Auf Wespenbekämpfung verzichten

Alljährlich zur „Wespenzeit“ stehen die Telefone bei Behörden und Imkern nicht still. Immer die gleiche Flut von Hilferufen: „Wir haben ein Wespennest – und wir möchten es schnellstens wieder loswerden“. Solche Bekämpfungsmaßnahmen sind in der Regel unnötig, außer es liegt ein Not- bzw. Ausnahmefall vor. Denn wer etwas mehr über die Lebensweise der Wespenarten weiß und einfache Verhaltensregeln beachtet, kann auch mit Wespen meist in Frieden leben.

Wespe ist nicht gleich Wespe. Bei uns leben über hundert verschiedene, sich unterschiedlich verhaltende Wespenarten. Nur 11 Arten gehören zu den staatenbildenden Faltenwespen, von Laien gewöhnlich als „typische“ Wespen erkannt. Doch nur zwei Arten können für die Menschen zeitweise im Jahr lästig werden, die Deutsche Wespe und die Gemeine (= Gewöhnliche) Wespe. Sie teilen im Sommer mit uns die Vorliebe für süße Speisen und Getränke.

Fühlen sich die Tiere durch menschliche Abwehrreaktionen bedroht, greifen sie auch mal zu ihrem wirkungsvollsten Mittel der Verteidigung: Sie stechen. Solche schmerzhaften, in der Regel jedoch ungefährlichen Begegnungen lassen sich durch ruhiges, kontrolliertes Verhalten aber meist vermeiden. Hektische und schlagende Bewegungen sollten vermieden werden.

Alle übrigen neun Faltenwespenarten vermeiden als friedfertige Arten grundsätzlich ein Anfliegen von Menschen. Für Laien ist es trotzdem nicht einfach, die lästigen von harmlosen Arten zu unterschieden, zumal beide ähnlich gefärbt sind. Wer auf eine ausreichende Distanz von zwei bis drei Metern zum Wespennest achtet und die Flugbahn nicht versperrt, wird von den Tieren in der Regel kaum beachtet.

Kleinkinder können gegebenenfalls durch niedrige Absperrungen ferngehalten werden. Meist ist so ein friedliches Miteinander mit dem Wespenvolk möglich. Auch bei Nestern lästiger Wespenarten wird die Geduld auf keine lange Probe gestellt, denn das Problem erledigt sich in kurzer Zeit von selbst. Die Wespen sterben bis zum Herbst alle ab, bis auf einige überwinternde Jungköniginnen. Die alten Nester haben nach dem Absterben der Wespenvölker ausgedient und werden nicht wieder belegt. Die Königin gründet im Frühjahr ein neues Volk mit einem neuen Nest.

Als Blütenbesucher und Insektenfresser leisten die Tiere Landwirten und Hobbygärtnern wichtige Dienste. Am Haus und im Garten fangen sie große Mengen Fliegen sowie andere für uns mitunter lästige Insekten. Als wichtiges Glied im Naturhaushalt sind Wespen nützlich und schützenswert.

Nach dem Niedersächsischen Naturschutzgesetz dürfen wildlebende Tiere nicht unnötig beunruhigt, verletzt oder getötet werden. Hornissen, Bienen, Hummeln und einige seltene Wespenarten sind darüber hinaus besonders geschützt, für Beseitigungen oder Umsiedlungen ist deshalb eine Ausnahmegenehmigung der Naturschutzbehörde erforderlich.

Informationsbroschüren zum Thema „Wespen und Hornissen“ sind beim Fachdienst Umwelt der Stadt Lingen, Tel.: 0591 9144-364, kostenlos erhältlich.