In bisher 58 Städten Schulstreiks gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht
Am 5. Dezember will der Bundestag das Gesetz zur Wehrpflicht verabschieden. Es soll dann am 1. Januar 2026 in Kraft treten. Zunächst werden alle 18-Jährigen ab dem Geburtsjahrgang 2008 einen Fragebogen von der Bundeswehr erhalten. Gleichzeitig sollen zunächst Freiwillige für das Militär geworben werden. Wenn sich nicht genug für die Bundeswehr melden, soll erst das Los entscheiden und dann kommt die Pflicht für alle.
Die Bundeswehr soll auf 260.000 (statt aktuell 180-190.000) aktive SoldatInnen und die Reserve von 100.000 auf 200.000 Mann/Frau anwachsen. Deshalb wurden die Zwangsschrauben im Gesetz auch schon vor der möglichen Wiedereinführung der alten Wehrpflicht verschärft angezogen. Wer sich der zwangsweisen Befragung als junger Mann, der gerade 18 Jahre alt geworden ist, entzieht und keine „Bereitschaftserklärung“ hinsichtlich des Wehrdienstes abgibt und Fragen zu körperlicher und geistiger Kriegstüchtigkeit nicht beantwortet, wird mit einem Bußgeld belegt. Es geht zunächst um die Wiedereinführung der vollständigen Wehrerfassung der gesamten Bevölkerung ab Jahrgang 2007.
Dagegen entwickelt sich jetzt eine Bewegung unter den jungen Betroffenen. Mit Schulstreiks wollen Schüler am 5.12.2025 sich gegen die Einführung der Wehrpflicht wehren. Auf der Streik-Homepage und auf Instagram werden 58 Städte aufgeführt, in denen Streiks gegen die Wehrpflicht stattfinden sollen. „Wir streiken gegen die Wehrpflicht & alle Zwangsdienste!“ heißt es auf der Internetseite https://schulstreikgegenwehrpflicht.com. „…was ist eigentlich mit unserem Recht in Frieden zu leben und selbst zu entscheiden, wie wir unser Leben führen wollen? Was ist mit Artikel 4 Absatz 3 der Grundgesetzes, nach welchem niemand zum Dienst an der Waffe gezwungen werden darf? Wir wollen nicht ein halbes Jahr unseres Lebens in Kasernen eingesperrt sein, zu Drill und Gehorsam erzogen werden und töten lernen. Krieg ist keine Zukunftsperspektive und zerstört unsere Lebensgrundlage. Deshalb gehen wir am 05.12. nicht zur Schule!“
In einem Brief an die Eltern argumentieren die Streikorganisatoren: „Während Schulen marode sind, Lehrkräfte fehlen und Familien für Klassenfahrten oder digitale Ausstattung tief in die Tasche greifen müssen, soll plötzlich Geld da sein, um aufzurüsten und Jugendliche für den Militärdienst zu gewinnen — mit Gehältern, von denen Azubis im zivilen Bereich häufig nur träumen können. Doch kein Gehalt der Welt kann ausgleichen, dass man hier zum Töten und als Kanonenfutter ausgebildet wird. Eure Kinder— wir Schülerinnen und Schüler – haben ein Recht auf gute Bildung, sichere Perspektiven und freie Entscheidungen über die eigene Zukunft — jenseits von Kriegsdienst und Kriegsvorbereitung.“ [jdm]

