Warum provozieren?
Deutschland wirft China vor, mit einem Laser gezielt ein Aufklärungsflugzeug über dem Roten Meer geblendet zu haben. China widerspricht dieser Darstellung. Es habe sich um ein Missverständnis gehandelt. Die deutsche Darstellung stimme „überhaupt nicht mit den Fakten überein“, erklärte eine Sprecherin des Pekinger Außenministeriums. Beide Seiten sollten eine pragmatische Haltung einnehmen, die Kommunikation rechtzeitig verstärken und Missverständnisse und Fehleinschätzungen vermeiden.
Theoretisch können Laser als Entfernungsmesser für Zielverfolgungssysteme oder auch als Blendwaffen genutzt werden. Das Anstrahlen mit einem Laser ist im Militär mindestens eine Drohgebärde.
Ein Telepolis-Artikel weist darauf hin, dass die an Bord von chinesischen Schiffen befindlichen Laser eine Reichweite von etwa einem Kilometer haben. Wenn chinesische Laser also ein deutsches Aufklärungsflugzeug (Spionageflugzeug) treffen konnten, stellt sich die Frage, warum das Flugzeug sich dem chinesischen Schiff so stark genähert hat.
Nach internationalen Standards für Überwachungsflüge bewege sich eine solche Annäherung an der Schwelle zur Provokation. Während Distanzen von drei bis fünf Kilometern als sicher gelten würden, würden ein bis zwei Kilometer bereits als „nah dran“ eingestuft – noch akzeptabel, aber grenzwertig.
Hinzu käme, dass dieses Schiff schon länger im Roten Meer im Einsatz war, um chinesische Frachtschiffe zum Schutz vor Piraten zu begleiten. Es war den Deutschen also bekannt, dass es sich nicht um ein Piratenschiff handeln konnte.
Chinas Lasereinsatz wäre demnach zwar eine Warnung, Chinas Schiffen mit Spionageflugzeugen nicht zu nahe zu kommen. Aber China möchte keine weitere Eskalation und spricht deshalb von Missverständnissen.
Die Frage ist also: Warum provozierte das deutsche Flugzeug diesen Vorfall? [jdm]