Milchleistungskontrolle im Kuhstall von Hermann Josef Esbach| Ems-Zeitung vom 21.09.2006

„Wie spät melkt ihr heute Abend?"

Milchleistungskontrolle im Kuhstall von Hermann Josef Esbach

Von Hermann Hinrichs
AHLEN. Noch lehnt sich Wilfried Schmunkamp lässig an die weiß verflieste Wand im Melkstand von Landwirl Hermann Josef Esbach. Die ersten Kühe kommen herein und stellen sich routiniert nebeneinander auf. Für den Ahlener Landwirt Esbach wird es jetzt stressig. Er fängt an zu melken. Keine zehn Minuten später ist auch Schmunkamp in seine Arbeit vertieft: Die Milchkontrolle beginnt.

Vollautomatisch wird während des Melkens eine Probe abgezapft. Kontrolleur Wilfried Schmunkamp füllt diese Milch in seinen blauen Becher...

An seinem blauen Halsgurt hängt wasserdicht verpackt ein Taschen Computer. Nachdem gerade wieder eine Kuh vom Melkzeug befreit worden ist, gibt Milchleistungsprüfer Schmunkamp als Erstes die Milchmenge in das kleine Gerät ein. Routiniert greift er nach dem Becher, in den parallel zum Melkvorgang automatisch eine Probe abgezapft worden ist. Er nimmt eine kleine Pipette zur Hand und füllt damit etwas Milch in eines der vielen kleinen Probefläschen, die in einem Plastikkasten untergebracht sind. Unterdessen sorgt Landwirt Esbach dafür, dass die nächsten acht Kühe in den Melkstand kommen.

... und zieht mit einer Pipette daraus einige Milliliter, mit denen er die Probefläschchen befüllt.

Gut 50 mal erledigt Schmunkamp seinen Arbeitsgang an diesem Abend. Trotzdem findet er immer wieder etwas Zeit zu plaudern, wenn gerade die nächsten acht Kühe ihre Milch geben. „Ich betreue insgesamt 20 Betriebe in Kluse, Wippingen und Neudörpen", umreißt er seinen Zuständigkeitsbereich. Er selbst wohnt in Ahlen, und bewirtschaftet dort einen landwirtschaftlichen Betrieb. Parallel geht er seiner Tätigkeit als Milchkontrolleur nach, die für ihn mittlerweile fast schon zu einem zweiten Beruf geworden ist.

Im Schnitt verbringt Schmunkamp, der in seiner Heimatgemeinde auch Ratsmitglied ist, fünf Stunden pro Tag mit der Milchleistungskontrolle und das an fünf Tagen in der Woche. „Ich komme immer unangekündigt", erklärt er. Bescheid sagt er dem Landwirt erst am Tag der Kontrolle, um zu erfahren: „Wie spät melkt ihr heute Abend?"

Wozu ist die Leistungsprüfung eigentlich gut? Für Landwirt Hermann Josei Esbach liegen die Vorteile klar auf der Hand: „Ich bekomme nach jeder Kontrolle einen dicken Stapel Zettel; auf dem alle Daten ausgedruckt und ausgewertet sind. Ich kann so optimal erkennen, wie gut ich meine Herde im Griff habe.` Schließlich wird nicht nur die Milchmenge gemessen; sondern auch die Inhaltsstoffe Fett und Eiweiß. Zudem wird der Harnstoffwert der Milch ermittelt. „Der ermöglicht mir zusätzliche Erkenntnisse, ob die Fütterung der Kühe richtig abgestimmt ist." Anhand der so genannten Zellzahl kann Landwirt Esbach erkennen, wie es um die Gesundheit eines jeden Tieres bestellt ist.

Bei der Arbeit: Landwirt Hermann Esbach aus Ahlen setzt gerade ein Melkgeschirr an.

Ein dicker Stapel Papier also, den Esbach wenige Tage nach der Kontrolle erhält, aber dennoch für ihn eine echte Pflichtlektüre. Die Leistungsdaten der Kühe sind aber noch zu einem anderen Zweck gut. „Die Ergebnisse beschreiben auch die Leistungsfähigkeit von jedem Tier und werden daher im Stammbuch vermerkt." Jeder kann so anhand der Daten erkennen, wie gut oder schlecht es um den züchterischen Wert des Tieres bestellt ist. Das ist vor allem beim Handel mit Zuchtvieh bedeutsam.

Während Esbach seinen Nutzen aus den zahllosen Daten zieht, geht Schmunkamp wieder seiner Arbeit nach. Seine erste Frage am Telefon: „Wie spät melkt ihr heute Abend?"

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