Ein Ruck für die Schulen- Ems-Zeitung vom 10.03.2004

Ein Ruck für die Schulen
Niederländer überzeugt: Inspektoren spornen an
Osnabrück, 9. 3. (mik Eigenb.) „Die Sau wird nicht vom Wiegen fett': Kritiker wenden diese Bauernweisheit auch auf den „Schul TÜV an", den Niedersachsen in Anlehnung an die Niederlande plant. Demnach werden Schulen nicht besser, nur weil sie kontrolliert werden. Ein niederländischer Experte hat diese Kritik am Dienstag in Osnabrück zurückgewiesen. Der Tenor: Die Sau wird zwar nicht fetter. Aber sie gibt sich mehr Mühe, fett zu werden.

In den Niederlanden, die seit 1999 einen „Schul TÜV" haben, ist Rob Schouten einer von 250 Inspektoren. In Osnabrück war Schouten am Dienstagnachmittag ein gefragter Fachmann: Uber 50 Lehrkräften aus Stadt und Landkreis Osnabrück erzählte er auf Einladung der Euregio von seinen Erfahrungen.

Bei seiner Arbeit als Inspektor in Den Haag und Umgebung habe er bemerkt, dass sehr wohl ein Ruck durch die überprüften Schulen gegangen sei, erklärte Schouten: „Die Schulen tun ihr Bestes, um sich so gut wie möglich zu präsentieren."

Ob auch an niedersächsischen Schulen eine fruchtbare Qualitätsdebatte losbricht, wenn nach den Plänen von Kultusminister Bernd Busemann ab 2005 die ersten externen Fachleute die Schulen begutachten? Dazu sagte Schonten nichts. Stattdessen betonte er, wie wichtig es sei, die Ergebnisse des „Schul TÜVs" offen zu legen. Öffentlichkeit könne anspornen, die schulische Qualität zu steigern. Außerdem dürften Schulinspektoren mit Personalentscheidungen an den Schulen nichts zu tun haben, riet Schouten seinen deutschen Kollegen.

Die beiden Dezernenten der Bezirksregierung Weser Ems, Rolf Hahn und Werner Wilken, bestärkten Schouten in dieser Meinung. Wilken und Hahn betreuten zusammen mit 15 anderen Dezernenten das Pilotprojekt, bei dem 2002/2003 acht niedersächsische Schulen einer Qualitätskontrolle unterzogen wurden. Knackpunkt der "Schul TÜV" Pläne sei die Stellung der Inspektoren, erklärte Hahn bei der Veranstaltung in Osnabrück. Wilken und er seien dafür, die Schulbehörden zukünftig auf drei unabhängige Säulen zu stellen: Schulaufsicht, Fortbildung und Inspektion. Bei diesem Modell sind Qualitätskontrolle und Personalplanung strikt getrennt.

Manch ein Lehrer wird da aufatmen. Ob Kultusminister Bernd Busemann diese Idee gut findet, wird sich zeigen. Schon im Mai bekommen übrigens zwölf weitere Schulen in Niedersachsen Besuch von Hahn, Wilken und ihren Inspektorenkollegen, darunter wird eine Papenburger Berufsschule sein.

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