60 Jahre Spadaka Wippingen| Ems-Zeitung vom 24.10.1983

Bericht der Ems-Zeitung vom 24.10.1983

60 Jahre vom Vertrauen der Wippinger getragen

Als „Spadaka Wippingen" gegründet  Mit Volksbank "verschmolzen"

Wippingen (ra). Am 20. Oktober des Jahres 1923 setzten sich unter Vorsitz von Johann Frericks 21 Männer und zwei Frauen zusammen, um die Spar und Darlehnskasse Wippingen ins Leben zu rufen. Am 20. Oktober dieses Jahres fanden sich in der Wippinger Mehrzweckhalle fast 300 Bürger der Gemeinde zusammen, um das 60jährige Bestehen ihrer Genossenschaftsbank, die mittlerweile eine Verschmelzung mit der Lathener Volksbank eingegangen ist, gebührend zu feiern. Sie konnten in der Tat „gebührend feiern", denn auch im Jubiläumsjahr kann man feststellen, daß die Bilanzen stimmen.

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Lathener Volksbank, G. Raming aus Oberlangen, dankte in seinen Begrüßungsworten allen, die sich im Laufe der vergangenen sechs Jahrzehnte in irgendeiner Weise um die „Wippinger Bank" verdient gemacht haben. Nicht zuletzt sei es das Vertrauen der Genossenschaftsmtglieder gewesen; das dem Institut einen so erfolgreichen Weg bereitet habe. Raming erinnerte an die Zeit der Inflation und wies auf die schwere Aufgabe der mutigen Gründer hin, deren Entscheidung im nachhinein betrachtet richtig gewesen sei. Das Jubiläum sei auch Anlaß zur zielstrebigen Weiterarbeit im bisherigen Sinne, sagte G. Raming. Bürgermeister Gerdes unterstrich die „Mitfreude der Kommune" und betonte die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des Geldinstituts.

Pastor Assmann wies ebenfalls auf gute Zusammenarbeit zwischen Kirchengemeinde und der „Wippinger Bank" hin. „Kassen Bernd", Zweigstellenleiter Bernhard Kohnen, habe sich das Vertrauen der Kunden erworben. Der Geistliche erinnerte an den großen „Vater Raiffeisen", der sicher auch„ das Ziel im Auge gehabt" habe, Menschen vor zwielichtigen Geldverleihern zu schützen.

Einen umfassenden Überblick über die wechselvolle Geschichte der „Wippinger Bank" gab Bankdirektor Peter Heinze von der Lathener Volksbank. Wie in vielen Städten und Gemeinden habe man sich vor 60 Jahren auch in Wippingen vom Motto Friedrich Wilhelm Raiffeisens, „Einer für alle, alle für einen!" leiten lassen. In der ersten Generalversammlung seien Johann Frericks,; Christian Bicker, Hermann Kossen; Wilhelm Jansen und Heinrich Kossen in den Vorstand, Pastor Bernhard Haake, Heinrich Ostermann und Bernhard Baalmann in den Aufsichtsrat gewählt worden. Erster Rendant der Spar und Darlehnskasse Wippingen war Lehrer Jansen: Er übte das Amt von 1923 bis 1925 aus. In der ersten Generalversammlung sei, so Peter Heinze, auch festgelegt worden, daß der Geschäftsanteil nicht mehr als fünf Millionen Papiermark betragen solle.
Der erste Jahresabschluß wies eine Bilanzsumme von 129 Billionen und 120 Milliarden Mark und einen Reingewinn von 323 Milliarden Mark`aus. Peter Heinze: „Und wie einfach man es sich machen kann, indem. man einfach etliche Nullen wegstreicht, das Komma weiter nach links setzt, um schon per 1. Januar 1924 eine Eröffnungsbilanz von 129,12 Goldmark zu haben!"

Ende 1924 sei beschlossen worden, den Warenbezug mit Kunstdünger und Futtermittel, im Jahre 1925 in beschränktem Maße den Scheckverkehr mitaufzunehmen. In`diesem Jahr wurde Hermann Gerdes Rendant und blieb es bis zu seinem Tode im Jahre 1950. Im Jahre 1932 regte Vorstandsvorsitzender Joh. Frericks an, das Milchgeld über die Spadaka auszahlen zu lassen. Peter Heinze: „Er war sozusagen ein Vorreiter des bargeldlosen Zahlungsverkehrs!"

40 Jahre lang war Wilhelm Hömmen im Aufsichtsrat der Raiffeisenbank Wippingen tätig. Bankdirektor Heinze und Zweigstellenleiter Kohnen überreichten ihm je ein Ehrenpräsent

Wilhelm Hömmen wurde 1932 in den Aufsichtsrat gewählt, und er hatte diesen Posten bis zur Fusion mit der Lathener Bank im Jahre 1969 inne. Diesem Mann der ersten Stunde überrichte P. Heinze ein Ehrenpräsent.
In der ersten Generalversammlung ach dem Kriege beschloß Johann Frericks die Tagesordnung mit dem Aufruf: ,,Trotz Währungsreform sollten wir der Dorfkasse weiterhin unser Vertrauen nach dem Leitgedanken Raiffeisens schenken!"

1950 übernahme Frl. Margarethe Gerdes, die Tochter des verstorbenen Rendanten die Leitung der Bank bis 1960 und übergab sie an den Gemeindeangestellten Johann Kossen. Im Jahre 1962 faßte die Generalversammlung den Beschluß aus der Genossenschaft mit unbeschränkter Haftung eine „GmbH" zu machen. 1965 wurde Otto Osteresch Leiter der Kasse, seit dem 20. März 1967 leitet Bernhard Kohnen die Bankgeschäfte in Wippingen.

Die Verschmelzung mit der Lathener Volksbank im Jahre 1979 sei, so P. Heinze, nach reiflicher Überlegung zustande gekommen. Dabei hätten sich die Wippinger „so teuer wie nur möglich, verkauft". Man errichtete ein neues Bankgebäude und übergab das alte im Wege der Schenkung an die katholische Kirchengemeinde.

Der Leiter der Lathener Volksbank zollte der Entwicklung der Zweigstelle in Wippingen Lob und Anerkennung: Immerhin verzeichnet man eine Bilanzsumme von 9,2 Mio. DM, 235 Mitglieder, 1500 Kundenkonten und davon 950 Sparkonten. Nicht zuletzt, so der Bankdirektor, sei diese hervorragende Entwicklung dem „Allroundmann` Bernd Kohnen zuzuschreiben.

Zum Geburtstag gab's auch Präsente: Bankdirektor Heinze überreichte sowohl dem Bürgermeister „einen Briefumschlag für die Schule" und den Vertretern der an der Gestaltung des Programms beteiligten Vereine und Gruppen ebenfalls ein Geldgeschenk. Stimmungsvoll umrahmt wurde die feier von der Schützenkapelle und vom Wippinger Kirchenchor. Die Damen der Gymnastikgruppe des Sportvereins sorgten mit mehreren Volkstänzen für „optische Glanzpunkte" des Geburtstages.

top

Zur Homepage