„man soll sie zerschmeißen, würgen, stechen,…“ – Back to the roots der Evangelischen Kirche – Auch Atomwaffen erwägenswert
Nach dem zweiten Weltkrieg und der moralischen Katastrophe der evangelischen Kirche, die als „Deutsche Christen“ mehrheitlich eine Stütze der Nazis gewesen war, gefiel es den Kirchenoberen, sich an die Bekennende Kirche zu erinnern, die als Minderheit in der Kirche wenigstens partiell Widerstand gegen die Nazis und ihre Ideologie geleistet hatte.
In der Zeit der Entspannungspolitik der1960er/1970er Jahre hielt die evangelische Kirche dann auch eine friedliche Politik für opportun, denn die Orientierung am Regierungshandeln ist ihr immer wichtig. Sogar Pazifismus wurde für gut befunden. Damit kam man als Deutsche mit der etwas „unglücklichen“ Geschichte in der „dunklen Zeit“ international auch gut an.
Jetzt verlangen die westlichen Regierungen Kriegstüchtigkeit und die evangelische Kirche ist sofort bereit, mit der Friedensdenkschrift 2025 ihre theologischen Grundlagen anzupassen. Schon Luther forderte im Bauernkrieg „wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern […] man soll sie zerschmeißen, würgen, stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund erschlagen muss.“
Die evangelische Kirche möchte am liebsten wider die bösen Russen Gottes Zorn und Feuerstrahl herabbeten, aber die evangelische Synode ist auch mit einem strammen Aufrüstungskurs zufrieden. Sämtliche Friedenspreise der letzten Zeit haben es vorgemacht: Krieg ist Frieden.
Dem will die evangelische Kirche nicht nachstehen: „(Die EKD-Ratsvorsitzende) Fehrs sagte, gerechter Frieden sei mehr als Abwesenheit von Krieg. ‚Es bleibt ein Gebot der Nächstenliebe, dass wir Menschen, die an Leib, Leben und ihrer Würde bedroht sind, nicht schutzlos der Gewalt ausgesetzt lassen.’ Waffenlieferungen dürfen laut Denkschrift nur dem Schutz der Bevölkerung und der Wiederherstellung des Friedens dienen. Ein besonderer Punkt ist die Abwägung zur atomaren Abschreckung. Die Denkschrift ächtet Atomwaffen wie bereits 2007 weiterhin als friedensethisch nicht zu rechtfertigen, erkennt aber an, dass die Drohung mit Atomwaffen einer wirkungsvollen Verteidigung dienen kann.“
Zu Zeiten der Entspannungspolitik gab es noch den Ausspruch Willy Brandts „Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts.“ Und Cicero wusste schon: „Ein schlechter Frieden ist besser als ein guter Krieg.“ Von diesen Erkenntnissen ist die evangelische „Friedens“-Ethik, oder sollte man besser Kriegsethik sagen, meilenweit entfernt.
Geradezu witzig wird es, wenn es in der Pressemitteilung der Synode heißt: „Demokratien seien angewiesen auf mündige Bürgerinnen und Bürger, formuliert das Papier und verweist dabei unter anderem auf Bildung und den Schutz demokratischer Diskurse. An dieser Stelle sieht sie sich als auch selbst in der Pflicht, aufzuklären und Polarisierung entgegenzuwirken.“
Das heißt, hier fordert die Synode die evangelischen Gläubigen auf, „aufzuklären“, also ihre Sicht zur Pflicht von Aufrüstung und Krieg zu verbreiten. Und das soll dann der Polarisierung entgegen wirken.
Wenn man sich überhaupt nicht mit den Ursachen von Krieg beschäftigt, die Rolle der Kriegswirtschaft und der Rüstungskonzerne, die wirtschaftlichen Krisenerscheinungen des Kapitalismus und die Konkurrenzkämpfe der verschiedenen Zentren nicht zur Kenntnis nimmt, und sämtliche Narrative der Kriegspolitiker eins zu eins übernimmt, kann man auch nur zur lammfrommen Befolgung der aktuellen Kriegspolitik kommen. Auf jeden Fall kann man der evangelischen Kirche nicht vorwerfen, sie wäre nicht traditionsbewusst. [jdm]