Borkener Paradies
Borkener Paradies

Ein Spaziergang durch das Borkener Paradies mit einigen Mitwanderern
bei schönem Wetter ist eine tolle Sache. Wikipedia beschreibt die Landschaft so: Das Naturschutzgebiet liegt nordwestlich von Meppen. Es wird von einem Altarm der Ems umgeben und stellt eine Hutelandschaft als historische Kulturlandschaft unter Schutz…

Tatsächlich entspricht diese Landschaft auch dem, was sich der Besucher von diesem ca. 30 ha großen Areal verspricht: Es ist eine weitgehend sich selbst überlassene Landschaft, die aber dennoch durch die Beweidung mit Kühen und Pferden eine Kulturlandschaft geblieben ist, so wie die älteren von uns sie noch aus Kindheitstagen in Erinnerung behalten haben. Magere Sandrasen wechseln sich ab mit vielerlei Buschwerk und Huteeichen, also Bäumen die durch ihre Nutzung in früheren Zeiten eigentümliche und teilweise auch verkrüppelte Wuchsformen entwickelt haben. Das Naturerlebnis wird abgerundet durch die flachen Uferzonen des Ems-Altarms, die in reizvollem Kontrast zum teilweise hügeligem Gelände stehen. Pferde und Rinder haben sich hier einen Trampelpfad angelegt auf dem Weg zu ihrer Wasserstelle.

Pfahl im Borkener Paradies
Vermutlich handelt es sich bei diesen Pfählen um Wegmarkierungen zur besseren Orientierung. Das weiß man aber nicht so genau. Steht nirgendwo dran.

Zuständig ist der Landkreis Emsland als untere Naturschutzbehörde. Und dafür gebührt dem Landkreis auch Dank und Anerkennung, zumal es nicht das einzige landschaftliche Kleinod ist, dessen Erhaltung sich die Behörde in der Orde-Niederung widmet.

Einen Wermutstropfen und gemischte Gefühle stellen sich aber dann doch ein, wenn man sieht, wie das Borkener Paradies touristisch vermittelt wird: Nämlich gar nicht.

Zwar weisen Verkehrsschilder und eine ausführliche Internetpräsens auf die Besonderheiten des Schutzgebietes hin.
Aber vor Ort bleibt der Besucher sich komplett selbst überlassen. Wer Geduld und Pioniergeist mitbringt, findet irgendwann heraus, wo sich der Eingang befindet. Der Weg zum vorderen Eingang ist immerhin mit einem halb verdeckten Hinweisschild gekennzeichnet. Der zweite Ausgang, der sozusagen das Ende eines Rundgangs darstellt, hat überhaupt keine Beschriftung. Und das obwohl eine halb verfallene Infotafel davor steht.

Man kann diesen Eingang benutzen, wenn man denn weiß, dass die kleine Klappe im Zaun auch für den Besucherverkehr vorgesehen ist. Denn das Gelände ist mit Elektrozaun umgeben und Kuhfladen und Pferdeäpfel sind auch deutlich zu erkennen. Die sind aber nicht das Problem, das Gebiet lädt trotzdem zum Wandern ein.

Man weiß aber leider nicht, ob das Betreten des Geländes hier überhaupt gestattet und erwünscht ist. Kein einziger Hinweis auf Länge und Ziel des Weges. Keine Information über die Weidetiere, die dem Wanderer begegnen könnten. Nicht die leiseste Andeutung auf das, was einem in diesem Paradies erwartet. Eine Infotafel gibt es, eine mit allgemeinen Informationen zum Gebiet, aber weit abseits dieser Stelle. Die Radfahrer allerdings, die das Gebiet umfahren, werden mit Hinweisen gut versorgt. Und nur um diese Zielgruppe scheint es den Emslandtouristikern zu gehen. Was interessieren denn schon die paar Naturfreunde, die da durchs Unterholz streifen.

Aber dann entdeckt man tatsächlich ein verwittertes Schildchen zehn Meter vom Zaun entfernt. Darauf steht Weidepfad oder so etwas Ähnliches. Man ist ja kein Feigling, also auf durch die kleine Klappe – und hinein geht’s in ein wirklich sehenswertes Biotop.

Schade, dass nur Ortskundige davon wissen. Andererseits hat man das ganze Gelände für sich allein. Wo hat man das schon an einem sonnigen Juli-Sonntag-Nachmittag? Nur ein paar harmlose Rinder und Pferde kommen vorbei. [alf]