Hümmlinger Wörterbuch auf der Grundlage der Loruper Mundart von Heinrich Book und Hans Taubken, Verlag des Emsländischen Heimatbundes, Titelseite

Winkel, m. Pl.-s

  1. Winkel (Maß)
  2. Ecke des Dorfes; vgl. ->Houk, Höörn
  3. Kaufmannsladen, Gastwirtschaft
  4. winkelförmiger Einriss im Kleid

In Wippingen haben wir den Winkelkamp. Der Begriff Kamp ist laut Wikipedia seit dem Jahr 1100 nachweisbar und war im Mittelalter ein „Modewort“ für jeden neugewonnenen Acker in den letzten verbliebenen Ecken am Rande zum Moor. Ein Winkelkamp wäre demnach wegen der Verdoppelung die allerletzte Ecke des Dorfes. Für die Straßenbenennung in Wippingen war aber kein realer Flurname vorhanden, sondern der Name wurde schlicht ausgedacht.

Dass im Plattdeutschen ein Kaufmannsladen als Winkel bezeichnet wurde ist schon lange eine veraltete Sprechweise. Im Niederländischen heißt ein Einzelhandelsgeschäft aber immer noch Winkel. Emmy von Dincklage, die emsländische Schriftstellerin vom Gut Campe (!) in Steinbild kennt in ihrer Novelle „Bauern-Adel“ von 1872-73 eine Erklärung, wie der Begriff zustande kam: Sie beschreibt den verächtlichen Blick des „dicken“ Bauern in der Dorfgststätte auf den kleinen „Kaufladen, der im Emslande stets eine Ecke der Wirtsküche einnimmt und deshalb auch „Winkel“ genannt wird.“

Und der Winkel in der Kleidung? Früher war der Winkel noch lange sichtbar, denn er wurde geflickt (das Wort muss demnächst vielleicht auch erklärt werden). In der heutigen Wegwerfgesellschaft wird eine eingerissene Kleidung mit einem „Winkel“ in den Abfall geworfen, denn weder eine Reparatur noch die Altkleidersammlung kommen in Frage. Und die eingerissene Jeans ist nur dann „angesagt“, wenn sie als Vintage-Jeans auch schon so gekauft wurde. [jdm/ Hümmlinger Wörterbuch auf der Grundlage der Loruper Mundart von Heinrich Book und Hans Taubken, Verlag des Emsländischen Heimatbundes]