18.02.2016 - Gemeindeversammlung zur Themen der Dorfentwicklung und zur Unterbringung von Flüchtlingen in Wippingen

Haus Westhoff bietet Platz für 29 Menschen - Hilfe zur Integration das große Thema

Blick in die Gemeindeversammlung am 18.02.2016Die Vorstellung der nächsten drei großen Investitionen der Gemeinde - die Umfeldgestaltung der Mehrzweckhalle, der Dorfladen und das neue Wohnbaugebiet – bildete den ersten Teil der heutigen Gemeindeversammlung. Im zweiten Teil wurde das Thema besprochen, das wohl in erster Linie dafür gesorgt hatte, dass ca. 200 Wippinger den Weg in die Mehrzweckhalle gefunden hatten: die geplante Unterbringung von Flüchtlingen in Wippingen, vor allem im Haus Westhoff.

Dorfentwicklung

Die Umfeldgestaltung der Mehrzweckhalle stellte Heidi Gertken vom Werlter Büro für Landschaftsplanung vor. Die schon jetzt gepflasterten Flächen um die Mehrzweckhalle werden neu mit Klinkerpflasterung gestaltet. Vor den großen Hallenfenstern an der Südseite wird eine Terrassenfläche erstellt, die im Rahmen von Festlichkeiten für Außenempfänge und natürlich für die Raucher genutzt werden kann. Fahrradständer zwischen den beiden Haupteingangstüren und an der Rückseite des Kindergartens, Sitzbänke an verschiedenen Stellen, neue Lampen und neue Abfallbehälter komplettieren die Anlage. Vor dem Gemeindezentrum werden drei neue Kfz-Stellplätze geschaffen, dafür ist vor der Kinderkrippe mehr Platz für deren Außengelände vorgesehen. Dieses Außengelände, aber auch die in Klinkerpflasterung vorgesehenen neuen Fußwege entlang der Kreisstraße und der Pfarrer-Schniers-Straße, werden durch Hecken von dem Parkplatzbereich abgetrennt. Das Gelände erhält eine komplett neue Entwässerung. Die 230.000 € teure Maßnahme, die vom Amt für Landesplanung mit 100.000 € und vom Landkreis mit 15.000 € bezuschusst wird, soll zwischen März und Ende Mai realisiert werden.

Dorfladen mit Café

Die Ausschreibung des Dorfladens ist bereits erfolgt. Das Gebäude mit 150 m² Verkaufsfläche und integriertem Café wird 345.000 € kosten. Sylvia Backers vom Amt für Landesplanung berichtete, dass ihr Amt einen Zuschuss von 161.000 € eingeplant habe, aber wegen Problemen mit der EDV zurzeit keine Bescheide erstellen könne. Der Landkreis bezuschusst auch dieses Projekt mit 15.000 €.

Der Auftrag für die Erschließung des neuen Baugebietes südwestlich des jetzigen am Winkelkamp sei gestern vom Gemeinderat beschlossen wurde, vermeldete Hermann Gerdes. Für die vorgesehenen 15 Bauplätze gebe es jetzt schon 12 Bewerber, die sich einen Platz hätten reservieren lassen.

2015 steiler Anstieg der FlüchtlingszahlenPodium, v. l.: Heidi Gertken, Sylvia Backers, Anita Gerdes, Hermann Wocken, Gerd Klaas, Hermann Gerdes

Das Flüchtlingsthema moderierte Samtgemeindebürgermeister Hermann Wocken, der die genaueren Ausführungen seinem Fachbereichsleiter Gerd Klaas überließ.

Acht Tage, bevor ein Flüchtling in die Samtgemeinde Dörpen komme, erhalte Klaas vom Landkreis darüber die Information. Er könne in dieser Zeit eine Wohnung organisieren und mit dem Benötigten ausstatten. Nach der Ankunft mit dem Zug oder dem Bus werde der Hilfesuchende im Rathaus empfangen, erhalte einen Scheck mit seinen ersten Leistungen, bekomme dann Gelegenheit  einzukaufen und werde dann zu seiner Wohnung gebracht.

In Deutschland insgesamt sei die Zahl der Asylanträge von 144.000 Personen im Jahr 2013 auf 476.000 Personen im Jahr 2015 gestiegen. Weitere 500.000 Personen seien eingereist, hätten aber noch keinen Asylantrag stellen können.

Im Emsland sei die Zahl der Asylbewerber von praktisch Null im Jahr 2007 auf 5000 im Jahr 2015 gestiegen. In der Samtgemeinde Dörpen gab es 2011 6 Asylbewerber; 2015 waren es 180. Im letzten Jahr seien zunächst sehr viele Flüchtlinge aus dem Westbalkan (Albanien, Kosovo, Serbien, Mazedonien) mit geringer Bleibeperspektive gekommen. Jetzt kämen vor allem Menschen aus den Krisengebieten Syriens oder des Iraks. Aktuell gebe es in der SG Dörpen 255 Flüchtlinge, davon in Dörpen 85 (in 20 Wohnungen), Kluse 58, Heede (in 10 Wohnungen) und Neubörger (in 7 Wohnungen) 40, Lehe 7, Wippingen 5, Neulehe 4 und in Dersum niemanden.

Flüchtlinge könnten nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zu gemeinnütziger Arbeit verpflichtet werden, wofür sie neben ihrem Leistungsanspruch in Höhe von 330 € ein Entgelt von 1€/Stunde erhielten. Bisher werden diese Beschäftigungsmöglichkeiten auf den Bauhöfen der Gemeinden angeboten. Das sei aber nicht unbegrenzt möglich. Der Bauhof Dörpen beschäftige zurzeit 23 Flüchtlinge; damit sei er auch an seine Grenze gestoßen.

Haus Westhoff bietet maximal 29 Menschen eine Wohnung

Jetzt sei vorgesehen im Haus Westhoff, das bisher von der Caritas für Schulungs- und Freizeitzwecke genutzt wurde, 29 Personen unterzubringen. Das Haus mit 560 m² Nutzfläche verfüge über 2-Bett-Zimmer mit jeweils eigener Nasszelle und sei somit gut geeignet. Eine Task Force aus Bauaufsicht, Brandschutzvertretern, Sozialamt, Technikern und dem Ordnungsamt habe dieses geprüft.

Es sei vorgesehen, die Ordnung in und außerhalb des Gebäudes vom bisherigen Hausmeister sicherstellen zu lassen. Im Haus Bicker (Schoolbrink) wird bisher eine Wohnung für die Flüchtlingsunterbringung genutzt; dort soll eine weitere Wohnung angemietet werden.

Die Polizei sei über die Anmietung von Flüchtlingsunterkünften informiert. Bisher könne er, Klaas,  keine Probleme wegen erhöhter Kriminalität wegen der neuen Bewohner feststellen. Die Gesellschaft werde bunter, was sich wegen der Einkaufsmöglichkeiten in Dörpen natürlich am deutlichsten im Straßenbild zeige. Nach seiner Erfahrung seien die Flüchtlinge einfach froh, einen sicheren Ort zu haben, wo sie ihre Ruhe hätten und das hätten, was ein Mensch zum Leben brauche.

Hilfe durch Wippinger Bürger erforderlichBlick in des Saal

Die Unterbringung und das Beschäftigungsangebot sei Sache der Gemeinde. Für die Integration und menschliche Betreuung der Flüchtlinge sei man auf die Hilfe der Bürger angewiesen.

Die Sprache sei ein wichtiger Schlüssel zur Integration. Aber das kostenlose Angebot für Sprachkurse richte sich nach dem Willen der Politik nur an Flüchtlinge mit Bleibeperspektive, also seien Albaner, Kameruner oder Menschen von der Elfenbeinküste davon ausgeschlossen. Nicht wenige aber nähmen trotzdem an kostenpflichtigen Sprachkursen der VHS teil, weil sie den Spracherwerb für wichtig hielten. In der Samtgemeinde seien bisher Kurse in Heede, Dörpen, Kluse und Neubörger gelaufen, bzw. geplant.

Klaas zählte eine Reihe von Beispielen aus der Samtgemeinde für Bemühungen um die Integration der Flüchtlinge auf. In Neubörger gebe es den Flüchtlingshilfeverein und in Heede den Treffpunkt Flüchtlingshilfe mit dem Angebot von Fahrdiensten, Fahrradreparaturgruppen, Hilfe mit Bekleidung oder verschiedenen Treffen. In der Dörpener Christuskirche träfen sich dreiwöchentlich ca. 20 Personen zum Café Connect. Die DRK berate und helfe. Der SV Viktoria Ahlen-Steinbild integriere Flüchtlinge in seinen Spiel- und Trainingsbetrieb.

Ein Runder Tisch der Kirchengemeinden der SG Dörpen tausche sich regelmäßig über Maßnahmen und Ideen aus.

Klaas: Wir brauchen Fahrradspenden

Für die Wippinger Flüchtlinge sei es wichtig, dass sie Zugang zu Fahrrädern bekämen, weil sie sonst wegen der schlechten Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln keine Möglichkeiten zum Einkauf oder Behördenbesuch haben würden. Klaas rief deshalb zum Spenden von gebrauchten Fahrrädern auf.

Anita Gerdes vom Pfarrgemeinderat und Maria Schröer, Gemeindereferentin der Kirchengemeinde, berichteten von den zahlreichen Aktivitäten, die bereits bei der Begleitung der einen Flüchtlingsfamilie in Wippingen entfaltet wurden. Sie ließen eine Liste rundgehen, auf der sich diejenigen eintragen konnten, die bereit sind, zukünftig hier ebenfalls tätig zu werden.

Für Maria Schröer bietet das Haus Westhoff auch eine gute Chance für alle zur Begegnung, gerade weil es im Zentrum des Ortes liege. Man könne aufeinander zugehen und sie sei sicher, dass dies auch viel Spaß und Freude bringe.

Eine Publikumsfrage lautete, ob es angesichts mangelnder Plätze für die Gemeinnützige Beschäftigung auch für Privatleute möglich sei, solche Stellen zu schaffen. Klaas verwies darauf, dass Flüchtlinge erst frühestens nach drei Monaten eine Arbeitserlaubnis erteilt bekommen könnten. Hier sehe das Gesetz aber den Nachweis vor, dass keine deutschen oder EU-Bürger für den in Frage kommenden Arbeitsplatz gefunden werden konnten. Außerdem gelte dies nur für Flüchtlinge mit einer Bleibeperspektive.

 jdm


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