Bernhard Kohnen verlässt die Wippinger Volksbank zum 31.10.2006 |
"Kassen-Bernd" geht in Rente
Diese Woche verlässt nach 39 Jahren und 7 Monaten Tätigkeit in Wippingen Bernhard Kohnen die Wippinger Filiale der Volksbank Emstal, um seine Rente zu genießen. Bernhard Kohnen hat die Wippinger Bank, deren Gründung sich übrigens am 20.10.2006 zum 83. Mal jährt, während fast der Hälfte ihrer Existenz begleitet und geprägt. Am 1.4.1967 begann Kohnen seine Arbeit bei der "Spar- und Darlehnskasse Wippingen" als Rendant.
Die späteren Bezeichnungen "Zweigstellenleiter" und "Geschäftsstellenleiter" weisen auf die Entwicklungsgeschichte der Bank hin, die 1969 mit der Lathener Bank fusionierte, am 1.1.2000 durch Fusion zur Lathen-Rütenbrocker Volksbank wurde und 2002 durch Fusion mit der Spar- und Darlehnskasse Dersum zur Volksbank Emstal wurde. Zur Zeit werden Überlegungen angestellt mit dem Ziel einer Fusion mit der Haselünner Volksbank zum 1.1.2007, was sich, sofern die Generalversammlung im Jahr 2007 dem zustimmt, in einer Namensänderung zur "Volksbank Hasetal-Emstal" manifestieren könnte.
Bernhard Kohnen war 1967 erst der sechste Rendant der Spadaka Wippingen. Nach der Gründung (Genehmigungsurkunde vom 17.11.1923) am 20.10.1923 übernahm auf der ersten Aufsichtsratssitzung (Protokoll Seite 1 und Seite 2) zunächst der Lehrer Wilhelm Janßen bis 1925 den Posten des Rendanten. In der ersten Generalversammlung wurden Johann Frericks, Christian Bicker, Hermann Kossen; Wilhelm Janßen und Heinrich Kossen in den Vorstand, Pastor Bernhard Haake, Heinrich Ostermann und Bernhard Baalmann in den Aufsichtsrat gewählt. Die Wippinger wollten sich damit durch Selbsthilfe im Sinne von Friedrich Wilhelm Raiffeisen Zugang zu Kapital eröffnen. Ihre kleinen Wirtschaften galten bei den großen Banken nicht als kreditwürdig. Diese Idee ist auch heute noch aktuell, wie die Vergabe des Friedensnobelpreises 2006 an den Wirtschaftswissenschaftler Professor Mohammed Junus zeigt. Er gründete 1974 die Grameen Bank in Bangladesch. Das Kreditinstitut vergibt ohne Sicherheiten sogenannte "Mikrokredite" an arme Menschen in dem südasiatischen Land. Denn Junus hatte herausgefunden, dass arme Menschen nur wenig Kapital für großen Erfolg brauchen - meist nur, um Werkzeug oder Rohstoffe zu erwerben, die sie für ihre Arbeit brauchen.
Die Eröffnungsbilanz und der erste Jahresabschluss der Spadaka Wippingen wiesen eine Bilanzsumme von 129 Billionen und 120 Milliarden Mark und einen Reingewinn von 323 Milliarden Mark aus. Diese gigantischen Summen waren Ausdruck der Hyperinflation, unter der Deutschland 1923 als Spätfolge des von ihm angezettelten 1. Weltkriegs litt.
Janßen und auch die nächsten 2 Rendanten führten ihr Amt nebenberuflich und von Zuhause aus. Von 1925 bis 1950 war Hermann Gerdes (Schneider) Rendant der Bank. Nach dessen Tod übernahm von 1950 bis 1960 seine Tochter Margarethe die Führung der Bank. Ihr Nachfolger, der spätere Gemeindeangestellte Johann Kossen führte sein schon hauptamtlich geführtes Amt bis 1965. Er wurde stundenweise von Wilhelmine Schmunkamp und auch vom späteren Rendanten Bernhard Kohnen unterstützt. Kossens Nachfolger war Otto Osteresch aus Neudersum.
Osteresch residierte erstmals in einem eigens beschafften Büro im ehemaligen Haus des Lehrers Janßen. Das Haus - 1965 im übrigen Teil als Wohnung an Familie Tautz vermietet- stand an der Stelle des heutigen Gasthauses "Zum Herzog". Auch Bernhard Kohnen, der Osteresch 1967 ablöste, arbeitete die ersten drei Jahren in diesem Gebäude. Bei den Verhandlungen zur Verschmelzung mit der Lathener Bank wurden die Errichtung des neuen Bankgebäudes und die Schenkung des alten Gebäudes an die katholische Kirchengemeinde vereinbart.
Das neue Gebäude der Volksbank wurde 1970 auf der ehemaligen Hofstelle der Familie Brinkmann (Schauster Bernd) errichtet. Die Familie siedelte an die Schützenstraße 15 aus. Zur Eröffnung des neuen Gebäudes wurde die Bevölkerung zur allgemeinen Besichtigung eingeladen. Die Wippinger wurden im Vorstand der Lathener Bank durch Heinrich Pieper vertreten; im Aufsichtsrat vertrat Johann Kuper die Wippinger.
1992 erfolgte ein Umbau des noch jungen Gebäudes. Die Kunden sind jetzt keine Bittsteller mehr vor einem Panzerglas-Schalter, sondern können ihre Angelegenheiten in einer angenehmen Atmosphäre erledigen. Die Geschäfsstelle betreut heute über 1500 Kunden schwerpunktmäßig aus den Gemeinden Wippingen, Neudörpen, Kluse und Renkenberge. Die Einlagen betragen ca. 10 Mio ; die Ausleihungen betragen ca. 8 Mio . Hinzu kommen die Investment-Dienstleistungen, Bausparverträge, Kredite bei der DG Hypo usw. Die Mitglieder nehmen trotz der Größe der Volksbank Emstal immer noch über Mitgliederversammlungen ihre "Besitzrechte" als Genossen wahr und nicht über Vertreterversammlungen, was rechtlich möglich wäre. Aus Wippingen ist Bernhard Gerdes Mitglied des Aufsichtsrates der Bank.
Nachfolger von Bernhard Kohnen als Geschäftsstellenleiter wird Heinrich Jungeblut, der seine Laufbahn bei der Spar- und Darlehnskasse Dersum begann und den Wippingern durch seinen bisherigen Einsatz in der Wippinger Filiale bereits bekannt ist.
Mehr zur Geschichte der Wippinger Volksbank erfahren Sie aus zwei
Artikeln in der Ems-Zeitung zum 60. Jubiläum der Bank vom 24.10.1983
und vom 27.10.1983.
jdm / Korrigierte Fassung vom 22.10.2006