Hochtiedsnöger (Hochzeitslader)

Alois Nehe als Hochtiedsnöger

Mit seinem bunt geschmückten Fahrrad, seinem schwarzen Anzug und dem Hut mit der Schleife ist er schon eine auffällige Erscheinung. Zu allem Überfluss trägt er auch noch eine schwarze Tasche: So ist Alois Nehe zur Zeit öfter unterwegs, denn er übt das Amt des Hochtiedsnögers (zu deutsch: Hochzeitslader) aus. Auf Wunsch der Brautleute Annegret und Wilfried Schmunkamp ist er unterwegs, um den Gästen die Einladung zur kirchlichen Hochzeit persönlich zu überbringen.

Alois Nehe knüpft damit an einen alten emsländischen Brauch an. Vom Brautpaar hat er einen Handstock erhalten. In jedem Haus, das er besucht, wird eine Schleife an den Stock gebunden. Seine Einladung überbringt Nehe auf Plattdeutsch in Versform. Die Einladung wird mehrfach für einen Schluck für den Hochtiedsnöger und die Gäste aus der Nögerflasche unterbrochen. Diese Flasche und die schriftlichen Einladungen sind der Inhalt seiner schwarzen Tasche.

Viele Einladungen sind zu überbringen. Aber die Schlucke aus der Nögerflasche und die Freundlichkeit der Eingeladenen machen die Einladungstour zu einer langwierigen Sache. Bis alle Einladungen überbracht sind vergehen einige Wochen. Für diese Hochzeit ist als zweiter Hochtiedsnöger auch noch Bernhard Sabelhaus unterwegs. Und diese Unterstützung ist auch dringend nötig: aus gesundheitlichen Gründen - und damit die Einladungen auch noch vor der Hochzeit ankommen.

Die Einladung in Versform

Gauden Dag, Ih leiwen Lü in't Hus,
ik kaom de her mit vääl Gebruss.

Bün ik hier racht, dann segg ik luut,
mi schickt Schmunkamps Wilfried, un seine Brut.
Nu will wi ers maol einen drinken,
dann vertell ik wieder van den Schinken,
Kauken, Schluck un Beier noch väll mehr,
ach nu verdau ik mi al weer.
Ik wull jau doch vertellen von Schmunkamps Wilfried u seine Brut,
man nu schenk ik ers maol einen ut.

Alois Nehe als Hochtiedsnöger (Ausschenken aus der Nögerflasche)

Brut un Brütigam de schickt mi hier,
ik schöll jau nögen tau de Fier.

So as de beiden tau mi sähn ,
in sess Wäke schöll de Hochtied wään.

So 'ne Hochtied stellt wat vör
ik glööf, wi krieget väll Pleseier,
Ih häbt ja hört van dat Äten un Drinken,
van twintig Schwiene Kotelett un Schinken.
Van dartig Höiner, de dor schlachtet weert,
un wat dor anners noch gebört.
'n Wagen vull Beier, n' Wagen vull Wien,
kumm her, ik schenk noch einen in.

(Ausschenken aus der Nögerflache)

In'n Keller ligg et Fatt an Fatt,
oh Lü, wat krieg wi vull dat Gatt!
Häb ih mi ook wall racht verstaohn,
in sess Wäke mööt ih nao de Karke gaohn.

Un dann giff use Herrgott sienen Sägen,
doran is ook nu noch alles gelägen.
Un däi Musikkapelle, mit fiefuntwintig Hörn,
däi blaost van achtern noch bäter as van förn.
Dann geiht de Hochtied richtig loss,
oh Kinners, wat krieg wi 'n Spaß.

Ik nöge hier nich Katt un Mus,
ik nöge jau mit (Anzahl) Personen ut Hus
Ih leiwen Lü, denkt nich an den Morgen,
mälken un fauern mööt de Naobers för sorgen.
Blieft nu munter un gesund,
ick mutt noch rein watt Hüse rund
Linnt an'n Stock off Hus up'n Kopp.

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