Schelmuffsky lebt - Ein satirischer Roman von Heinz Thien

Rückseite der Buchausgabe - Gestaltet von Hermann-Michael GerdesDer Sprecher des Landkreises schloß juristische Schritte gegen den neuen satirischen Roman von Heinz Thien nicht aus. Damit hatte er unfreiwillig aufs Feinste die Kritik des Romans an Bröring und dessen "katzbuckelnden" Gefolgsleuten bestätigt.

Der nur knapp 100 Seiten lange Roman wurde im Stil eines Schelmenromans aus dem 17. Jahrhundert geschrieben.

Der Ich-Erzähler des Romans, Hermannus Bröringis, genannt Schelmuffsky, zieht als schmarotzender Hochstapler und Erzähler seiner Großtaten durchs Land. Im Emsland angekommen, läßt er sich zum tyrannischen Groß-Mogul wählen. Als solcher hält er seine Untertanen vorzüglich mit seiner Zuckerbrot- und Peitschenpolitik unter der Knute. In Sögel allerdings wagen einige Untertanen den Protest (Kahlschlag der Alleen des Schlosses Clemenswerth), unter anderem ein Schreiberling, der zwischen seinen uralten Büchern in seinem Museum herumlungert (Heinz Thien).

Der Roman ist anfangs etwas anstrengend zu lesen. Denn wir lesen die Sprache des Hochstaplers, der auch banalste Dinge als seine Heldentaten ausgibt. Ständig wiederholt Schelmuffsky die Geschichte seiner Geburt.

Hat man sich aber erst eingelesen, wird es durchaus vergnüglich. Es wird klar, dass hier nicht der Schriftsteller Heinz Thien auf die Nerven geht, sondern die Person Schelmuffsky. Dass geografische Fakten wild durcheiandergewürfelt werden (Südseeatoll Liechtenstein; tiefe Schlucht des Emstals; auf dem Weg von Rhede nach Papenburg muß man durch Meppen; Emsländisches Hofbräuhaus; usw.) und alle Maße schnell maßlos werden (die Schwebebahn fährt 800 km; eine Sau, so groß wie eine braunbunte Westfalenland-Kuh; usw.), paßt zu der Erzählweise des Hochstaplers und ist teilweise sehr lustig.

Anfangs wirkt der anarchische Hochstapler sympathisch, wie er versucht, ohne spezielle Kenntnisse, nur mit seinem Erzähltalent über die Runden zu kommen.

Aber als emländischer Groß-Mogul sind seine Taten plötzlich zielgerichtet und dienen nur dazu seine Herrschaft zu festigen. Heinz Thien formuliert hier nicht nur seine Kritik an Hermann Bröring - deutlich ist sein Frust zu spüren über die Dominanz des Landrats, dem kein Lokalpolitiker zu widersprechen wagt.

Der Roman ist kein Enthüllungsroman. Hier wird satirisch zugespitzt und kritisiert, was jeder weiß und manchen Kulturschaffenden im Emsland resignieren läßt.

Das hat wohl auch Hermann Bröring erkannt, der seinen Sprecher anwies, keine Stellungnahmen zum Roman mehr abzugeben.

jdm

siehe auch www.schelmuffsky.de

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