Regisseur auf der Suche nach einem 17jährigen Mädchen


„Lourdes“ zum doppelten Jubiläum - Zum vierten Male auf der dann 60jährigen , zum ersten Mal mit Bernd Aalken als Regisseur

 
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Maria Deters (in der Bildmitte).

Ahmsen.- (hg) In drei, spätestens in vier Monaten begibt sich Bernd Aalken (58), verantwortlich als Regisseur für jetzt genau 25 Inszenierungen auf der Waldbühne Ahmsen, auf die Suche nach einem 17jährigen Mädchen mit ganz viel Schauspieltalent. Es soll im nächsten Sommer, im 60. Spielsommer der „Kanzel des Emslandes“, die Rolle der Bernadette Soubirous übernehmen.

Bernadette Soubirous soll 1858 in Lourdes nahe der Grotte Massabielle (massevieille = „alter Fels“), mehrfach Erscheinungen in Form einer weiß gekleideten Frau (die Mutter Gottes) gehabt haben. Die Quelle in der Grotte soll während einer dieser Erscheinungen entsprungen sein. Die Erscheinung beauftragte Bernadette Soubrious damit, eine Kirche auf der Grotte zu errichten. Heute ist die Kirche ein bedeutender Wallfahrtsort. Der Quelle werden Heilkräfte zugeschrieben. Es ist von vielen Wunderheilungen berichtet. Bernadette Soubrious wurde am 8. Dezember 1933 heilig gesprochen.

75 Jahre nach dieser Heiligsprechung und zum 150jährigen Jubiläum der Marienerscheinungen in Lourdes, die auch Papst Benedikt XVI. zu einem Besuch in der im nördlichen Vorgebirge der Pyrenäen liegenden Stadt nutzen will, will die Waldbühne Ahmsen das Schauspiel von Johannes Domine, eine der wenigen emsländischen Theaterautoren, aufführen.

Noch steht allerdings bis zum 26. August das Hoffmannsthal-Drama „Jedermann“ und dann noch fünfmal „Wickie“ auf dem Spielplan der Bühne in Ahmsen. In diesem Sommer wird sie wie ununterbrochen seit 1995 erneut zur erfolgreichsten Freilichtbühne zumindest von Niedersachsen. Rund 40.000 Zuschauer waren schon da; 50.000 werden es wohl erneut werden. Das wäre nach 2005 das zweitbeste Jahr.

„Jedermann“ wird in diesem Jahr in Ahmsen nach 1991 zum zweiten Mal aufgeführt. Auch viele andere Inszenierungen hat Ahmsen wiederholt, so die „Passion“, die nach 1990 dann 2000 die Besucherzahlen um 50 Prozent erhöhte und im Jahre 2010 erneut geboten werden soll, „Anatevka“ zuerst 1993 und dann erfolgreicher 2004, das Stück von der schlesischen „Heiligen Hedwig“ – auch ein Domine-Stück – 1957 und dann zehn Jahre später wiederholt und mit sensationellem Erfolg bei einem Vertriebenen-Treffen in Osnabrück aufgeführt, aber auch Lippls „Pfingstorgel“ 1955 und 1970 oder mit mäßigem Erfolg das Raiffeisen-Stück „Um Brot und Gerechtigkeit“ 1972 und dann 1988.

Einige Stücke schafften es dreimal auf den Spielplan: „Der Verlorene Sohn“, mit dem Ahmsen erstmals am 29. Juni 1949 an die Öffentlichkeit trat, wurde dann 1959 und 1982 wiederholt. „Joseph und seine Brüder“ gab es in drei Fassungen: 1950, 1983 und schließlich 2005 mit über 20.000 Zuschauern. Einen ähnlichen Erfolg hatte das in einer südoldenburgischen Kreisstadt spielende Schauspiel „Kreuz gegen Kreuz“, das einen Attentatsversuch gegen Kardinal von Galen schildert, 1971, besonders 1986 im Jahr der 5ojährigen Wiederkehr des Kreuszkampfes und dann 1996. Auch ein Domine-Stück der heimat- und gesellschaftspolitischen und wohl auch eigenen Vergangenheitsbewältigung.

Erfolgreichstes Erwachsenen-Stück in Ahmsen ist aber nach wie vor das Schauspiel „Elisabeth von der Wartburg“, das sogar viermal in Ahmsen geboten wurde. Erich Eckerts Fassung zog 1951 über 25.000 Zuschauer – zwei Drittel kamen damals mit dem Fahrrad ins dünnbesiedelte Hümmling – an, das Stück des evangelischen Pfälzer Pfarrers Wilhelm Gruber, mit dem der gleichaltrige Waldbühnen-Gründer Maristenpater Ewald Schürmann dann mittels der Freilichtspiele Katzweiler ökumenische Bande schlug, wurde 1968 und dann ein Jahr später viel umjubelt auf einer Gastspielreise der Ahmsen Waldbühne nach Meran (Italien) aufgeführt.

Mancher hätte sich gewünscht, dass das Stück von der faszinierendsten und ungewöhnlichsten Frauengestalt und der „Heiligen von der Wartburg“, gleichfalls bei Katholiken und Protestanten ein Vorbild für tätige Nächstenliebe, in diesem Jahr nach 1981 abermals wiederholt worden wäre. Anläßlich ihres 800. Geburtstages ist 2007 nämlich das „Elisabeth-Jahr“.

Aber im nächsten Jahr will die Waldbühne Ahmsen ein ähnliches Jubiläum nicht nutzlos vorbeistreichen lassen. Zum „Lourdes-Jubiläum“ wird das Stück über den „Triumph Unserer Lieben Frau“ zum dritten Mal aufgeführt. Das Stück von Johannes Domine, der Lehrer in Lahre bei Haselünne war, war schon 1958 aus Anlass des 100jährigen Jubiläums der Lourdes-Erscheinungen mit viel Erfolg geboten worden. 17.000 Zuschauer kamen damals, an zwei Nachmittagen waren auf der traditionellen Frauenkundgebung 6.500 Zuschauer.

20 Jahre später hatte das Stück damals mitten in der Freilichtbühnen-Krise dann mit 11.000 Zuschauer eine verhältnismäßig immer noch gute Bilanz und 1995 zog „Lourdes“ 18.300 Zuschauer bei nur zwölf Terminen an.

Vor 50 Jahren spielte Maria Deters (heute Kappelhoff/Ochtrup) – übrigens in der vorigen Woche mit einer Reisegruppe Gast bei „Jedermann“ – die gewaltige Rolle der „Bernadette“. Sie war damals genauso 17 Jahre alt wie 20 Jahre später Marianne Etmann (heute Heit/Herzlake) und vor 13 Jahren Sonja Böhmker (heute Untiedt/Werlte), die noch heute auf der Bühne mitwirkt.

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Sie hatten unterschiedliche Regisseure. 1958 inszenierte Anton Funke aus Heessen (Westfalen), der von Beginn an trotz der weiten Entfernung 28 Jahre lang Ahmsen treu blieb und sogar für einige Jahre Vorsitzender war. Er führte die Ahmsener Laiendarsteller in die Geheimnisse des Schauspiels ein, ging in seinen Anforderungen sogar für Massenszenen und bei der Hauptdarstellerin bis an die Grenzen.

Aus ganz anderem Holz geschnitzt war Dr. Heinz Wildhagen (Wuppertal), dessen Konzentration der Hauptfigur galt. Marianne Etmann ging förmlich in die Rolle auf; einsetzende Herzbeschwerden machten der Bühne Sorgen. Hans Peter Renz (Ostrittrum) löste dann 1995 für ein Jahr den damals schon seit Jahren in Ahmsen tätigen Bernd Aalken ab. Er hatte ein Auge für dramaturgische Effekte und eindrucksvolle Szenen, führte sehr zurückhaltend Sonja Böhmker in Rolle ein.

So hat Bernd Aalken, obwohl seit 1983 fürs religiöse Stück verantwortlich, das Schauspiel „Lourdes“ noch nicht inszeniert. Liebend gerne hätte der aus Bad Bentheim stammende Regisseur – im Hauptberuf Bankkaufmann und nebenbei auch Autor mancher Märchenstücke – einmal „Mutter Courage“ oder „Amadeus“ eingeübt, doch 2008 folgt aus Daten-Gründen „Lourdes“. Folglich muss er sich schon bald nach Saisonende auf die Suche nach einem 17-jährigen Mädchen machen, das ganz, ganz viel Schauspieltalent besitzt.

1958 zum einhundertjährigen Jubiläum der Marienerscheinungen von Lourdes wurde zum ersten Mal das Schauspiel rund um die Lebensgeschichte der jungen Bernadette Soubirous auf der Waldbühne Ahmsen geboten. Maria Deters (in der Bildmitte) spielte damals die Hauptrolle.