Gaza: Doctors Under Attack
Der britische Guardian berichtete am 3. Juli über den Film „Doctors Under Attack“. Der BBC wollte den Film nicht ausstrahlen, obwohl er vom BBC produziert wurde. Eine andere Dokumentation – Gaza: How to Survive a War Zone – hatte wegen angeblicher Parteilichkeit für Aufruhr gesorgt und das BBC traute sich danach nicht mehr, „Doctors Under Attack“ zu zeigen. Der öffentlich-rechtliche, aber von Werbeeinnahmen finanzierte, britische Sender Channel 4 übernahm dann den Film.
„Doctors Under Attack“ zeigt laut Einschätzung des „Guardian“ die gezielte Verfolgung, Inhaftierung und Folter von medizinischem Personal in Gaza. „Doctors Under Attack“ bezeichnet sich selbst als eine „forensische Untersuchung“ der Behauptung, dass die israelischen Streitkräfte (IDF) systematisch palästinensisches medizinisches Personal in allen 36 Krankenhäusern Gazas ins Visier genommen haben. Laut den Vereinten Nationen folgen die Angriffe einem bestimmten Muster: Zunächst wird ein Krankenhaus bombardiert, dann belagert. Danach rücken Panzer und Bulldozer ein, das medizinische Personal wird festgenommen. Sobald das Krankenhaus praktisch außer Betrieb ist, ziehen die Truppen weiter – und das Muster beginnt von vorn.
Es sei eine Strategie, die Gaza auf Jahre hinaus lähmen solle, sagt ein Interviewter im Film. Denn wenn ein Gebäude zerstört ist, kann man ein neues errichten. Aber Mediziner brauchen Jahre der Ausbildung. Wenn man Gaza ihre Fachkräfte nimmt, nimmt man der Region jede Chance auf Wiederaufbau. Und das, obwohl medizinisches Personal laut internationalem Recht geschützt ist – wie der Film immer wieder betont.
In der Dokumentation gibt es keine inszenierte Dramaturgie, sondern sie zeigt eine unaufhörliche Abfolge des Grauens: Ärztinnen und Ärzte, die unter katastrophalen Bedingungen ohne Wasser und Strom versuchen, Verwundete zu versorgen, deren Wunden bereits zu faulen beginnen, gezielte Angriffe, willkürliche Verhaftungen, geheime Gefängnisse, Folter und Verhöre. Es gibt Videoaufnahmen einer Gruppenvergewaltigung durch Soldaten. Wir sehen zahllose verletzte und tote Kinder.
Im Zentrum des Films stehen jedoch mehrere Einzelschicksale. Die Schilderungen über das Schicksal der inhaftierten Ärzte, bestätigt durch einen anonymen israelischen Whistleblower, gleichen einem Albtraum. Es gibt Misshandlungen. Es gibt Folter. Am verstörendsten sind Berichte über Misshandlungen durch israelische Ärzte, die Eingriffe ohne Betäubung vornahmen und den Gefangenen mitteilten: „Du bist ein Verbrecher und du musst sterben.“
Die BBC ließ Doctors Under Attack laut „Guardian“ fallen, weil man befürchtete, es könnte den „Eindruck der Parteilichkeit“ erwecken. Doch der Film dokumentiert, dass bei jeder Gelegenheit eine Stellungnahme der Israelischen Armee (IDF) eingeholt wurde. Der Film beginnt mit dem brutalen Hamas-Überfall am 7. Oktober 2023, der hier ebenso schonungslos gezeigt wird wie das Filmmaterial verletzter palästinensischer Kinder. Den Filmemachern sei bewusst, dass schon der geringste Anschein von Voreingenommenheit das gesamte Argument entkräften würde.
In einem offenen Brief vor der Ausstrahlung warnte Louisa Compton von Channel 4, „Doctors Under Attack“ werde „Menschen wütend machen, egal auf welcher Seite sie stehen.“ [jdm]