Ems-Zeitung vom 26.11.2005

Keine gymnasialen Oberstufen in Dörpen und Werlte
Von Hans Brauer
Papenburg
Die Veränderungen in der Schullandschaft im Altkreis Aschendorf-Hümmling können nur gemeistert werden, wenn alle Beteiligten an neuen Lösungen konstruktiv mitarbeiten, versicherte Landrat Hermann Bröring in einem Interview mit unserer Zeitung. Das Gespräch hat folgenden Wortlaut:

Herr Landrat Bröring, die Gründung neuer Gymnasien in Dörpen und Werlte hat vor dem Hintergrund des auch im Emsland zu erwartenden demographischen Wandels Zweifel an der Richtigkeit dieser Entscheidung ausgelöst. Sind diese Bedenken völlig unberechtigt?
Bröring:
Bei der Entscheidung für Werlte und Dörpen haben wir Bevölkerungsprognosen berücksichtigt. Schon heute wissen wir, dass 2010 pro Jahrgang rund 100 Schüler das Hümmling-Gymnasium besuchen werden. Das reicht für eine Drei- oder sogar Vierzügigkeit. Die Sorgen einiger Sögeler zur Zukunft der Schule sind damit unbegründet. In Werlte rechnen wir mit 50, in Dörpen mit rund 55 Schülern pro Jahrgang, so dass sich beide als zweizügige Gymnasien etablieren werden.

Welche Auswirkungen ergeben sich für den gymnasialen Standort Papenburg?
Bröring:
Schon ohne Schüler aus dem ostfriesischen Raum können wir in Papenburg 2010 von einer Jahrgangsstärke von 160 Jugendlichen ausgehen. Dies bedeutet für beide Gymnasien mindestens eine Dreizügigkeit. Zweifelsohne wird es jedoch mehr Wettbewerb zwischen den Schulen geben, was mit Sicherheit der Qualität und damit am Ende den Schülern zugute kommt.

Warum also dann trotzdem die neuen Standorte in Dörpen und Werlte, wenn in Sögel und Papenburg jeweils nur noch drei Klassenverbände gefahren werden?
Bröring:
Unsere Berechnungen gehen von einer Übergangsquote von rund 30 Prozent zum Gymnasium aus, was eher zurückhaltend ist. Die Zahl der Gymnasiasten pro Jahrgang wird wohl noch auf 40 Prozent steigen. Dies wird die Entscheidung für den Ausbau des wohnortnahen Schulangebots in Dörpen und Werlte stärken, jedoch zu Lasten der Hauptschule gehen, weil den Realschulen Schüler zum Gymnasium verloren gehen, für die dann potentielle Hauptschüler nachrücken. Wir haben schon heute an einigen Standorten nur noch 16 Prozent Übergänge zu den Hauptschulen.

Zurück zu den Gymnasien: Können dort mittelfristig noch genügend Leistungskurse in der Oberstufe angeboten werden?
Bröring:
Hier sehe ich überhaupt keine Probleme. Die Schüler aus Dörpen müssen zur Oberstufe weiterhin nach Papenburg, die Werlter nach Sögel, so dass die Oberstufen dort unbeeinflusst von den zusätzlichen Standorten gesichert sind. Für ein vielfältiges und qualifiziertes Kursangebot wird es zunehmend von Bedeutung sein, dass die Gymnasien im Bereich der Ober-stufe eng miteinander kooperieren, wie dies die beiden Lingener Gymnasien bereits erfolgreich praktizieren.

Könnten Gymnasien wie Dörpen und Werlte überhaupt eine eigene Oberstufe vorhalten?
Brörinig:
Nein, dass können sie nicht, und hier wird es auch keine Sonderregelungen geben. Solange die Landesregierung an einem dreigliedrigen Schulsystem festhält, kann es in Dörpen und Werlte keine gymnasiale Oberstufe geben. Dies würde auch den Schulfrieden im Emsland nachhaltig stören, weil wir dann eine grundsätzliche Diskussion über neue gymnasiale Standorte, letztlich als Teil von integrierten Gesamtschulen, beginnen.

Also alles in der emsländischen Schullandschaft in bester Ordnung?
Bröring:
Mich überrascht, dass wir ständig über die Zukunft der Gymnasien reden und dabei viel zu wenig im Blick haben, was aus den Hauptschulen wird. Sie sind doch das Zentrum der beruflichen Grundausbildung für Industrie und Handwerk. Angesichts des auch im Emsland drohenden Facharbeitermangels sollten wir uns viel stärker unseren Hauptschulen widmen.