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Hinweis: Presseerklärung ging
nicht raus, den Journalisten wurde nur S. 2-4 zugeleitet. Dort wurde –
30.8. – etwas ergänzt!
Presseerklärung
CO2-freies/-armes
Braunkohlekraftwerk:
„Klimaschutz-Kraftwerk
2015 ff. –
Europäisches
Leuchtturmprojekt in Berlin“
Friedbert Pflüger, CDU-Fraktionsvorsitzender in Berlin und
Vorstandsmitglied der CDU Deutschlands, erklärte anlässlich eines
Pressegesprächs am Freitag, 24.8.07:
„Vattenfall
sollte aus der selbstverschuldeten Glaubwürdigkeits- und Imagekrise die richtigen
zukunftsweisenden Schlüsse ziehen:
·
Eine wesentlich kundenfreundlichere Preispolitik und
·
die Umsetzung einer großen Leuchtturm –
Umweltschutzaktion in Gestalt der Errichtung des weltweit ersten kommerziellen CO2-freien
bzw. –armen Kohlekraftwerks in der deutschen Hauptstadt (Nachfolgekraftwerk
Klingenberg).
Die Berliner
CDU fordert Vattenfall dazu auf und wird den Konzern dabei ausdrücklich unterstützen.
Statt in
geradezu unflätiger Weise auf einen der Hauptsteuerzahler und
Haupt-Dienstleister der Stadt einzudreschen, sollten der Berliner Senat und die
Regierungsparteien SPD und Die Linke gemeinsam mit der Bundesregierung und der
EU dafür sorgen, dass in Berlin und Deutschland – gerade auch mit und durch
Vattenfall – unabweisbar wichtige Zukunfts-Umweltschutzinvestitionen als
„Leuchtturm“ -Projekt in der deutsche Hauptstadt realisiert werden!
Von der
breiten Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt – und verdeckt durch sein eigenes Fehlverhalten
– hat sich Vattenfall in zwei Punkte an die Spitze des klimapolitischen
Forschritts gesetzt: Mit seinem CO2-freien Pilot-Kraftwerk in der
Lausitz und seinen bahnbrechenden Vorschlägen für einen weltweiten Preis für CO2
und ein wirklich funktionierendes Kyoto-Nachfolgesystem nach 2012. Durch die
hier vorgeschlagene klimapolitische Großtat sollte Vattenfall im Sinne der
genannten Konzeptionen „Flagge zeigen“ und sein negatives Image nachhaltig
korrigieren.
Die für eine
weltweit nachhaltige, d.h. sichere, wirtschaftliche und umweltverträgliche
Energieversorgung unabdingbare Nutzung der Kohle, die noch für hunderte von Jahren
zur Verfügung steht, kann und muss – weltweit – so klimafreundlich wie irgend
möglich gestaltet werden.
Aus Berlin
und Deutschland können dazu entscheidende Impulse kommen – in Gestalt des
ersten kommerziellen CO2-freien Kohlekraftwerks und eines Kyoto PLUS-Klimaschutzsystems. Kyoto PLUS sorgt durch
einen weltweiten CO2-Preis dafür, dass CO2-freie Kohlekraftwerke UND die Stromerzeugung mit
erneuerbaren Energien zu DEN „Klimaschutzkraftwerken“ der Zukunft werden!
Denn die Atmosphäre stellt dann nicht länger die kostenlose
Klimagas-Mülldeponie dar – ‚Strom CO2-frei’ wird zum MUSS!“
Einige Stichworte zur vorstehenden Presseerklärung von
Friedbert Pflüger
·
Vattenfall
hat durch
o
seine extrem
unsensible Preispolitik, die als arrogante, oligopol- bzw. monopolitische
Gewinnmaximierungspolitik aufgefasst werden musste und
o
durch den
PR-SUPER-GAU (fast vollständiger Glaubwürdigkeitsverlust) bei der Behandlung
der beiden Kernkraftwerks-Unglücksfälle an der Elbe
ein unverständliches
und auch unverantwortliches Fehlverhalten an den Tag gelegt.
Dies
kann zwar nicht ungeschehen gemacht werden. Aber
·
Neben der
Einsicht in das eigene Fehlverhalten und zwingender technischer und organisatorischer
Verbesserungen – sollte Vattenfall auch zwei
konkrete zukunftsweisende Schritte, zur Milderung und Beseitigung des
entstandenen (Image-)Schadens zur unternehmen.
·
Das sind neben
einer kundenfreundlicheren Preispolitik,
die auch Preissenkungen einschließen muss,
·
vor allem die Verdeutlichung zweier „untergegangener“
Wahrheiten: Vattenfall steht in zwei
entscheidenden Punkten unabweisbar an der Spitze des Klimafortschritts!
Nachfolgend: Konzentration auf das
mögliche erste kommerzielle CO2-freie
Kohlekraftwerk in Berlin
·
Der Ersatz bzw. die Erneuerung des Vattenfall - Kohlekraftwerkes Berlin-Klingenberg steht an.
·
Die Oppositionsparteien unter Führung der CDU
sind sich einig: Es darf kein
klimabelastendes Kohle-Nachfolgekraftwerk geben – weder in Berlin noch
sonst wo! Die denkbare, klimaschutz-akzeptable gasgetriebene Kraftwerk ist nach
Vattenfall - Angaben wirtschaftlich nicht zu vertreten.
·
Auch bei Vattenfall schätzt man inzwischen realistisch
ein, dass Vattenfalls Braunkohlereserven in Zukunft nur mit sauberer
Verbrennung genutzt werden können.
Die politisch akzeptable,
zukunftsweisende Alternative CO2-freies
Braunkohlekraftwerk als
Europäisches
Leuchtturm-Projekt „Klimaschutz-Kraftwerk (KKW) 2015ff.“
ist
möglich und machbar:
1.
Die Pilotanlage mit dem ‚Vattenfallschen’
Oxyfuel-Verfahren ist auf dem Gelände der Schwarzen Pumpe ab dem nächsten Jahr einsatzbereit. (30
MWel) Das Gesamtsystem Oxyfuel bedeutet Kohlenstaubverbrennung nur
mit Sauerstoff und zurückgeführten CO2, Auffangen des CO2, Verflüssigung und unterirdische dauerhafte, klimaunschädliche Speicherung in geeigneten
salzhaltigen ‚salinen Aquifieren, meist poröse Gesteinsschichten’ bzw. in Gas-
oder Ölfeldern. (Das Oxyfuel-Verfahren
ist eines der 3 CCS-Verfahren ‚Carbon (Dioxide), Capture and Storage’. (2. „CO2-Wäsche“,
3. Kohlevergasung und Wasserstoff-Erzeugung und -verbrennung))
2. Nach – inoffiziellen – Aussagen des
Vattenfall-Chefingenieurs Prof. Lars Strömberg (persönlich und ohne „offiziellen“
Vorbehalt gegenüber Prof. Wicke) wäre – sofort – eine entsprechende Oxyfuel-Anlage in großtechnischem
Maßstab möglich gewesen. Im Grunde genommen handelt es sich – bis auf den
Ersatz des Luft-Stickstoff durch recycliertes CO2 – um eine Zusammenstellung großtechnisch bereits erprobter
Verfahren wie Sauerstoffgewinnung aus Luft, Verbrennung von Kohlestaub mit einem
inerten Gas (CO2 statt N2), Abkühlung und Verflüssigung
von CO2 und dauerhafte Speicherung.
3. Derzeit allerdings würde
sich dieses Verfahren aufgrund der Zusatzkosten von ca. 22,5 € pro Tonne CO2
nicht rechnen – wegen der fehlenden
Anreize (der CO2-Ausstoß ist bisher kostenloser ‚Atmosphären-Abfall’
– für große Teile dieses Ausstoßes erhält man derzeit kostenlose CO2-Zertifikate!)
4. Vattenfall plant – 2012/15 dem kommerziellen, großtechnischen Einsatz dieser
‚KKW-Technik, /Klimaschutz-Kraftwerks-Technik)’ – eine Demonstrationsanlage (mit EU-Beihilfen von bis zu 25%) in der
Größenordnung von 300 MWel,. Der gewonnene Strom soll verkauft werden.
5. Erst danach – so ca.
2020 – ist ein wirklich
kommerzielles Kraftwerk geplant.
6. Tatsächlich
kann Vattenfall den großtechnischen Einsatz vorziehen – 2014 bis 2016 kann das
kommerzielle CO2-freie Kohlekraftwerk in Berlin „stehen“: siehe 2., - die technischen Probleme und – vor allen
die notwendigen Optimierungen – können sowohl in der Pilotanlage als auch im –
verlängerten Probebetrieb – vor dem Dauerbetrieb gelöst werden.
7. Das
Speicherproblem ist lösbar: Die EU
und die Bundesregierung (Energiegipfel-Beschluss!) wollen bis 2009 eine
EU-Richtlinie bzw. die deutsche gesetzliche Grundlage schaffen, dass CO2
in salzhaltigen wässrigen Tiefenschichten sicher auf Dauer gespeichert werden
kann. Dann können die Genehmigungsverfahren für diese Dauerspeicher bis zur
Fertigstellung des ersten Klimaschutz-Kraftwerkes zwischen 2014 und 2016 abgeschlossen
sein. Vattenfall trifft schon derzeit intensive
Vorbereitungen zur Sicherung ausreichender,
sicherer Speicherkapazitäten.
8.
Die Transportprobleme sind lösbar: Die Braunkohle kommt per Bahn aus der Lausitz, das CO2
wird per Binnenschiff in Richtung Speicher transportiert.
9. Die Weiterentwicklung des Kyoto-Systems und des
Europäischen Emissionshandelssystems wird zu einem Preis für den CO2-Ausstoß der Großindustrie führen. Das macht Klimaschutz-Kraftwerke
– seien es CCS-Kohlekraftwerke ODER Kraftwerke auf Basis erneuerbarer Energien dauerhaft
wirtschaftlich interessant!
10. Auch
wirtschaftlich ist ein CCS-Braunkohlekraftwerk sinnvoll: (Angaben
aus einer Diplomarbeit an der ESCP-EAP von Max von der Planitz, max@vdplanitz.de).
Vattenfall selbst weist darauf
hin: Oxyfuel
ist sehr wahrscheinlich das preiswerteste saubere Kohlekraftwerk.
o
Windenergie 4,5
bis 13 cents pro kwh,
o
(weitgehend
ausgeschöpfte) Wasserkraft zwischen 3 und 8 cents/kwh,
o
Biomasse zwischen
5und 30 cents und bei
o
dGeothermie zwischen
7 und 14 cents/kwh.
11.
Mit Hilfe von EU-Zuschüssen und Zuschüssen bzw. anderweitigen Hilfen der Bundesregierung kann und
sollte ein Teil der Entwicklungs- und
Zusatzkosten für dieses Leuchtturmprojekt übernommen werden.
12. OHNE
Kohleverstromung KEINE dauerhaft sichere Grundlastversorgung in Deutschland und
weltweit: Energiesparen,
Energieeffizienzsteigerung und die Nutzung der erneuerbaren Energieformen
reichen nicht aus!!! Kohle bleibt das Rückgrat der „Grundlast“-Stromerzeugung.
13. Weltweit wird
die für hunderte von Jahren zur Verfügung stehende Kohle ohnehin genutzt werden
– aber bitte nur mit CCS!
14. Last but not
least: Eigentlich können nur „Verbohrte“ etwas gegen eine CO2-armes
CCS-Kraftwerk haben, dass noch dazu riesige Mengen an Wärme ins Vattenfall-Fernwärmenetz
einspeist!
Summa summarum:
[1] Die Teilkosten
des Oxyfuel-Verfahrens sind die Folgenden:
·
Vattenfalls
Chefingenieur Strömberg u.a. schätzen die Oxyfuel CCS-Gesamtkosten auf 20 bis
25 €/t CO2 . Man liegt auf der „sicheren Seite“, wenn folgende
Kosten zugrunde gelegt werden:
o
Kohlendioxid-Erfassung
(Capture), Verdichtung bzw. Verflüssigung: 14 €/t CO2
o
Transport: 4 €
t/CO2
o Sichere Speicherung: 4,5 €/t CO2