Erklärung der kath. Bischofskonferenz und der ev. Kirchen Deutschlands am 20.03.2003

Erklärung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, des Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Manfred Kock, und des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), Bischof Walter Klaiber vom 20.03.2003


Dieser Krieg ist Ausdruck des Scheiterns der Politik

Dieser Krieg ist Ausdruck des Scheiterns der Politik. Bei allem Verständnis für das Unrecht, das den Vereinigten Staaten durch die Terroranschläge des 11. September 2001 zugefügt wurde, und für die Verletzung ihres Sicherheitsgefühls bedauern wir in unserem Land zutiefst die Entscheidung, mit Waffengewalt anzugreifen. Kirchen und christliche Gemeinschaften wie auch viele Menschen weltweit, die vor einem solchen Schritt gewarnt hatten, empfinden in diesem Moment große Trauer. Denn Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein. Immer ist er eine Niederlage der Menschheit.

Dabei geben wir uns im Hinblick auf das menschenverachtende Regime von Bagdad keinen Illusionen hin. Kein Zweifel darf auch daran bestehen, dass wir die in den USA und Großbritannien gepflegten politischen Werte teilen. Dennoch findet der jetzt eingeschlagene Weg des Blutvergießens unseren Widerspruch. Denn wir sehen keine ethische oder völkerrechtliche Rechtfertigung für ihn.

In dieser Stunde erinnern wir daran, dass auch der Krieg kein rechtsfreier Raum ist. Die Konfliktparteien stehen in der Pflicht, die Zivilbevölkerung während der Kampfhandlungen soweit wie nur irgend möglich zu schonen. Eine humanitäre Katastrophe muss vermieden werden. Auch müssen alle Mittel der Politik ausgeschöpft werden, dem Krieg ein rasches Ende zu bereiten.

Unser Mitgefühl gehört allen Opfern: den Toten und ihren Angehörigen, den Verwundeten und den Flüchtlingen. Wir ermutigen die Mitchristen in unserem Land, das Schicksal all dieser Menschen in persönlichem und gemeinschaftlichem Gebet vor Gott zu tragen. Wir appellieren an alle, keine Gelegenheit auszulassen, durch Hilfe das Leiden zu lindern. Wir bitten alle darum, Kontakt zu halten zu den Kirchen und christlichen Gemeinschaften im Nahen und im Mittleren Osten ebenso wie zu unseren Partnern in den USA. In dieser Stunde zeigt sich auch erneut die Bedeutung des Gesprächs mit unseren muslimischen Nachbarn vor Ort und in der Welt.

Gemeinsam beten wir:

Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.

Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.

Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

Amen.

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