener Bild- und Tontechnik. Neben den für sie anfallenden Honorarkosten entstehen natürlich auch Sachkosten für Reisen und für Sachmittel.
Um dieses Vorhaben realisieren zu können, bitten das Aktionskomitee um finanzielle Unterstützung durch eine Spende unter Angabe des Spendenzwecks „Menschen des Aktionskomitees“ auf das Vereinskonto des AK DIZ Emslandlager e.V. bei der Volksbank Papenburg (Ostfriesische Volksbank), IBAN DE46 2859 0075 2135 6106 00, BIC GENODEF1LER.
Weitere Infos erteilt Ben Gattermann, Vorstandsmitglied, unter ben.gattermann@outlook.de. [PM/jdm]
UPM im ersten Halbjahr weniger profitabel
Für das erste Halbjahr 2025 hat der finnische Forst-, Holz-, Zellstoff- und Papierkonzern UPM, Helsinki, Ende Juli einen Umsatz von 5,0 Mrd. Euro gemeldet – das sind 3 % weniger als in den ersten sechs Monaten 2024. Das Betriebsergebnis war mit 305 Mio. Euro um 25 % geringer als im ersten Halbjahr des Vorjahrs. Der Bilanzgewinn fiel mit 215 Mio. Euro 31 % geringer aus als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs. Die Nettoverschuldung des Konzerns stieg auf 3,3 Mrd. Euro (+20 %) an. (Quelle: Holz-Zentralblatt)
Wer tiefer in die UPM-Zahlen einsteigen möchte, findet weitere Details im UPM Half Year 2025 Financial Report. Dort liest man auch, dass UPM das Projekt zum Bau einer Bioraffinerie in Rotterdam aufgegeben hat. Zu UPM gehört auch Nordland Papier in Dörpen. [HM/erstveröffentlicht auf gruenealternative.de/forum-d]
Umwelthilfe: Zolldeal ist „totale Katastrophe“ für Klimaschutz
Die EU hat zugesagt, künftig erheblich mehr Kohle, Öl und Flüssiggas aus den USA zu importieren. Constantin Zerger, Energie-Experte der Deutschen Umwelthilfe (DUH), kritisiert diesen Deal in einem Gespräch mit „Umwelt und Verbraucher“ vom Deutschlandfunk als „Rückwärtsgang und völlig falsche Richtung“ beim Klimaschutz.
In einer Pressemitteilung der DUH kann man weitere Details hierzu lesen. Danach verpflichtet sich die Europäische Union im neuen Handelsabkommen mit den USA für drei Jahre zum Import von fossilen Energien in Höhe von 250 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Die EU importiere aktuell fossile Energien in Höhe von rund 65 Milliarden US-Dollar jährlich aus den USA. Das Handelsabkommen vervierfache die fossilen Importe.
Deshalb warnt die DUH vor einer neuen fossilen Abhängigkeit zulasten von Klimaschutz und Sicherheit. Die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation fordert EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf, das fossile Importversprechen umgehend zurückzunehmen.
„Wir fordern eine klare Positionierung gegen das Importversprechen durch Bundeskanzler Merz und eine Absage des Handelsabkommens durch Kommissionspräsidentin von der Leyen“, wird Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH, zitiert – da kann er wohl lange warten, nehmen wir an. [HM/erstveröffentlicht auf gruenealternative.de/forum-de]
Die Rechten haben Recht! Aber anders, als ihr denkt…
Moritz Neumeier regt sich in der Heute Show auf: Wir werden verarscht – aber nicht von Flüchtenden, Feminist:innen oder Greta Thunberg. Sondern von den Superreichen. Von denen gibt es in Deutschland nämlich immer mehr... [jdm]
Mühle im Wind gut besucht
Der Heimatverein und der Kulturförderverein konnten am Samstag zufrieden mit der Besucherzahl bei "Mühle im Wind" sein. Neben den Hoofbeats trat Indian Summer auf. Die Band New Edition konnte wegen eines Krankheitsfalls nicht auftreten, woraufhin deren Frontmann Ludger Hermes seine zweite Band Indian Summer für das Konzert in Wippingen zusammen trommelte. [jdm]
Die Herrschaften wünschen, dass länger gearbeitet werde
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche hat gefordert, die Deutschen mussten mehr und länger arbeiten. Dabei stellte sie wieder alle längst widerlegten Behauptungen auf, die von neoliberaler Seite seit eh und je kommen. Im Mai hatte Merz längere Arbeitszeiten gefordert. Auch CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, der selbst über eine äußerst bescheidene Arbeitsbiografie verfügt (1 Jahr bei einer Bank als Volkswirt), ist der Meinung, dass alle anderen zu wenig arbeiten.
Für Reiche sind die Rentenversicherung und die Krankenversicherung wegen der geringen Arbeitsleistung überlastet. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnte vor einer Erhöhung des Rentenalters. DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel verwies erneut darauf, dass gesamtgesellschaftliche Aufgaben wie die Mütterrente aus Steuergeldern und nicht aus der Rentenkasse bezahlt werden müssten Außerdem müsse auf der Einnahmeseite der Rentenversicherung mehr reinkommen.
Sogar der stellvertretende Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands (CDA) Christian Bäumler kritisierte Reiches Aussagen: „Wer als Wirtschaftsministerin nicht realisiert, dass Deutschland eine hohe Teilzeitquote und damit eine niedrige durchschnittliche Jahresarbeitszeit hat, ist eine Fehlbesetzung“. Damit dürfte er auch Friedrich Merz als eine Fehlbesetzung für das Kanzleramt qualifiziert haben. [jdm]
Verkehrsüberwachung
Im Landkreis Emsland müssen die Autofahrerinnen und -fahrer an folgenden Tagen und in folgenden Orten mit einer verstärkten Verkehrsüberwachung rechnen:
Montag, 28.07.2025: Haselünne
Dienstag, 29.07.2025: Geeste
Mittwoch, 30.07.2025: Schwefingen
Donnerstag, 31.07.2025: Brögbern
Freitag, 01.08.2025: Klosterholte
Samstag, 02.08.2025: Esterwegen
Sonntag, 03.08.2025: Spelle
Darüber hinaus kann es weitere Kontrollen im gesamten Kreisgebiet geben. [Landkreis Emsland]
Sperrungen Schießgebiet
Die WTD 91 meldet für den 28.07.2025 bis 31.07.2025 außer auf dem Schlagbrückener Weg keine Sperrungen. [jdm]
Mikis Theodorakis vor 100 Jahren geboren
Vor 100 Jahren, am 29. Juli 1925, wurde Mikis Theodorakis auf Chios geboren. Bei seiner Beerdigung (gestorben am 2. September 2021 in Athen) begleiteten Zehntausende seinen Sarg.
Theodorakis ist vielen Menschen in Deutschland nur bekannt als Komponist des Sirtaki in „Alexis Sorbas“. Dabei ist sein Leben ein vielfältiges und kämpferisches gewesen. Er war Dichter, Komponist und Politiker und ein echter Volksheld.
Viele seiner mehr 1000 symphonischen Kompositionen und Lieder hatten ausgesprochen politische Themen. Dass seine Musik gerade auch deutsche Hörer trotz der unverkennbar griechischen Komponente beeindruckt, führte Theodorakis auf seine musikalische Ausbildung am Konservatorium Athen, das in deutscher Musiktradition stand, zurück. Am bekanntesten sind seine Vertonungen von Pablo Nerudas „Canto General“ (Allgemeiner Gesang), einem Gedichtzyklus des chilenischen Dichters Pablo Neruda über den Kampf Lateinamerikas gegen den Kolonialismus.
Von dem griechischen Dichter Iakovos Kambanellis, eines Überlebenden des Konzentrationslagers Mauthausen, hat Theodorakis vier Gedichte unter dem Namen „Mauthausen-Kantate“ vertont.
Schon während der Besetzung Griechenlands durch die deutschen, italienischen und bulgarischen Faschisten kämpfte Theodorakis gegen die Besatzer, danach gegen die englischen und amerikanischen Besatzer, die im griechischen Bürgerkrieg die rechtsgerichteten, monarchistischen Kräfte, die schon mit den Nazis kollaboriert hatten, unterstützten.
Von den Nazis erstmals als 18jähriger verhaftet und gefoltert, wurde er im Bürgerkrieg und danach von den rechten Regierungen mehrfach verhaftet, gefoltert und einmal lebendig begraben. 1967, nach der Machtübernahme des Militärs, wird Theodorakis in Griechenland verhaftet – während die Mauthausen-Kantate in London aufgeführt wird. Seine Musik wird von der Junta verboten. Er durfte auf internationalen Druck (u. a. sagte Charles Aznavour eine Tournee durch Griechenland aus Protest ab) ausreisen und lebte bis 1974 im Pariser Exil. Nach der Rückkehr wurde er mehrfach Parlamentsabgeordneter und sogar Minister. [jdm/Foto Guy Wagner, freie Lizenz]
Beachvolleyballturnier am 09. August
Am 09.08 findet wieder das KLJB Beachvolleyball-Turnier auf dem Sportplatz statt.
Nachdem "Schlechtschmetterfront" letztes Jahr back-to-back den Titel geholt hat, hoffen wir natürlich wieder auf reichlich Anmeldungen, um viele spannende Duelle auf dem Platz und am Becher sehen zu können.
Weitere Infos findet ihr auf dem Flyer. Gerne weiterleiten (Anmeldungen bis zum 04.08) [Gretel Frericks]
UPM plant Ende der Papierproduktion im finnischen Werk Kaukas
Der finnische Zellstoff- und Papierkonzern UPM, zu dem auch Nordland Papier in Dörpen gehört, plant die Einstellung der Papierherstellung bei UPM Kaukas und die Verlagerung der Produktion gestrichener Papiere innerhalb Finnlands nach Rauma, wie einer Mitteilung von UPM zu entnehmen ist.
Das Werk UPM Kaukas liegt rund 220 Kilometer von Helsinki entfernt in der finnischen Stadt Lappeenranta. Die Papierfabrik beschäftigt ca. 250 Mitarbeiter und gehört zum 1975 gegründeten integrierten Werksstandort UPM Kaukas, erfährt man in der Beschreibung des Werks auf der UPM-Homepage.
Die Umsetzung der Pläne würde zur jährlichen Kapazitätsreduzierung von 300.000 t gestrichener Papiere führen. Die Stilllegung der Papiermaschine (PM 1) ist für Ende 2025 geplant. UPM erhofft sich jährliche Kosteneinsparungen von 32 Mio. Euro. Als Gründe nennt UPM strukturelle Überkapazitäten im grafischen Papiermarkt und die Notwendigkeit, die langfristige Wettbewerbsfähigkeit seiner Aktivitäten sicherzustellen. Leider erfordere die Marktentwicklung solche Maßnahmen, die eine Fortsetzung schwieriger, aber notwendiger Schritte darstellen, um die Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Papiergeschäfts sicherzustellen. Man sei sich bewusst, dass diese Pläne erhebliche Auswirkungen auf die Belegschaft in Lappeenranta haben werde, und sei bestrebt, Lösungen zu finden, „die den lokalen Vorgaben entsprechen“. UPM werde umgehend in den Dialog mit den Arbeitnehmervertretern einsteigen.
Die Produktion von Zellstoff, Schnittholz und Biokraftstoffen sowie die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten werden wie bisher bei UPM Kaukas fortgesetzt. [HM/erstveröffentlicht auf gruenealternative.de/forum-d]
Agrar-Gewerkschaft: Erntehelfer im Emsland sind keine „Feldarbeiter 2. Klasse“

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) appelliert an die Obst- und Gemüsebauern in der Region, bei Saisonkräften für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen und faire Löhne zu zahlen. „Vom Spargel über Erdbeeren und Gurken bis zu Äpfeln und Kirschen: Die Obst- und die Gemüseernte ist harte Arbeit – gebückt, auf den Knien, oft im Regen oder in sengender Sonne. Die Menschen, die diese Jobs machen, müssen dafür auch ordentlich bezahlt und anständig untergebracht werden. Saisonarbeiter haben mindestens den Mindestlohn verdient. Ausnahmen darf es dabei auch in Zukunft nicht geben“, sagt der stellvertretende Bezirksvorsitzende der IG BAU Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, Herbert Hilberink.
Oft kämen die Saisonkräfte aus osteuropäischen Ländern – vorwiegend aus Rumänien. Aber auch aus Bulgarien, Polen und Kroatien. Und zunehmend sogar aus Zentralasien. „Viele kommen Jahr für Jahr zur Erntesaison. Sie bleiben dann drei Monate. Oft aber auch länger. Während dieser Zeit leben die Saisonkräfte in Unterkünften, die häufig auch noch ziemlich heruntergekommen sind. Trotzdem zahlen sie dafür oft eine hohe Miete“, so Herbert Hilberink. Auch die Verpflegung gehe vom Lohn ab. Dazu kämen die Transport- und Vermittlungskosten zu den Landwirten im Kreis Emsland. „Unterm Strich bleibt dabei für Saisonkräfte, die den gesetzlichen Mindestlohn verdienen, am Monatsende nicht mehr wirklich viel übrig“, so Hilberink. Die IG BAU Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim warnt: Die Arbeit auf dem Feld dürfe nicht zur Ausbeutung werden. Erntehelfer aus dem Ausland seien keine „Feldarbeiter 2. Klasse“.
Dabei sei, so Hilberink, der gesetzliche Mindestlohn von aktuell 12,82 Euro pro Stunde das Minimum, das Landwirte ihren Saisonbeschäftigten zahlen müssten. „Alles darunter ist strafbar und ein Fall für den Zoll. Und für Landwirte, die davon geträumt haben, Saisonarbeiter aus dem Ausland mit absoluten Billigst-Löhnen abspeisen zu können, gibt es jetzt eine klare Botschaft: Das Bundesagrarministerium in Berlin hat klargestellt, dass es für die Landwirtschaft keine Ausnahmen vom Mindestlohn geben wird“, so der stellvertretende Bezirksvorsitzende der Agrar-Gewerkschaft. Damit sei die „respektlose Forderung“ des Deutschen Bauernverbandes, Saisonarbeitern in der Landwirtschaft nur 80 Prozent des gesetzlichen Mindestlohnes zu zahlen, endlich vom Tisch. Denn das hätte, so die IG BAU Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, insgesamt das Lohnniveau gedrückt – auch für Fachkräfte in den landwirtschaftlichen Betrieben.
Bereits heute werde in der Landwirtschaft nicht gerade üppig verdient: „Viele Betriebe suchen händeringend nach Arbeitskräften – vor allem auch nach Saisonkräften. Jede Lohndrückerei würde den Mangel an Arbeitskräften noch verschlimmern“, so Hilberink. Es sei auch nicht gerechtfertigt, „bei den Löhnen zu knausern“. Denn wirtschaftlich passiere gerade eine Menge, wovon auch die Landwirte im Kreis Emsland erheblich profitierten: So plane die schwarz-rote Bundesregierung eine Senkung der Stromsteuer für die Landwirtschaft. Und ab 2026 werde es zudem wieder die volle Rückvergütung beim Agrar-Diesel von immerhin 21,4 Cent pro Liter geben.
Herbert Hilberink verweist außerdem auf die Niederlande: „Die Bauern in Holland zahlen heute bereits einen Mindestlohn von immerhin 14,40 Euro pro Stunde. Sie liegen damit 1,58 Euro über dem gesetzlichen Mindestlohn in Deutschland. Und sie beliefern trotzdem den deutschen Markt mit Obst und Gemüse.“ Der Mindestlohn in Deutschland steige im kommenden Jahr auf 13,90 Euro pro Stunde und liege dann immer noch unter dem untersten heutigen Lohnniveau der Niederlande.
Wer im Kreis Emsland auf Saisonkräfte treffe, die Hilfe benötigten, könne sich an das Beratungsnetzwerk Faire Mobilität vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) wenden: kontakt@faire-mobilitaet.de oder 030-219 65 37 21. Die Homepage www.faire-mobilitaet.de bietet zudem Informationen in Sprachen, die für Saisonkräfte relevant sind, so die IG BAU Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim.
Die Agrar-Gewerkschaft nennt zu der Hilfe, die sich Landwirte im Kreis Emsland für die Arbeit auf den Feldern holen, auch Zahlen: So waren genau vor einem Jahr – im Juli 2024 – rund 160 kurzfristig Beschäftigte zur Erntesaison in der Landwirtschaft im Landkreis Emsland im Einsatz, so die IG BAU Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim. Die Agrar-Gewerkschaft beruft sich dabei laut ihrer Pressinformation IG BAU vom 24.07.2025 auf Angaben der Arbeitsagentur. [HM/erstveröffentlicht auf gruenealternative.de/forum-d]
Vorschlag für Boomer-Soli soll solidarische Rente schwächen
Das Institut der deutschen Wirtschaft weiß, dass das Rentensystem durch Belastung mit versicherungsfremden, weil gesamtstaatlichen, Ausgaben wie der Mütterrente und geringen Löhnen ausgehöhlt wird, wie der DGB kritisiert. Aber es empfiehlt einfach eine Umverteilung unter den Rentnern, um angeblich den Kleinstrentnern zu helfen. Das Institut nennt das Boomer-Soli.
Im DIW-Vorschlag sollen alle Boomer einen 10%-Abschlag auf die Rente zahlen. Rentner gelten in dem Vorschlag schon ab 1000 € als so reich, dass sie zahlen sollen. Dass Geld soll dann umverteilt werden auf die Rentner, die noch weniger haben.
Wem hilft es? Den Rentnern jedenfalls nicht. Aber dem Staat, der die Niedrigrentenbezieher bisher über die „Grundsicherung im Alter und bei Behinderung“ unterstützen muss. Er muss dann weniger zahlen. Das ist schön für den Finanzminister, der dann wieder ein paar Euro für die Hochrüstung über hat.
Geradezu witzig ist es, dass das DIW nur die „Alterseinkommen“ einbeziehen will, die Einbeziehung von Renditen aus Kapitalvermögen nur im Nachsatz als möglich, aber auch schwierig bezeichnet. Die Ems-Zeitung zitiert DIW-Präsident Marcel Fratzscher, der im Deutschlandfunk gesagt habe, es gehe nur um die Renditen privater Altersvorsorge, Vermögen sollten nicht zusätzlich besteuert werden.
Denn Reiche sind für Solidarität grundsätzlich nicht zu haben. Sie haben genug damit zu tun, ihre Yachten, Villen und Hochzeiten zu pflegen und zu organisieren.
Nun ist aber sogar Gitta Connemann gegen einen Boomer-Soli. Sie sagte, der „Boomer-Soli“ raube den Menschen Verlässlichkeit. Wer in die Rente eintrete, dem könne man nicht so über Nacht sagen, man nehme ihm davon zehn Prozent weg.
Das ist richtig, doch es geht nicht nur um dieses Vertrauen in staatliches Handeln. Der Boomer-Soli ist vor allem verfassungsrechtlich bedenklich, egal ob er über eine Umverteilung von Rentenanwartschaften oder als Sonderabgabe auf sämtliche Alterseinkünfte verwirklicht wird.
Das eigentliche Ziel des DIW-Vorschlags ist nicht, wirklich einen Beitrag zur Verbesserung der Situation von Kleinrentenbeziehern zu schaffen. Durch denunziatorisches Zeigen auf die angeblich gut situierten Boomer sollen die jungen Rentenbeitragszahler gegen die Rentner aufgehetzt werden, damit sie erst gar nicht auf den Gedanken kommen, die Situation der Rentenversicherung ließe sich durch eine angemessene Beteiligung der Kapitalbesitzer und Vermögenden verbessern.
Das deutsche Rentensystem ist als Umlageversicherung ein solidarisches System. Der DIW-Vorschlag will dieses System unterlaufen, indem er einzelne Versichertengruppen diffamiert. Ähnliche Versuche gibt es in der Krankenversicherung immer wieder, wenn einzelne Gruppen von Versicherten, wie Sportler, Raucher oder Übergewichtige als Kostentreiber denunziert werden. Bei der Arbeitslosenversicherung haben wir uns alle schon fast daran gewöhnt, dass die Arbeitslosen selbst schuld sein sollen, wenn der Versicherungsfall eintritt. [jdm]
Am Samstag „Mühle im Wind“
Am Samstag, den 26. Juli 2025, heißt es wieder „Mühle im Wind“ – das beliebte Open-Air-Konzert an der Wippinger Mühle startet um 19 Uhr und verspricht einen stimmungsvollen Sommerabend mit Livemusik und guter Laune.
Den Auftakt machen die „Hoofbeats“, die mit handgemachter Musik für beste Festivalatmosphäre sorgen. Danach übernimmt die „New Edition Band“ die Bühne und begeistert mit einem vielseitigen Repertoire aus Pop, Rock und Klassikern zum Mitsingen und Tanzen.
Für die Veranstaltung vom Heimatverein Wippingen in Zusammenarbeit mit der Gemeinde, dem Kulturförderverein und im Rahmen des Kultursommers des Landkreises Emsland gibt es Karten im Vorverkauf für Mitglieder bereits ab 10 Euro (Nicht-Mitglieder 12 Euro). An der Abendkasse kosten die Tickets 12 bzw. 14 Euro. Vorverkaufsstellen sind unter anderem die Volksbank Wippingen, die Raiffeisenwarengenossenschaft Wippingen und der Dorfladen Uhlen. [jdm]
Geschäftsführung für den künftigen Kita Verbund gesucht!
Die Kirchengemeinden der Pfarreiengemeinschaften Boje-Verbund, Immanuel, Maria Magdalena und Herz-Jesu Neubörger gründen zum 1.1.2026 einen gemeinsamen Trägerverband der 10 katholischen Kindertagesstätten.
Zur Leitung dieses neuen Trägerverbandes sucht der Verbund eine Geschäftsführung in Vollzeit. Bewerbungsfrist: 24.8.2025. Weitere Hinweise hier in der ausführlichen Stellenanzeige. [PG Immanuel]
Wofür der Wasser- und Bodenverband die Beiträge braucht
Der Wasser- und Bodenverband „Wippinger- und Haardever“ wird demnächst seine jährlichen Beitragsbescheide an alle Grundstücksbesitzer verschicken. Es wird eine Beitragserhöhung geben. Wir haben deshalb nachgefragt, wofür dieser Beitrag gebraucht wird und was der Wasser- und Bodenverband eigentlich so macht.
Wilhelm Apke ist der Verbandsvorsteher des Verbandes, der für den Bereich zwischen der Füchtelmörte an der B 401 bis zum Werpeloher Grenzgraben, und in der West-Ost-Richtung von Kluse bis Neubörger zuständig ist.
Apkes Verband ist für die Pflege der Gräben „Dritter Ordnung“ zuständig. Das sind die kleinen Gräben zwischen den Äckern, die das Oberflächenwasser in die Gräben „Zweiter Ordnung“ leiten. Die Wippinger Dever (auch Beeke genannt), die Haardever und die Goldfischdever sind Gewässer „Zweiter Ordnung“. Diese leiten das Wasser in die großen Gewässer „Erster Ordnung“, wie dem Küstenkanal und der Ems.
Für 2024 hatte der Verband die Beiträge nicht erhöht, weil Rücklagen vorhanden waren. Und dann kam das Hochwasser der Jahreswende 2023/2024, das an vielen Gräben zu Schäden an den Böschungen führte. An vielen Stellen brachen die Ufer ab und wurden zu Steilhängen.
Im Laufe des Jahres 2024 wurden diese Schäden wieder beseitigt. Apke: „Der Bagger konnte einfach an den Gräben von Schaden zu Schaden fahren.“ Diese Arbeiten kosteten den Verband etwa 60.000 €, so dass die Rücklagen aufgebraucht wurden. Die Beiträge für 2025 werden deshalb von 10,13 € auf 13,50 € pro Hektar und Jahr erhöht. Der Mindestbeitrag, der für die kleinen Grundstücke von Eigenheimbesitzern erhoben wird, wird von 4,10 € auf 5,46 € erhöht.
Wenn Sie Ihren eigenen Veranlagungsbescheid, der vom Kreisverband der Wasser- und Bodenverbände verschickt wurde, anschauen, wird Ihnen auffallen, dass aber mehr Geld verlangt wird. Der Veranlagungsbescheid enthält auch einen Beitrag für den Unterhaltungsverband 104, der im letzten Jahr 23,50 €/ha betrug und in diesem Jahr auf 25 € erhöht wird.
Der Unterhaltungsverband ist für die Gewässer „Zweiter Ordnung“ zuständig und erstreckt sich von Papenburg bis Werpeloh. Dieser Verband pflegt nicht nur die kleinen Bäche, wie die Dever. Er sorgt auch dafür, dass das Wasser in die Kanäle und in die Ems abfließen kann. Nur mit dem Abfließen in die Ems ist das nicht so einfach. Bis zum Wehr in Herbrum ist die Ems gezeitenabhängig. Das Wasser der Zuflüsse muss mit Hilfe von 19 Schöpfwerken und Sielen in die Ems gepumpt werden. Das kostet Geld für die Elektrizität und die Wartung der Gebäude und Maschinen. Der Unterhaltungsverband 104 hat einen jährlichen Umsatz von 1,7 Mio. €.
Die meisten Schöpfwerke wurden kurz nach dem II. Weltkrieg gebaut und einige müssen langsam ersetzt werden. Deshalb müssen auch Rücklagen für Ersatzbauten geschaffen werden.
Mitglieder des Wasser- und Bodenverbands, sowie des Unterhaltungsverbandes 104 sind alle Grundeigentümer im Verbandsgebiet. Die Verbände sind gemäß Wasserverbandsgesetz öffentlich-rechtliche Körperschaften. Beim Wasser- und Bodenverband „Wippinger- und Haardever“ wurden in einer Mitgliederversammlung 12 Personen als jeweilige Vertreter der einzelnen Gemarkungen (Dörpen, Neudörpen, Lehe, Neulehe, Renkenberge, Wippingen, usw.) in den Verbandsausschuss gewählt. Sie wählten Wilhelm Apke zu ihrem Verbandsvorsteher. Ein ähnlicher Aufbau findet sich beim Unterhaltungsverband. Hier ist Wilhelm Apke Verbandsausschussmitglied.
Die Verbände haben sich zu einem Kreisverband der Wasser- und Bodenverbände zusammengeschlossen. Der Verband hat eine zentrale Geschäftsstelle und einen Betriebshof in Walchum. Er beschäftigt 19 Mitarbeiter.
Früher ging es immer nur darum, das Wasser aus der Fläche zu entfernen, um ackern zu können. Der Klimawandel und sinkende Grundwasserstände bringen die Frage auf die Tagesordnung, wie das Wasser in der Fläche gehalten werden kann. Im Süden des Emslandes wird derzeit an der Lotter Beeke ein Konzept zum flächigen Wasserrückhalt entwickelt.
Wilhelm Apke sieht für sein Verbandsgebiet keine leicht zu realisierenden Möglichkeiten. Das Gefälle der vom Hümmling kommenden Bäche und Gräben sei sehr stark, so dass eine große Zahl von Wehren und Staustufen in den Gewässern „Zweiter Ordnung“ erstellt werden müssten, die alle auch die Durchgängigkeit für Fische gewährleisten und jederzeit verstellbar sein müssten. Wasserrückhaltesysteme in den kleinen Gräben der „Dritten Ordnung“ ergäben wenig Sinn, weil das meiste Wasser über das Grundwasser abfließe und nicht über die oberirdischen Gräben. Das sei leicht erkennbar, weil viele dieser Gräben in regenarmen Zeiten trocken fallen, so dass Wehre und Staustufen keine Wirkung entfalten könnten.
Wenn man sich den Abschlussbericht des Projektes „Nachhaltiges Wassermengenmanagement im Einzugsgebiet der Lotter Beeke“ anschaut, stellt sich das Wassermanagement doch sehr komplex dar. Grundsätzlich können Grundwasserstände durch eine Hemmung der Abflüsse erhöht werden. Aber es bestehen erhebliche Unterschiede bei den einzelnen Flächen.
An der Lotter Beeke wurde das gesamte Projektgebiet zunächst auf die Grundwasserstände hin untersucht. Maßnahmen wurden schließlich nur dort empfohlen, wo der Grundwasserspiegel 1,5 bis 3 m unter der Oberfläche lag. Lagen besondere Bodenarten vor, die den Grundwasserspiegel beeinflussen (gespannte Grundwasserleiter) wurde nichts empfohlen, weil man davon ausging, dass dort der Grundwasserspiegel nicht beeinflusst werden kann. Und natürlich wurden die Grundstücksbearbeiter einbezogen, um die auf Messungen und Annahmen beruhenden Feststellungen mit den Beobachtungen der Bauern auf ihre Realitätstauglichkeit hin zu überprüfen.
Als Maßnahmenarten kommen grundsätzlich eine aktive und passive Stauhaltung im Graben, eine Anhebung der Grabensohle, Remäandrierung und der Bau von Rückhaltebecken in Frage. An der Lotter Beeke empfahlen die Gutachter letztlich zur Erhöhung der Grundwasserstände aktive, saisonal variable Staumaßnahmen an Gewässern 3. Ordnung und gegebenenfalls auch an Gewässern 2. Ordnung an insgesamt 189 Standorten. [jdm/Fotos Jan Frericks (3)]
Berentzen leidet unter Alkoholverzicht
Ob zur christlichen Fastenzeit oder im Rahmen eines alkoholfreien Monats wie dem Dry January: Immer mehr Menschen verzichten ganz oder für eine bestimmte Zeit auf Alkohol, ebenso konsumieren Bundesbürger häufiger beim Essen oder anlässlich von Feiern vornehmlich alkoholfreie Getränke. Anfang des Jahres wurde in den Medien vermehrt über die Gefahren durch Alkohol berichtet, und viele Menschen sind mittlerweile davon überzeugt, dass ein bewusster, längerer Alkoholverzicht positive Effekte auf Körper und Psyche hat. Was eine Zeit ohne Alkohol bewirkt, erfährt man z. B. bei der Krankenkasse AOK.
Weniger Konsum bedeutet allerdings für die Anbieter von alkoholischen Getränken weniger Umsatz, und daraus folgt oftmals auch ein geringerer Gewinn. Dies musste man nun auch bei Berentzen in Haselünne (gern auch gelegentlich „Fusellünne“ genannt) zur Kenntnis nehmen.
Die Berentzen-Gruppe verzeichnet im ersten Halbjahr einen Rückgang bei Umsatz und Gewinn. Der Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank im ersten Halbjahr von 5,1 Millionen (2024) auf 3,2 Millionen (2025). Grund sei die anhaltende Kaufzurückhaltung bei Alkohol. Eine Zunahme verzeichnet das Unternehmen dagegen bei Limonaden, berichtet die Nordwest-Zeitung aus Oldenburg. [HM/erstveröffentlicht auf gruenealternative.de/forum-d]
Friedensbotschaft der H&M-Betriebsräte
Auf der bundesweiten Betriebsräteversammung der Textilhandelskette Hennes & Mauritz (H&M) am 26.6.2025 verabschiedeten die Teilnehmer eine Resolution, in der sie sich gegen die Aufrüstungslogik aussprechen. Auf der Verdi-Homepage wird diese Resolution nicht dokumentiert, aber Damiano-Cosimo Quinto, Verhandlungsführer der ver.di-Bundestarifkommission zur Fortsetzung des Digitalisierungstarifvertrages mit H&M, trägt die Resolution voll mit: „Als Betriebsrat und Gewerkschafter habe auch ich mich klar positioniert: Aufrüstung, Kriege und Völkermorde werden von oben organisiert und ideologisch bemäntelt, deshalb muss der Frieden von unten durchgesetzt werden. Kolleg*innen schießen nicht aufeinander, sondern sprechen miteinander, und zwar über alle Grenzen hinweg. Das nennt sich Internationale Solidarität.“
Hier ist die Resolution im Wortlaut:
Wir stehen hier zusammen als Betriebsräte und ver.di-aktive Betriebsräte um eine Friedensbotschaft zu senden, denn genau das liegt in unserer Geschichte als Betriebsräte in diesem Land. Entstanden sind wir am Ende des Ersten Weltkriegs, als nach 4 Jahren des Schlachtens man keine weiteren Menschenleben mehr opfern wollte und das Regime, das dafür verantwortlich war, hinwegfegt wurde.
Wir waren aber am Ende nicht stark genug und es folgten Faschismus und erneuter Weltkrieg. Das darf nie wieder passieren, das war unser Credo.
Und dennoch haben wir haben alle immer wieder Genozide miterleben müssen, wie unsere Eltern und Großeltern vor uns. Viele von uns sind alt genug um sich an die Genozide in Ruanda, in Bosnien, in Myanmar, an den Jesiden zu erinnern oder aktuell an den Palästinensern in Gaza. Wie schlimm ist es, dass wir in unserer kurzen Lebenszeit schon so viele Genozide miterleben mussten!
Heute finden wir uns wieder in einer Situation, in der das Aufrüsten wie vor dem Ersten und Zweiten Weltkrieg die Oberhand gewinnt und zunehmend an die Stelle des Friedens tritt. Wir beobachten, dass dies weitgehend unwidersprochen geschieht. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Stimme erheben, und zwar gegen jeden Krieg, egal ob er in der Ukraine, in Russland, in Israel, in Palästina, in Libanon, in Syrien, in Afghanistan oder jüngst zwischen Indien und Pakistan, im Sudan, im Kongo, in Somalia und im Iran herrscht. Diese Aufzählung kann erschreckenderweise nicht abschließend sein.
Wir Betriebsräte vereinen Menschen unterschiedlichster Kulturen, Herkunft, Religionen, Weltanschauungen, sexueller Orientierungen, unterschiedlichster Geschlechter, weil wir die einzige Institution in jedem einzelnen Betrieb sind, die demokratisch gewählt wurde.
Was im Kleinen gelingt, muss im Großen möglich sein. Deshalb schauen wir hin und erwarten, dass niemand mehr wegschaut. [jdm]
Verkehrsüberwachung
Im Landkreis Emsland müssen die Autofahrerinnen und -fahrer an folgenden Tagen und in folgenden Orten mit einer verstärkten Verkehrsüberwachung rechnen:
Montag, 21.07.2025: Esterwegen
Dienstag, 22.07.2025: Schapen
Mittwoch, 23.07.2025: Twist
Donnerstag, 24.07.2025: Lingen
Freitag, 25.07.2025: Klein Berßen
Darüber hinaus kann es weitere Kontrollen im gesamten Kreisgebiet geben. [Landkreis Emsland]
Sperrungen Schießgebiet
Das Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und Munition (WTD 91) wird zur Durchführung von Erprobungen wie folgt gesperrt: Vom Montag, dem 21.07.2025 bis 25.07.2025 von 08:00 – 16:30 Uhr werden die Straßen Schlagbrückener Weg, Lathen – Sögel (L53) und Renkenberge – Wahn (K168)zeitweise an den Schießplatzgrenzen gesperrt. [jdm]
Kommunen entmündigt: Warum Fördermittel unsere Demokratie gefährden
Die Fachzeitschrift Kommunal berichtete kürzlich über die niedersächsische Gemeinde Grasleben, der das Land die zugesagte Förderung für einen Minispielplatz wegen vermeintlicher Formfehler in der Ausschreibung strich. Die Gemeinde klagte dagegen. Daraufhin hat das zuständige Amt für regionale Landesentwicklung den Widerspruchsbescheid zugunsten der Kommune überraschend angepasst und die Sanktionierung aufgehoben.
Auch der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund (NSGB) unterstützte diese Sichtweise. Präsident Dr. Marco Trips bezeichnete den Fall Grasleben als „exemplarisch für die Überregulierung in Förderprozessen“ und forderte stattdessen eine solide kommunale Grundfinanzierung.
Der Chefredakteur der Fachzeitschrift Kommunal schreibt in einem Leitartikel, Kommunen würden entmündigt und die Fördermittel gefährdeten unsere Demokratie. Starke Kommunen seien der beste Schutz gegen Extremismus und Politikverdrossenheit. Doch statt Vertrauen gebe es Fördertöpfe.
Artikel 28 Grundgesetz garantiere kommunale Selbstverwaltung. In der Realität sei sie ein Placebo. Die Macht liege bei Bund und Ländern, die Kommunen dürfen Danke sagen – oder klagen.
Wer kommunale Selbstverwaltung stärken wolle, müsse Schluss machen mit Gießkannen-Förderpolitik und den Kommunen direkte Anteile an Steuereinnahmen garantieren. Damit werde Planungssicherheit geschaffen und Verantwortung vor Ort ermöglicht.
Demokratie lebe vom Mitmachen. Und das beginne in den Kommunen. Wer sie weiter wie Bittsteller behandele, säge an den Grundfesten unseres Staates. Der Staat der Zukunft sei dezentral. Oder er sei Vergangenheit.
Kommunal berichtet auch über den bayrischen Ort Traitsching, der sich statt in Fördermittel-Bürokratie zu verheddern, einfach drauflos gebaut habe. Denn wegen des Verzichts auf die staatlichen Zuschüsse sei man frei von den strengen Auflagen gewesen. Und so konnte die Gemeinde das Freibad günstiger und größer bauen.
Ursprünglich waren die Fördermittel ein Weg der Umverteilung zwischen reichen und armen Gemeinden. So konnte die Lebensqualität in strukturschwachen Gebieten und Gemeinden dem allgemeinen Niveau angeglichen werden.
Verbunden war damit allerdings von Anfang an ein Hineinregieren der Fördermittelgeber in die Angelegenheiten der Gemeinden. Als in Wippingen 1965 die Mehrzweckhalle geplant wurde, konnten vom Land Niedersachsen keine Zuschüsse eingeworben werden. Ein Kredit wollte man aber auch nicht aufnehmen und so wurde beschlossen, den 1. Bauabschnitt ohne Landeszuschüsse in Angriff zu nehmen und mit den weiteren Bauabschnitten zu warten, bis dafür Zuschüsse bereitgestellt würden. Später beim II. Bauabschnitt wurde der Gemeinde vom Niedersächsischen Sozialministerium dann vorgehalten, man habe ohne offizielle Genehmigung des Landes bereits gebaut.
Auch wer die Gestaltung des öffentlichen Raums in vielen Gemeinden betrachtet, stellt fest, dass sie häufig dem entspricht, was das Amt für regionale Landesentwicklung für eine ortsübliche Gestaltung und damit für förderfähig hält. Wenn Bürgermeister gefragt werden, hätte man dies und das nicht anders gestalten können, lautet die finale Antwort, dass es dafür keine Fördergelder gegeben hätte.
Eine Alternative zu diesen Gängelungen der Gemeinden wäre es, wenn die Gemeinden das Geld direkt zur freien Verfügung erhielten. Ein Ausgleich zwischen finanzstarken und finanzschwachen Gemeinden könnte über die allgemeinen Umlagen erfolgen, die es auch jetzt schon gibt. [jdm]
Land lässt Kommunen im Regen stehen – Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW) kritisiert Ausgabenpolitik der rot-grünen Landesregierung
Zu einer umfassenden Neuorientierung ihrer Ausgabenpolitik hat das BSW Niedersachsen (Bündnis Sarah Wagenknecht) die rot-grüne Landesregierung in Hannover aufgefordert. Die aus dem Sonderfonds des Bundes stammenden zusätzlichen 9,4 Milliarden Euro dürften im Landeshaushalt 2026 nicht für den Ausbau der militärischen Infrastruktur in Häfen, Kasernen, Flugplätzen, Straßen und Brücken ausgegeben werden.

Vielmehr müsse das Geld in voller Höhe den notleidenden Kommunen in Niedersachsen zur Verfügung stehen, sagte BSW-Landesvorsitzender Holger Onken (Oldenburg). Bislang plane die Landesregierung, lediglich 60 Prozent der zusätzlichen Gelder aus Berlin an die Kommunen in Niedersachsen weiterzureichen. Niedersachsen bleibe damit unter den 13 Flächenländern das Schlusslicht mit dem niedrigsten kommunalen Finanzausgleich pro Kopf. Die Folge seien landauf, landab unausgeglichene kommunale Haushalte.
Kindertagesstätten, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und soziale kommunale Dienstleistungen seien chronisch unterfinanziert. Die Zahl der Krankenhäuser mit aktuellen Finanzierungsproblemen steige weiter. Insolvenzen kleiner Kliniken in der ländlichen Versorgung seien inzwischen an der Tagesordnung. Die Krankenhausreform belaste Städte und Kreise in Niedersachsen allein in diesem Jahr mit rund 600 Millionen Euro. Die Kommunen übernähmen, so BSW-Co-Landesvorsitzender Thorsten Renken (Westerstede), die Funktion von Ausfallbürgen des Landes. Renken: „Die kommunale Selbstverwaltung ist ein Verfassungsrecht, welches die Landesregierung in Niedersachsen gerade mit Füßen tritt.“
Die Leidtragenden seien neben den Patienten die Mitarbeiter der Einrichtungen. Sie würden ausgebeutet, seien oftmals unterbezahlt und litten wegen Personalmangel unter anhaltenden Überforderungen, erklärte Renken weiter.

Wenn das Land - wie angekündigt - mehr soziale Verantwortung übernehmen wolle, müssten gewaltige Summen in den Ausbau von Kitas, Schulen und weiteren Bildungseinrichtungen fließen. Ministerpräsident Olaf Lies (SPD) überzeuge bislang nur mit leeren Sprechblasen. Thorsten Renken: „Olaf Lies entpuppt sich einmal mehr als Ankündigungspolitiker, auf dessen Worte kaum Taten folgen. Wer Teile des Infrastrukturprogramms für militärische Zwecke ausgibt, handelt sogar verantwortungslos und gefährdet mit dieser Fehlsteuerung die soziale Sicherheit und die Zukunftsfähigkeit unseres Landes.“ Den Kommunen würden immer mehr fachfremde Ausgaben übertragen, ohne für einen finanziellen Ausgleich zu sorgen.
Es werde höchste Zeit, an den Schulen in Niedersachsen deutlich mehr Lehrer zu beschäftigen, als in der mittelfristigen Planung vorgesehen sei. Der Lehrerberuf werde zunehmend unattraktiver, da Pädagogen mit befristeten Stellen abgespeist und ihnen sichere berufliche Perspektiven vorenthalten würden. So werde der Lehrermangel verschärft, kritisierte Holger Onken eine viel zu geringe Investitionsbereitschaft der Landesregierung in den Bildungsbereich. [jdm,/PM]
Vor 200 Jahren fand die letzte öffentliche Hinrichtung im Amt Lingen statt
Das Leben der jungen Anna Gesina Fenslage, die 1807 mit zweiundzwanzig Jahren als letzte Verurteilte öffentlich in Meppen hingerichtet worden ist, hat die Meppenerin Margret Koers vor einigen Jahren in ihrem Buch „Hexenschwert“ beschrieben.
1685, vor 340 Jahren fand die letzte Hinrichtung auf dem Galgenberg in Aschendorf statt. Auf dem Galgenberg hatten seit 1449, als hier die Anführer des Aschendorfer Bauernaufstandes hingerichtet wurde, immer wieder Hinrichtungen stattgefunden. Von 1539 bis 1543 wurden 22 Personen der Hexerei angeklagt. Der Rentmeister des Aschendorfer Gerichtes (Burg Nienhaus) rechnete 1543 44 Emder Gulden für den Scharfrichter ab, der 11 Zauberinnen hingerichtet hatte.
Auch die letzte Hingerichtete auf dem Galgenberg war eine Frau: Christine Wilmes wurde wegen Kindsmord hingerichtet. Sie war von ihrem eigenen Vater geschwängert worden und hatte die Leiche des Kindes unter dem Fußboden vergraben.
Vor genau 200 Jahren wurde Gerhard Kruis nach einem langwierigen Strafverfahren zum Tode durch Enthauptung verurteilt. An ihm fand im Jahre 1825 die letzte öffentliche Hinrichtung im Amt Lingen statt.
Gerhard Kruis, genannt Knapp Gerd, hatte auf dem Weg von Holland, wo er als Hollandgänger in der Heuernte Geld verdient hatte, einen alten Nachbarn Gerhard Heinrich Langeborg erschlagen und diesem das erarbeitete Geld geraubt. Ein Beitrag im Blog des Emslandmuseums Lingen beschreibt die soziale Lage von Gerhard Kruis und die Rolle der Hollandgängerei. Knapp Gerd hatte als Heuermann finanzielle Probleme und hatte gehofft, sich durch den Hollandgang aus der Klemme zu helfen. Aber Langeborg hatte ihm die Stelle, die Knapp Gerd schon seit Jahren ansteuerte, vor der Nase weggeschnappt, so dass Kruis zwei Wochen mit Arbeitssuche vergeuden musste und zudem noch einen schlechter bezahlten Job annehmen musste.
Kruis hatte sich zuvor nie etwas zu schulden kommen lassen. Seine Täterschaft wurde praktisch sofort ermittelt und das geraubte Geld wurde in seinem Haus gefunden. Kruis gab freimütig ein Geständnis ab. Die Richter erkannten auf Totschlag und anschließendem Raub. Darauf stand die Todesstrafe. Der Heimatverein Lingen berichtet, dass die Richter darauf verzichteten, ihn wegen Raubmord zu verurteilen, weil der dann durch Rädern hingerichtet worden wäre. So konnte er durch das Schwert sterben. Ein Gnadengesuch des Strafverteidigers beim König von Hannover zur Umwandlung in eine Gefängnisstrafe wurde abgelehnt. Die Beamten des Königs hielten das Urteil des Osnabrücker Gerichtes schon so für recht wohlwollend.
Am Dienstag, den 19. Juli 1825 wurde Gerhard Kruis vor dem Lingener Rathaus das Urteil verlesen, danach wurde er im Wagen zur Richtstätte auf dem Gierenberg im Laxtener Feld gefahren, wo bereits viele Schaulustige warteten. Die Knechte des 58jährigen Scharfrichters der Landdrostei Osnabrück, Johann Gottfried Friedrichs, banden Kruis auf den Richtstuhl fest und entblößten seinen Hals und seine Schulter. Dann schlug der Scharfrichter mit dem Schwert zu. Das Honorar betrug 1 Taler, 20 Gutegroschen und 5 Pfennige. Die Leiche von Kruis wurde am Richtplatz auf dem Gierenberg vergraben. [jdm]
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