Bröring: „Dörpen keine Spielwiese" / Investor: Kohlekraftwerk soll 2013 ans Netz gehen   | SonntagsReport vom 10.06.2007

Neues Wahrzeichen für das Emsland

Bröring: „Dörpen keine Spielwiese" / Investor: Kohlekraftwerk soll 2013 ans Netz gehen

Dörpen (cg) Ab 2013 hat das nördliche Emsland ein neues Wahrzeichen: 150 Meter hoch soll der Kühlturm für das neue Kohlekraftwerk in Dörpen in den Himmel ragen. Wenn alles nach Plan verläuft könnte in gut sechs Jahren der erste in der Ems Gemeinde produzierte Strom in das Nett eingespeist werden, hofft zumindest der schweizerische Konzern BKW FMB Energie AG als Investor. Dass das Unternehmen eines der modernsten und effizientesten Kraftwerke bauen will, versicherte der Geschäftsführer der deutschen Tochtergesellschaft, Christoph Frings, in der vergangenen Woche bei einer Pressekonferenz in Dörpen. Darin lieferte Frings auch den Grund dafür, weshalb der Investor erst drei Monate nach Bekanntwerden der Pläne an die Öffentlichkeit getreten sei und zuvor größten Wert auf Vertraulichkeit gelegt habe: „Das war aus börsenrelevanten Gründen nötig." Inzwischen sei das Milliarden Projekt aber gemeinsam mit dem Partner, der Advanced Power AG aus Zug/Schweiz, soweit vorbereitet, „so dass wir an die Öffentlichkeit gehen können".

Nach Ansicht des BKW Geschäftsführers spricht vor allem das Alter der zurzeit in Deutschland am Netz befindlichen thermischen Kraftwerke für den Neubau. „Mehr als die Hälfte aller Kraftwerke ist älter als 40 Jahre, ihr Wirkungsgrad liegt unter 30 Prozent." In Dörpen soll eine hochmoderne Anlage mit einer Laufzeit von 40 Jahren gebaut werden.

Auf dem mit einer grünen Linie markierten Gelände südlich des Küstenkanals soll das Kohlekraftwerk gebaut werden.

„Wir sind uns bewusst, dass die Anlage Kohlendioxid produziert", gestand Frings ein. Aber man baue für die Zukunft vor: Sollte die zurzeit noch nicht vorhandene Technik zur C02 Reduktion in zehn Jahren bereit stehen, „so wird sie in Dörpen eingesetzt". Der Wirkungsgrad liege dann bei etwa 46 Prozent. Dieser lasse sich jedoch noch steigern, wenn die Kraft Wärme Kopplung erfolge. Das bedeutet, dass die Abwärme als Energie genutzt wird.

Für Dörpens Bürgermeister Hermann Wacker war mit der Vorstellung eine „wichtige Etappe" erreicht. Alle Beschlüsse für die Ansiedlung des Kraftwerkes seien in Gemeinde und Samtgemeinderat einstimmig gefasst worden „über Parteigrenzen hinweg". Dass „Dörpen keine Spielwiese für den Konzern aus der Schweiz ist", bekräftigte Landrat Hermann Bröring angesichts der für Ende Juli vorgesehenen europaweiten Ausschreibung der Bauarbeiten. „Dieses Vorhaben stärkt den Wirtschaftsstandort Dörpen. Außerdem ist das Emsland nicht nur Transitland für produzierten Strom, sondern direkt an der Herstellung beteiligt", so der Landkreis-Chef. Unter diesen Bedingungen „ist mir ein Kraftwerk im Emsland lieber als anderswo".

Vor dem ersten Spatenstich für die rund eine Milliarde Euro teure Investition wird es ein umfangreiches Genehmigungs und Prüfungsverfahren geben. Nach heutigem Stand könne es zwei Jahre in Anspruch nehmen, wie Samtgemeindebürgermeister Hans Hansen ergänzte.

Zur Sache

Die Ausschreibung der Bauarbeiten nimmt die eigens gegründete Projektgesellschaft „Energie Dörpen GmbH & ,Co. KG" vor. Das ;Kraftwerk, das jährlich mit zwei Millionen Tonnen Steinkohle aus Nordamerika und Afrika befeuert werden soll, hat eine Leistung von 900 Megawatt. 7.500 Stunden pro Jahr soll die Anlage unter Volllast gefahren werden. Gebaut wird es auf einer rund 35 Hektar großen Fläche südlich des Küstenkanals und östlich der Bundesstraße 70. Nach Angaben der Investoren sollen im Kraftwerk selbst 100 Arbeitsplätze entstehen, weitere 100 zum Beispiel im Bereich Ver und Entsorgung. Der Kühlturm ist etwa 30 Meter höher als der des stillgelegten Kraftwerks in Meppen Hüntel.     (cg)

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